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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0046
Sakramentsnische an der Nordwand, eine Nische der Südwand für die Meß-
kännchen oder ein Ausguß (Piscina) ins Freie würde auch die frühere Verwendung
des Erdgeschosses als Altarraum beweisen.

In drei Fällen in unserem Beobachtungsgebiet ist der ehemalige Chorturm
als Ostturm belassen worden, die Orientierung der Kirche selbst aber um
180 Grad gedreht: wo zuvor der Eingang war, ist jetzt die Altar- bzw. Kanzel-
seite, und der Eingang ist in den Ostturm verlegt, der damit zum Eingangsturm
wird, so in

Binzen, von außen schlecht als ehemaliger Chorturm zu erkennen, erst
der alte Plan schuf Klarheit15;

Köndringen, noch als Stumpf (verputzt) im sonst völlig aus neugotischem
Haustein errichteten Bau16;

Teningen, als Stumpf in einem klassizistischen Weinbrenner-Bau17.

Der Umbau der Kirche in Gottenheim hat einen anderen Weg gefunden:
die erweiterte Kirche hat man nördlich des Chorturms angebaut, dessen alte
Chorhalle nun auch Eingangshalle der Kirche wurde, aber so daß man zwar
unter dem Triumphbogen den Eingangsraum betrat und dann sich aber nach
links in die Kirche begeben mußte18. Man hat davon heute in der Vergangenheitsform
zu berichten, weil der Turm durch den zweiten Weltkrieg zerstört
wurde und nun in einer Form, neu aufgebaut dasteht, aus der man seinen alten
Charakter als Chorturm nicht mehr erkennt.

Es gibt Fälle — es ist vielleicht bezeichnend, daß sie gerade in katholischen
Gemeinden anzutreffen sind —, in denen man vor den stillgelegten zu kleinen
Turmchor westlich zunächst einen breiteren Chor angefügt hat, dem dann
weiter westlich ein abermals verbreitertes Schiff folgte, ja das bisherige Langhaus
einfach als Chor nahm und ein neues, größeres Langhaus erbaute.

So in Forchheim a. K.19;

L i e 1 hat sogar östlich des alten Chorturms noch einen eigenen Begräbnis-
Chor für den Ortsadel, die Herren von Baden, erhalten20. Der Turm ist heute
in der West- und der Ostmauer gotisch unterfangen.

In Bamlach liegt ein eigener Fall vor: hier ist der Chorturm auch zum
Eingangsturm geworden; aber nun so, daß man östlich von ihm ein neues Schiff
anbaute und einen neuen Ostchor21. Die Akten des beginnenden 19. Jahrhunderts
lassen erkennen, daß eine nötige Erweiterung nach Westen nicht in
Frage kam, da das abfallende Gelände einen zu schlechten Baugrund abgab,
der sogar den Bestand des bisherigen kleineren Schiffes bedrohte22. Durch diese
Lösung wurde der alte Ostchorturm zu einem westlichen Eingangsturm.

Das Mittelalter hat mehrfach eine andere Lösung des Erweiterungsproblems
gesucht: man hat südlich neben dem alten Chorturm einen größeren gotischen
Chor gebaut und an ihn in der alten Achsenrichtung ein neues Schiff angefügt.

15 Kunstdenkm. V S. 3; der alte Kern der Kirche ist nicht erkannt. Plan im staatl. Hochbauamt Schopfheim.

16 Kunstdenkm. VI S. 182; das Erdgeschoß des Turmes ist gut beschrieben, aber sein Charakter als ehemaliger
Altarraum nicht begriffen. Zeichnung des alten Turmes in der Sammlung trigonometrischer
Punkte 1826/27 in der Außenstelle des Landesvermessungsamtes Karlsruhe.

17 Kunstdenkm. VI S. 230; hier ist der Chorturm erkannt. Plan s. GLA 399/2509 Bl. 16.

18 Kunstdenkm. VI S. 82; danach hätte sich nur eine Kapelle vor dem Triumphbogen befunden; vgl. a.
Nachrichtenblatt der öffentl. Kultur- und Heimatpflege im Reg.-Bez. Südbaden V (1934) S. 33.

19 Kunstdenkm. ebd. S. 150; der Charakter des Turmes als Chorturm ist nicht erwähnt.

20 ebd. V S. 115; auch hier ist nicht erkannt, daß die Turmhalle einmal für sich schon als Chor einer
kleineren Kirche gedient hatte.

21 ebd. S. 95; es ist wohl vom Turmgewölbe und vom Triumphbogen die Rede, aber nicht von dem Charakter
des ehemaligen Chorturms.

22 Pläne und Akten des Erzbischöfl. Bauamtes Freiburg.

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