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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0106
liege, und daß deshalb alle drei Dinge gleichzeitig seien. Nun, der erste Satz
ist sicher richtig und dazu eine Trivialität, der zweite Satz kann, muß aber
nicht richtig sein, der dritte ist ein Kurzschluß. Wir sind also auf allgemeine
Überlegungen angewiesen. Ein Treppenhaus von Norden her als Zugang
zu den romanischen Emporen ist unnötig und sogar unzulässig, da die Nonnen
die Emporen von Süden her erreichen und ein Zugang von außen die Klausur
durchbrechen würde. Zudem wäre die Form eines weiten rechteckigen
Treppenhauses für das 11. Jahrhundert sehr ungewöhnlich, man würde hier
massive Wendeltreppen fordern müssen. Die „Schwalbennester" möchten wir
lieber aus der Diskussion lassen, sie gleichen mehr den Proszeniumslogen
eines modernen Theaters als mittelalterlichen Nonnenemporen. So bliebe also
zunächst noch die Möglichkeit, das Treppenhaus dem 16. Jahrhundert zuzurechnen
, als Zugang zu einer Empore für die Nonnen; aber ein solches Treppenhaus
müßte ja wieder innerhalb der Klausur liegen. Außerdem, welch ein
Aufwand von zwei Treppenhäusern (denn im Süden soll auch eines gelegen
haben) für Emporen, die höchstens Platz für 16 Menschen hatten! Ich halte es
daher für das Wahrscheinlichste, daß die Zugänge und das Treppenhaus im
Norden zu barocken Emporen zu rechnen sind. Bei all diesen Überlegungen
bleibt allerdings das Unbehagen, daß wir die Befunde an den Innenwänden
nicht kennen und wenig von den die Kirche umgebenden Bauten wissen, daß
uns also die Argumente zu wirklich schlüssigen Beweisen fehlen.

In der Frage des später angefügten Turmes gelingt nun, nachdem Adam
ihn noch einer Planänderung des Urbaues zugerechnet und ich ihn ins 13. Jahrhundert
datiert hatte, eine neue Lösung: er sei nach der Mitte des 11. Jahrhunderts
, spätestens um 1100 gebaut. Er enthält das „Glockengeschoß mit
seinen Klangarkaden, die das Geläut weithin in den Silbergruben des Tales
vernehmbar machen sollten". „Die Empore ist die Herrenloge" (S. 63).
Etwas viel für einen einfachen Kirchturm.

Es sei ohne weiteres zugegeben, daß der Turm nicht leicht zu datieren ist.
Ins 12. Jahrhundert gehört er kaum, so bleibt nur die Wahl zwischen dem
11. und dem 13. Jahrhundert. Ich habe mich bei meiner Spätdatierung leiten
lassen durch die Erwägung, daß Sulzburg erst nach der Stadtgründung einen
Pfarrkirchturm nötig hatte, daß für diese Zeit über Jahre hinweg Baunachrichten
vorliegen, und vor allem auch durch die Gestalt der Klangarkaden;
erst in letzter Linie kann das unsichere Datierungselement des Mauerwerks
angezogen werden. Dieses mit seiner unruhigen Struktur erscheint mir allerdings
um 1100 undenkbar. Die Klangarkaden eliminiert List: „Beide Stützen
dürften ersetzt sein . . . Für eine Datierung des Turmes fallen die Arkadenstützen
aus" (S. 65). Nun ist die nördliche Stütze sicher ersetzt, die südliche
steht aber noch im alten Verband, gerade deshalb sind die beiden Stützen
verschieden und nicht, weil sie beide ersetzt sind, wie List meint. Er wirft
auch die Säulen des 12. Jahrhunderts mit Kapitell, Basis und achteckigen
Schäften romanischer Art und die abgefaßten gotischen Stützen des 13. Jahrhunderts
in einen Topf. Mit diesen unbekümmerten Methoden ist nicht zu
einer sicheren Datierung zu kommen. Auch der Vergleich mit anderen Türmen
hilft hier vorläufig nicht weiter, da wir nur wenige fest datierte Türme
kennen und das Material noch immer nicht aufgearbeitet ist. Man kann hier
nur Hypothesen über Hypothesen auftürmen. Der Sulzburger Turm entzieht
sich auch einem einfachen Vergleich, weil er ein Umbauprodukt und in seinem

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