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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0104
Bürgermeisters Josef Maus an die Vorderösterreicliisclie Regierung in Freiburg
von 179030 wird in Ten gen (Hegau) nach altem Brauch sämtlichen „Stadt-
burgerwibern" am Aschermittwoch ein Trunk nebst Brot von der Gemeinde
wegen bezahlt. - - Ein erst jüngst entdeckter Beleg aus Vi 1 Ii n g e n sei hinzugefügt
: 1502 gibt man im Villinger Spital „uff die eschen miirooclien . . . moechlin
ein mal allem hußgesind", ebenso Küchlein den Spitalinsassen30a.

Zahlreicher, im einzelnen allerdings auch schwerer historisch einzuordnen und
quellensicher zu kontrollieren, sind Nachrichten über in die Gegenwart hereinreichende
Aschermittwochbräuche. Sie berichten immerhin zum Teil feste, auch
in unseren Schurtagbelegen wiederkehrende Riten31. Immer wieder ist vom
Aschermittwoch als dem Tag der Weiberfastnacht die Rede32. Selbst
im reformierten Ebhausen-Wöllhausen (Nagold) konnte die Weiberfastnacht
nicht voll vom Puritanismus und Pietismus verdrängt werden33. In Schaff hausen
lebte wenigstens ein Teil der Weiberfastnacht bei der Metzgerzunft weiter:
es fanden sich dort am Aschermittwoch die Frauen ein, die allerlei „Unfug mit
Tanz und anderm übelständigen Wesen" trieben34. In Rohrdorf bei Calw haben
sich die Bräuche gespalten: am Aschermittwoch verzehren die Männer, am
Weißen Sonntag (hier Sonntag Invocabit) die Frauen die vom Komtur der
Johanniter daselbst gestifteten Fastnachtsküchlein35. Meist steht jedenfalls das
als Gegenleistung für herrschaftliche oder genossenschaftliche Dienstleistungen
ausbedungene und hochbegehrte Mahl mit den typischen, uns schon vom
Schurtag her bekannten Gerichten - - Fastnachtsküchlein oder Meucheln, Fisch,
Erbsen, Brot und Wein im Vordergrund38. In Gebweiler (Elsaß) ist der
Aschermittwoch Höhepunkt der Fastnacht: Ratsherren, Adel und Geistlichkeit
holten ehedem auf dem Rathaus das „Küchlein"; die Bezeichnung Schurtag hat
sich dabei für den Zechtag der Frauen vereinzelt erhalten37. Das Zunftessen der
Rebleutezunft in Basel am Aschermittwoch wurde 1824 wieder eingeführt38.
Aus Kreuzlingen begab man sich früher am „äscherigen Mittwoch" nach Konstanz
zum Zunftessen; wer nicht mitmachte oder sich sonst störrisch zeigte,
wurde auf der Marktstätte im Brunnentrog „getunkt"39. Kirchgang und Flerings-
schmaus am Aschermittwoch verbindet man in Berchtesgaden40. Der Aschermittwoch
als Auskehr der Fas nacht, bei der allerlei an Austreibungsriten
erinnernder Schabernak getrieben wird, findet sich vielenorts. In Donaueschingen
und Villingen wird wie anderswo — so auch in den Städten, die den
Schurtag kennen - - die Fastnacht im imitierten Leichenzug begraben41. Auch

30 H. Rothfelder, Randiana, in: Hegau I 3 (1957), S. 25.

30a W. Ber w eck, Das Heiliggeist-Spital zu Villingen im Schwarzwald (1963), S. 86 f.

31 Vgl. Art. Aschermittwoch (Sartori) im HWB d. dtsch. Aberglaubens I, Sp. 617. E. Hoffmann -
Krayer, Die Fastnachtsgebräuche in der Schweiz, in: Kleine Schriften z. Volkskunde (1946), S. 24 ff.
F. H. Schmidt-Ebhausen, Fastnacht im altwirtemberg. Dorfe, Schwab. Heimat 4 (1953), S. 22 ff.
K. B o h n e n b e r g e r , Volkstüml. Überlieferungen in Württemberg (Neudruck 1961), S. 35 ff. H a a g c r
in Schriften d. Vereins f. Geschichte usw. d. Bodensees 5 (1874), S. 153. W.Kutter, Schwab.-alemannische
Fasnacht, Hegau 1/9 (1960), S. 28 ff.

32 O. M iihlenhof f , Die Weiberfastnacht, in: Die Heimat (Beilage z. Donauboten) 4/1934, S. 15 f.

33 F. H. S c h m i d t - E b h a u s e n , Forschungen z. Volkskunde im deutschen Südwesten (1963), S. 26 f.

34 A. Stein egger, Zunftanlässe, in: Schaffhauser Beiträge z. vaterl. Gesch. 38 (1961), S. 109 ff.

35 F. H. Schmidt-Ebha u s e n in Wttbg. Jahrb. f. Volkskd. 1 (1955), S. 57.

36 A. D ö r r e r , Alte Mahlgemeinschaften im Lichte ihrer Zeit, Savigny-ZRG. germ. Abt. (1953), S. 267 ff.
3" L. Ehret, Weinbau, Weinhandel u. Weinverbrauch in Gebweiler (1932), S. 226 mit S. 233.

38 P. Kocher, Die Rebleutezunft zu Basel (1942), S. 66.

39 H. S t r a u s s , Die Emmishofer Fasnacht, in: Beitr. z. Ortsgesch. v. Kreuzlingen 2 (1949), S. 29.

40 R. K r i s s , Sitte u. Brauch im Bcrchtesgadner Land (1947), S. 67.

41 H. Feurstein, Fastnachtsgebräuche in Donaueschingen, in: Mein Heimatland (Bad. Heimat) 1916,
S. 38. A. F i s c h e r , Fastnacht in Villingen, ebd. S. 47. Für Wolfach vgl. den Beleg oben Anm. 11.

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