http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0081
Abb. 4 Kanzel der Pfarrkirche zu Neuershausen. Photo: H. Brommer
lige, an einen bizarr geformten Baum gefesselt, gerade den Märtyrertod für
seine Religion erleidet. In Brnst, Armen und Beinen stecken wuchtige, grob
gefiederte Pfeile. Derb gelockte Haare ringeln sich vom Haupt bis auf die
Schultern. Den athletisch gebauten Brustkorb kennen wir von den Kruzifixen
her. Jeden Zweifel an der Zuschreibung des Kappeler St. Sebastians beseitigt
zu guter Letzt das breit angelegte, in platten und faltenreichen Partien abwechselnde
, von der linken Hüfte zum Boden stürzende Lendentuch. Wer sich
von den Schwächen der Bildhauerkunst unseres Meisters überzeugen möchte,
dem sei das Studium der häßlichen Zehen am Standbein der Figur empfohlen.
Die Sebastiansstatue in Kappel ist ein Musterbeispiel, dem im umgekehrten
Sinne der Krozinger Johannes Nepomuk als Exempel für die Dekorationskunst
J. B. Sellingers entspricht.
I n das Giebelfeld des Waschhäuschens neben dem Merdinger Gasthaus
zur Sonne wurde 1911 eine Bacchus-Maske eingemauert, die bis zu jenem Jahr
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