Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0109
Bereits am 4.Thermidor (22.Juli) schickte der französische Kommandant
ßruny an den Magistrat die Aufforderung zur Auslieferung folgender Gegenstände
:

1. Die beiden Flügel des Holbein-Altars in der Universitätskapelle13.

2. Die Flucht der hl. Familie von Baldung-Grien aus dem Hauptaltar14.

3. Den Malteserkopf.

Die Bilder mußten pünktlich drei Uhr desselben Tages zum Adjutanten
General Bouvard, Chef vom Generalstab Nr. 167, gebracht werden, welcher
Befehl vom Registrator Schinzinger und einigen Arbeitsleuten ausgeführt
wurde15. Metternich stellte noch am selben Tage eine Empfangsbescheinigung
über die drei Gegenstände aus. Sie sind am 24. Juli auf requirierten städtischen
Wagen über den Rhein geschafft worden.

Es seien hier einige Bemerkungen über das dritte Beutestück, den Malteserkopf
, eingefügt, um dessen Bedeutung sich bereits Kraus und Kempf
bemüht haben, ohne das Richtige zu treffen. Das von Kraus (S. 65) in der
Metternichschen Quittung falsch gelesene Tete sechee wurde von Kempf zwar
richtig gelesen, aber irrtümlich mit der Alexander-Reliquie identifiziert, die
von Haussmann in dem obigen Bericht ja noch besonders angeführt wird. Auf
der Suche nach weiteren Belegen stieß ich auf das für jene Zeit sehr aufschlußreiche
Tagebuch des damaligen Münsterpfarrherrn Bernhard Galura (veröffentlicht
von J.Riegel in Schauinsland Jg. 47/50, 1923). Galura schreibt
unterm 27. Juli 1796: Den Franzosen mußten das Baidungsbild „Die Flucht
nach Ägypten" und die Holbeinbilder in der Universitätskapelle ausgeliefert
werden: ebenso verlangten sie den angeblichen Malteserkomturschädel mit
rotem Flaar und vollständig erhaltenen Zähnen, der seit unvordenklichen
Zeiten in der Böcklinskapelle aufbewahrt wird, wohin er aus dem Friedhof
der Insel Malta gekommen sein soll.

Einen weiteren Hinweis enthält der Reisebericht des Abbe Grandidier aus
dem Jahre 1784. Es heißt hier bei der Beschreibung des Freiburger Münsters:
La Chapelle de la Ste. Croix oü est une croix tres ancienne, ressemblent ä
celle de Niedermünster, oü est l'epitaphe de Guillaume Boecklin de Boeck-
linsau fondateur de la meme chapelle, et oü l'on montre la tete et les deux
mains bien conservees d'un chevalier de Malte, trouvees dans l'eglise de
l'ancienne commanderie de cet ordre. (Nouvelles oeuvres inedites de Grandidier
T. 1. Colmar 1897, S. 131.) Schließlich machte mich Professor Bopp (Kolmar)
auf eine Notiz August Stöbers in der Alsatia 1, 1850, S.25/25, aufmerksam, die
auf eine Bemerkung von ,X. Mossmann in dessen Ausgabe der Dominikanerchronik
von Gebweiler beruht. Da die Ausführungen Mossmanns zur Lösung
des Rätsels weitgehend beitragen, und er vor allem die Hagenbach-Legende
iiborzeugend abtut, seien sie hier in extenso abgedruckt: On fait voir a la
bibliotheque de Colmar, une tete momifiee, provenant de Fribourg, qui passait
Longtemps pour avoir appartenu ä Pierre de Llagenbach. Personne cependant
n'ajoutait foi a cette tradition; il est trop bien connu que les restes de Hagen-
bach furent rendus ä sa famille, et eile n'aurait sans doute point laisse con-

13 Es handelt sich um das aus zwei Flügeln bestehende Mittelstück des Altars. Vgl. Paul Ganz: Die
Weihnachtsdarsk'llung Haus Holbeins d.j. Die Flügel des Oberried-Altars in der Universitätskapelle des
Münsters zu Freiburg (Freiburger Münsterblätter 1922).

14 Helmut Perseke, Maus Baidungs Schaf Ten in Freiburg. Dfss. phil. Freiburg i. Br. 1940, S. 4 ff.

15 Ratsprotokoll unterm 22. und 24. Juli 1796 (Nr. 29 und 53).

107


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0109