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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0081
Y.

Für die Frage, was sich vor der Stadtgründung auf dem Boden Freiburgs
befand, ist die Betrachtung der kirchlichen Verhältnisse besonders
wichtig. Die Leute, die hier bauten und sich ansiedelten, müssen zu
einer Pfarrei gehört haben, und zwar hatten sie eine eigene zunächst zweifellos
nicht, ebenso wie auch andere Städte anfangs keine eigene Pfarrkirche
hatten. In der Gründungsurkunde wie beim Besuch des hl. Bernhard in Freiburg
im Jahre 1146 wird hier ein oraiorium erwähnt; das ist jedenfalls die
dem Münster vorausgehende Kirche der Bürgerschaft, die keine Pfarrkirche
war, und der sacerdos, dessen Wahl den Bürgern zusteht, dürfte ein Priester
an dieser Kirche sein, der aber nicht Pfarrer gewesen sein muß22. Welches aber
war die Pfarrkirche, wer war der Pfarrer? Der Boden Freiburgs liegt zwischen
den Sprengein der Großpfarreien Kirchzarten und Umkirch. Eine Peters-
kirche, die seit 1266 im Gebiet der Lehener Vorstadt genannt ist und Begräbnisrecht
und einen eigenen Zehntbezirk hatte, ist seit 127 623 bzw. 1360
auch als Filiale von Umkirch nachweisbar. Gothein hat sie für die erste Pfarrkirche
Freiburgs gehalten: bis 1247 sei sie die einzige gewesen24. Man wird
immerhin Bedenken haben, die wenig bedeutende Filiale eines Nachbardorfs
als Pfarrkirche des 1187 zuerst genannten Pfarrers von Freiburg, Hugo, der
zugleich Archipresbyter im Breisgau war, und der auf ihn folgenden Plebane
Lütfrid, Johannes und Rudolf zu betrachten. Wahrscheinlicher ist, daß die
Münsterkirche 1187 bereits Pfarrechte besaß und daß der in der Folge genannte
Freiburger Pfarrsprengel der Sprengel dieser Kirche ist.

Außer dem Münster hat jedoch auf dem Boden der Altstadt noch eine
zweite Kirche bestanden, die Martinskirche. Daran, daß diese Kirche
bereits yov Gründung des Marktes Freiburg bestanden hat, dürfte kaum zu
zweifeln sein. Dafür spricht einmal das in fränkische Zeit zurückweisende
Patrozinium St. Martin, zum andern die Überlegung, daß nach der Erbauung
einer Bürgerkirche, eben des „Oratoriums", das vor 1187 Pfarrkirche
wurde, die Erbauung einer zweiten Kirche in der Altstadt unverständlich
wäre. Sie muß also bereits vorhanden gewesen sein, jedenfalls als herrschaftliche
Eigenkirche, die zu der alten curia Freiburg gehörte. Sie blieb mit den
angrenzenden Hofstätten im Besitz des Stadtherrn, während die Bürgerschaft
sich ihr eigenes Oratorium baute, für welches sie allmählich auch Pfarrechte
errang, die mit einem wachsenden Pfründeinkommen verbunden waren. Im
Jahre 1246 holte Graf Konrad von Freiburg zu dem Schlage aus, der die
Biirgerkirche für seine Familie gewinnen sollte. Er versetzte den bisherigen
sehr alt gewordenen Geistlichen der Martinskirche als Dekan in sein Dorf
Nußbach in der Ortenau - - nachdem dieser, wie er selbst vielleicht nicht ohne
Bitterkeit berichtet, die Martinskirche vierzig Jahre lang in Ruhe und Frieden
innegehabt hatte - ■ und schenkte Kirche samt zugehörigem Hofstättenareal,
also wohl das Gelände des alten Freihofs, den Franziskanern25. Der bisherige
Münsterpfarrer Rudolf wurde wegen angeblicher Verfehlungen abgesetzt, an

-2 Th. Mayer, Die Zähringer und Freiburg i. Br. Schauinsland 65/66, S. 137.

-3 Der Zehnt der Kirche St. Peter war 1276 Lehen vom Bistum Basel. Hefele Freib. Urk-Buch 1
S. 267.

24 E. Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes (1892), S. 99. Dagegen schon U.Stutz,
Das Münster zu Freiburg (1901), S. 3.

25 Hefele, Freib. Urk.-Buch 1, S. 78.

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