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Abb. 9 Laibungsreste im Scheitelfenster der
Ostapsis.
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Abb. 10 Das Scheitelfenster in der Ostapsis
mit den Möglichkeiten für die Rekonstruktion
.
gerer Qualität gewesen wäre. Es ist ein moderner Aberglaube, daß ein Grundina
ß und ein Grundschema den Schlüssel zu dem Geheimnis architektonischer
Wirkung biete. Auch das architektonische Kunstwerk ist im letzten unerklärbar
. Der Wert geometrischer Schemata bestand für das hohe Mittelalter doch
zunächst im Praktischen: es war mit ihnen möglich, einen Bau an Ort und
Stelle rasch und sicher aufzureißen; auch die Drei- und Fünfteilungen, die
geometrisch nur auf Umwegen exakt zu ermitteln sind, lassen sich am Bau
von zwei Mann mit einer Schnur sehr schnell und einfach durchführen.
Zur ottonischen Bemalung des Innenraums wird von List angegeben,
daß die Arkadenbogen farbige Begleitlinien trugen (S. 46). Das steht im
Widerspruch zu der früheren Bemerkung, daß sich außer einem Mäanderfries
unter der Decke und Farbspuren am Chorbogen und Fensterlaibungen keine
Beinalung aus der ersten Zeit nachweisen ließ (S.41). Die angeführte Behauptung
ist also unbegründet und dazu unwahrscheinlich, denn gerade an den
Arkadenbogen hätten sich unter der frühen Vermauerung Farbspuren zuerst
erhalten müssen.
Über die angebliche und ungewöhnliche Größe des Fensters in der Ostapsis
läßt sich List etwas ratlos vernehmen: „Sollte der Stifter hier in diesem
Ostchor der Kirche in der Gestalt eines bedeutenden Fensters dem Altarraum
eine besondere Weihe verliehen haben?" (S.49). Er denkt dabei an ein farbiges
Fenster. Der über dem späteren Apsisfenster erhaltene gedrückte Korbbogen
kann aber kaum der ursprüngliche Fensterbogen gewesen sein; man
sollte sich doch eher überlegen, ob man ihn nicht als Entlastungsbogen über
dem eigentlichen Fenster ansehen muß. Dafür spricht außer der gedrückten
Bogenlinie, daß er nicht in gleichmäßiger Breite bis zum Kämpfer durchgeführt
ist, daß eine schräge Laibung fehlt, daß er in der Untersicht nur sehr
schwach vermörtelt war, und daß die senkrechten Kanten nicht überall exakt
durchgeführt sind. Es könnte sich hier um einen späteren Ausbruch unter dem
Bogen handeln. Zwar treten an dem ottonischen Bau sonst nirgends Entlastungsbogen
auf, aber einmal sind die Stellen, wo sie zuerst zu erwarten
wären, nämlich über den Türen, nicht erhalten, und dann könnte dieses
konstruktive Element durchaus an dieser ausgezeichneten und infolge der
Apsisrundung konstruktiv schwieriger zu bewältigenden Stelle vereinzelt angewendet
worden sein. Erst unter dem Entlastungsbogen müßte man dann das
eigentliche Fenster mit schrägen Laibungen ergänzen. Hierzu wären auch die
im Innern festgestellten Laibungsreste heranzuziehen. Ihre schräge Flucht
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