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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0030
begnügen, daß wir in diesen leichten Marktgebänden unseres Erachtens sogar
einen der wichtigsten Bestandteile der zähringischen und der gleichzeitig von
anderen Dynasten gegründeten Marktstädte vor uns haben. Wir verweisen anf
Villingen, wo die Metzig, das Kornhaus und das Gerichtshaus ebenfalls auf
den beiden großen sich kreuzenden Marktstraßen gelegen waren (Abb. 13
und 14)04a. Von Rottweil besitzen wir ein eindrucksvolles Bild, das uns eine
gleichartige Anlage in weiter ausgebautem Zustande im Jahre 1564 noch völlig
intakt vorführt (Abb. 15 und I6)64b. Für Offenburg hat jüngst Arnold Tschira
das Vorhandensein einer solchen auf der Marktstraße gelegenen Metzig und
eines Gerichtsgebäudes vor der totalen Zerstörung der Stadt im Jahre 1689
nachgewiesen (Abb. 17)64c. Brotlaube und Metzig, die uns in den Breisacher
Urkunden entgegentreten, haben, wie die Quellen zeigen, ebenfalls auf
dem eigentlichen Markt der Stadt, der heutigen Radbrunnenstraße, ihren
Platz gehabt05. Sogar das kleine Kenzingen hatte eine Brotlaube, ebenso
Neuenburg a. Rh., Staufen und Endingen a. K., deren Plätze (mit Ausnahme
von Kenzingen, wo sie „in foro" lag) allerdings noch nicht ermittelt werden
könnten0ß. Und in Waldkirch gab es eine Metzig, die ebenfalls mitten auf der
Marktstraße stand87. Auch die von den Zähringern in der Schweiz errichteten
Städte wiesen solche mitten auf ihren breiten Marktstraßen gelegenen leichten
Gebäude für die Abwicklung des Marktverkehrs auf. In Bern bestanden so
auf der Mitte der breiten Marktstraße, der heutigen Gerechtigkeitsgasse, bis
ins 15. Jahrhundert eine obere Brotschaal, eine niedere Brotschaal mit 28 Bän-

ß4aEine Brotbank in Villingen wird erwähnt 1340 Mai 1 (ZGORh Bd. 13, 1861, S. 293), eine Metzig
1409 Juni 3 (ebd. Bd. 8, 1857, S. 246). Vgl. ferner Hamm, Städtegründungen a.a.O. S. 101,
Abb. 4; P. Revellio, Das alte Rathaus in Villingen im Schwarzwald, ebd. o. J., S. (2). W. Noack,
Die Stadtanlage Villingens als Baudenkmal, Badische Heimat, 1939, S. 236, 244.

04bHamm, Städtegründungen a.a.O. S. 111, Abb. 5; Gruber, Gestalt der deutschen Stadt a.a.O.
S. 67, Abb. 46. —■ An älteren Belegen seien genannt: 1285: „lobun sub quo frumentum vendi
solent" (UB Stadt Rottweil, Württ. Geschichtsqu. 3, S. 14 Nr. 44); 1324 Febr. 1: „brotlaube",
ebd. S. 60 Nr. 126; 1339 Juli 13: „under der brotlauben" (ebd. S. 75 Nr. 171); 1344 März 1:
„Kürsenlaube" (ebd. S. 88 Nr. 193 und öfter); 1362 Febr. 23: „metzig" (ebd. S. 35 Nr. 330); 1378
Febr. 14: „under der metzig" (ebd. S. 175 Nr. 442); 1348 Juli 30 und 1425 Sept. 1: „Das Hofgericht
tagt in der Kürsenlaube" (ebd. S. 239 Nr. 600; Nr. 902). Die Kürsenlaube ist wohl der
Sitz der Kürschner, vgl. Fischer, Schwäbisches Wörterbuch (a. a. O. Bd. 4, S. 867).

(i4c GLA Karlsruhe, Allgemeine Kartensammlung fi Nr. 202. Vgl. K. Walter, Beitr. z. Gesch. d. Stadt
Offenburg Heft I, ebd. 1880, S.XLI; Badische Heimat Jg. 22, 1935, S.200; O.Kähni: „Ist Offenburg
eine Zähringergründung?", Alem. Jahrb. 1953, S. 220 mit Rekonstruktionsversuch von A. Tschira.
Hier wird u. E. völlig zutreffend auf das Vorbild Straßburgs verwiesen, zumal in Offenburg
das eine der auf dem Straßenmarkt stehenden Gebäude, wie in Straßburg, wohl als Pfalz
(= Gerichtshaus) bezeichnet wurde. Uns will überhaupt erscheinen, als ob die Straßburger
Marktanlage (vgl. Gruber, Gestalt der deutschen Stadt a. a. O. S. 33, Abb. 19, 20) den Zähringern
für ihre frühen Städtegründungen als Muster gedient haben könnte. Vgl. ferner K. Gruber,
Das alte Straßburg, Oberrhein. (= Badische) Heimat, Jg. 27, 1940, S. 310.

05 Bad. Städtebuch, Deutsches Städtebuch IV, 2. Stuttgart 1954, S. 198. — 1344: „ein hus lit zwi-
schent der mezige unde dem Radebrunnen gegen dem Engel über nebent dem Sternen"
(GLA Karlsruhe, Berain Nr. 3210 [Günterstal] Bl. 145 v), 1360 Bank unter der Metzige (Mitt.
d. bad. hist. Komm. Bd. 11 a.a.O. S. 80 Nr. 541); 1327 und 14. Jahrhundert Bänke unter der
Brotlauben (StA H 16, Bl. 92 v, 93; 1346: StA Breisach im StA Freiburg, Akten IV, 1 [Ordnungen
]).

U(S Noch Hamm (Städtegründungen a. a. O. S. 133) glaubt in Kenzingen „bauhistorisch keine Lauben
mehr feststellen zu können". Doch werden im Tennenbacher Berain von 1341 (GLA Karlsruhe
Berain 8553, Bl. 143, 144) zu 1326 ein Zins „von einem Brotbanke under der Brotlovben zu
Kenzingen" und ein „lobium in foro" erwähnt. Es scheint sicher, daß die östliche Hauptachse
der Stadt daher den sonst schwer erklärbaren Namen Brodgasse trägt. — Neuenburg, vgl.
C. Schäfer, Neuenburg, die Geschichte einer preisgegebenen Stadt, o. O. 1963, S. 84 Anm. 4. —
Staufen 1364 (ZGORh, Bd. 13. 1861, S. 397). — Endingen 1341 (ebd.). Die Reihe der Beispiele
ließe sich noch erheblich vermehren. Vgl. dazu Mone in ZGORh a. a. O. S. 391 ff.

67 Bad. Städtebuch a. a. O. S. 406.

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