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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0121
und einfältig. Aber in den letzten Jahren haben Zänkereien und Prozessieren
überhandgenommen, die Vorgesetzten werden verachtet, und nicht selten werden
häßliche Pasquille ausgestreut. Es nimmt hier nicht wunder, wenn Felddiebstähle
an der Tagesordnung sind. Dabei könnte man mit den vielen
witzigen Köpfen viel Gutes anrichten, wenn ihre Absichten immer rein wären.
Die Gemeinde besitzt sieben Mühlen, von großer Bedeutung ist der Wochenmarkt
, den Müllheim trotz des Protestes der Stadt Neuenburg vor 60 Jahren
verliehen bekam. Ein Gesuch, zwei Jahrmärkte zu errichten, ist bis jetzt noch
nicht bewilligt. An Verbesserungen schlägt Saltzer die Einrichtung von Manufakturen
vor, ähnlich wie für das leere Amtsgebäude in Badenweiler eine
Fabrik in Frage käme. Außerdem sollen Professionisten angelockt werden;
Saltzer denkt hierbei an einen Apotheker - - ein Medikus ist bereits vorhanden
—, denn die nächsten Apotheken in Kandern und Sulzburg sind weit
entfernt.

Was ergibt sich aus den bisherigen Ausführungen? Saltzer gibt selbst am
Anfang seiner Zusammenfassung die Antwort: Drei Viertel der Untertanen
leben in schmalen Umständen, die drei ärmsten Gemeinden sind Badenweiler,
Britzingen und Haslach. Dieser negativen Feststellung entspricht allerdings
nicht ganz die Summarische Tabelle am Schluß der Denkschrift, nach der die
13 Vogteien insgesamt 1789 Haushaltungen umfaßten, ausschließlich der Juden,
Bastarde und all derer, die nach der neuen Bettelordnung aus Almosen ernährt
wurden. Von diesen 1789 Haushaltungen waren 256 gut, 604 mittelmäßig und
888 schlecht bemittelt, dazu kamen noch 41 Lumpen (Asoziale). Die schlecht
Bemittelten, Taglöhner und Einspännige, die ein oder paar Stück Vieh haben,
denen es aber fast noch schlechter als den Taglöhnern geht, nehmen also mehr
als die Hälfte ein. Sie resultieren aus der Bevölkerungszunahme des 18. Jahr-
luiiiderts und bilden ein ländliches Proletariat, das erst durch die Agrarreformen
ab Ende des Jahrhunderts und durch Abwanderung in die Stadt ein
gewisses Existenzminimum fand.

Welche Folgerungen sind aus dieser Situation zu ziehen? Wieder beginnt
der Bericht wie am Anfang mit dem Idealzustand eines Staates. „Das Land
ist glücklich, in welchem eine proportionaliche Anzahl weiser, tugendhafter,
gesunder und starker Untertanen unter einem huldvollen und väterlich gesinnten
Herrn im Frieden miteinander leben und in dem ein jeder zu seiner
eigenen wahren Wohltat durch billige Gesetze geleitet wird, alle zusammen zu
einer echten Glückseligkeit gelangen, wo die Nahrungssäfte in einem pro-
portionalichen Umlauf sich befinden, nicht verschwendet, nicht außer Land
gesendet, sondern von auswärts vermehrt werden."

Nach dieser etwas theoretischen Einleitung macht Saltzer nun präzise Vorschläge
, und es zeugt von dem Weitblick des Verfassers, wenn er an den Beginn
die Verbesserung des Schulwesens stellt, an zweiter Stelle sollen gute Vorgesetzte
herangezogen werden. Aber das setzt auch eine bessere Besoldung
voraus; Saltzer schlägt deshalb vor, die Vorgesetzten sollten den zehnten Teil
der vermehrten Gemeindeeinkünfte erhalten. Die weiteren Punkte stehen alle
unter dem schon erwähnten „ökonomischen Gesetz", nämlich, daß das Geld im
Land zu bleiben habe, somit alle unnötige Ausfuhr (von Geld) verhindert,
dagegen aber Geld ins Land gebracht werden müsse. Saltzer weist in diesem
Zusammenhang auf seine Denkschriften von 1749 und 1752 hin, Tücher, Stoffe
und Gewebe im Land selbst zu fabrizieren, was zudem vielen Menschen einen
Verdienst gebe. Außerdem fehlt es an tüchtigen Handwerkern, gemeint sind

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