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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0112
weisesten Fürsten zu leben, der mit seinen treuen Dienern Industrie und
Handel unterstützt, weil er seine Untertanen als ein guter Vater liebt.

Eigennutz füllt seine Kisten, mit Hellern von Bettlern erpreßt, unbekümmert
ob nicht Blut und Schweiß durch die Fugen hervordringen und laut rufen:
hier liegt zusammengeraubtes Armengut. Leute von diesem Geschlechte
fürchten sich vor allem, was Fabrik heißt, weil dergleichen Anstalten den Armen
in bessere Umstände versetzen, wenigstens in etwas unabhängiger vom Dienste
seiner Dränger machen. Natürlicherweise erhielt also auch Herr Vogel im
Anfang seiner Unternehmung von manchem den freundschaftlich scheinenden
Rat: „Hüten Sie sich doch, wenn Ihnen Ihr Vermögen lieb ist, in einem reichen
Land eine Fabrik anzulegen, in einem Land, wo alles gut lebt und jedermann
hinreichende Quellen zu seinem Unterhalt findet. Spiegeln Sie sich an den
traurigen Beispielen der Herren N-N-N, die es auch unternehmen wollten, aber
dabei zugrundegingen"', und dergleichen mehr.

Allein sie verschwiegen wohlweislich, daß die wirklich verunglückten Unternehmer
entweder nicht hinreichende Sachkenntnisse hatten, oft mit nicht reiflich
überlegten Fonds zu hoch anfingen, oft schlechte Leute zu Direktoren
wählten, oder keinen Weg kannten, ihre Fabrikate immer, sicher und mit
Vorteil abzusetzen. Aber Herr Vogel dachte:

Wenn auch die Gegend so gesegnet wäre, daß ihre Bewohner allen Verdienst
entbehrten, daß sie ohne Fabrik leben könnten, so würde letztere, bei
einer guten Einrichtung, dennoch bestehen und gedeihen.

Da aber nach dem öffentlichen Zeugnis der badischen Wochenblätter Ganten
oder Konkurse, gerichtliche Zitationen und Auswandernde in der Markgrafschaft
Hochberg eben nicht eine außerordentliche Seltenheit waren, so schloß
er, daß die Armenklasse nicht gar so unbeträchtlich sein müßte als sie von
obigen Personen angegeben werden wollte, und daß eine zu errichtende Fabrik
Arbeiter genug finden dürfte, wobei die leidende Menschheit und der Staat
immer gewinnen würden, wenn auch schon einzelne reiche Personen den lange
Zeit erzwungenen Vorteil, Taglöhner um willkürlich niedere Preise zu erhalten,
verlören und diesen vielleicht täglich einen oder zwei Kreuzer mehr bezahlen
müßten.

Wie wenig er sich in diesen Schlüssen geirrt habe, zeigt das Folgende. Er
begann im Oktober 1783 auf dem Emmendinger Rathaus mit etlich und zwanzig
Kindern; ließ im Anfang von 1784 den Dörfern, wo sich der meiste Hang
zum Spinnen zeigte, gute Aufseherinnen und Lehrerinnen geben und erhielt
bereits in diesem Jahr viele Zöglinge. Aber seine Ausgaben mit den Gerätschaften
beliefen sich auf über 3300 fl.

Nun machte im Jahr 1785 die Fabrik zu Emmendingen selbst den Anfang
mit 40 Kindern, welche im ganzen Oberamt der bittersten Armut entrissen
und dem Entrepreneur sehr unwissend und roh übergeben wurden. Und doch

betrug ihr Verdienst fürs erste Jahr
pro 1785 für das Baum wollspinnen auf dem Land
Schlägt man hierzu die Ausgaben für Hanfspinnen,
Weber, Taglohn, Fuhren usw., so beträgt es über

Also zusammen

Und hierzu obige Anfangs-Ausgaben
Es verbreiteten daher die beiden Anfangsjahre
einen baren Verdienst von

500 fl.
3 170 fl. 48 kr.

5 670 fl. 48 kr.

7 341 fl. 36 kr.
3 300 fl.

10 641 fl. 36 kr.

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