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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0150
daß sie in die „unsres zue Freyburg im löbl: Mehreren Spithal Verstorbenen
Herren Pfrüendners Martin Wenzinger seel: allhier hinderlassene Erbschaft
als haeredes ab intestato denen Statt Rechten nach immittiert, undt eingesetzt"
worden seien. Anfänglich maß ich diesem Erbschaftsprotokoll keine besondere
Bedeutung bei. Es zählte neben Joachim Wentzinger, dem Vater des Künstlers,
nur solche Sippenangehörige als Erben auf, die ich schon auf andere Weise
erfaßt hatte. Allein der in Freiburg verstorbene Herrenpfründner Martin
Wentzinger gab mir Rätsel auf. Er wollte sich nicht den miteinander verwandten
Wentzingerfamilien in Ehrenstetten und Merdingen zuordnen lassen.
Zum Glück kam mir sein Sterbeeintrag im Totenbuch der Freiburger Münsterpfarrei5
zu Hilfe, ein Eintrag, den ich im Wortlaut zitieren will: „1735
Nr. 67 — Die 17ma Marti j omnibus Morientium Sacrmtis provisus in hospitali
Majori obijt honoratus Dnus Martinus Wenzinger, de Ebringen oriundns.
Sepultus est in Ecclia Parochiali. Funus Testati Sunt Artificiosi Dni Christiani
Wenzinger Sculptor, et Bernardus Franciscus Altenburger." Daß Bildhauer
Christian Wentzinger als Zeuge bei der Bestattung fungierte, überraschte mich
weniger als die Bemerkung, daß der Verstorbene („de Ebringen oriundns")
aus Ebringen stamme. Aus Ebringen? Sollte Bildhauer Wentzinger dort Verwandte
gehabt haben? Die Kirchenbücher der Pfarrei Ebringen gaben mir
die erhoffte Auskunft. Um es kurz zu sagen, der Hinweis im Freiburger Totenbuch
erwies sich von außerordentlichem Wert, weil ich in Ebringen nicht nur
die Herkunft Martin Wentzingers bestätigt fand, sondern auch entdeckte, daß
von dort alle im Breisgau ansässigen Wentzinger herstammen. Warum die
Verwandten in Ehrenstetten und Merdingen den toten Martin Wentzinger
beerbten, erklärte sich nach dieser Entdeckung von selber.

Am 10. Januar 1666 schloß in der Ebringer Pfarrkirche Ulrich Wentzinger
mit Anna Bollingerin die Ehe0. Woher der Bräutigam kam, gelang mir nicht
festzustellen. Ein eingesessener Ebringer ist er wohl nicht gewesen, denn sowohl
Kirchenbücher als auch andere Archivalien nennen vor 1666 keine Wentzinger
. Anders verhält es sich mit den Bollinger. In einem Zinsregister des
Jahres 16307 begegnete mir ein „Hanß bollinger der Alt", beweisend, daß sich
diese Familie über die Schreckenszeiten des Dreißigjährigen Krieges hinweg
in Ebringen gehalten hatte. Anna Bollingerin schenkte ihrem Manne Ulrich
Wentzinger in der Zeit von 1666 bis 1689 zwölf Kinder. Beide Eheleute ahnten
vermutlich nicht, daß unter ihren Nachkommen einem Enkel hoher Ruhm als
Künstler beschieden sein würde. Nichts deutet in den schriftlichen Nachrichten
auf eine herausgehobene Stellung der Familie oder auf irgendwelche auffallenden
Begabungen bei den Kindern hin. Verschiedene Beraine und Gefällregister8
berichten, daß Ulrich Wentzinger, der Großvater des Bildhauers Jo-

5 Dompfarrarchiv Freiburg, Totenbuch 1720—1779, S. 236.
(1 Pfarrarchiv Ebringen, Ehebuch 1646—1784, S. 20.

' Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 229/22222, Gefälle Ebringen und Wolfenweiler 1625—1717,

Zinsregister des Klosters Güntersthal 1630.
8 Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 229/22222: Wein Register Zue Ebringen pro Anno 1704,

Wein Einzug Ao 1706; Ebringer Wein Zinß Register 1710.

Pfarrarchiv Ebringen: Wolfenweyler Berain über der Pfarr Ebringen und Berghausen zue
Wolffenweiler habende zehendbahre Güether 1707, Nr. 12, 13 und 28; Berein über der Löbl.
Pfarrkirchen Zue Ebringen Jährlich auff Martini Fallende Gültten Renoviert 1711, Nr. 63
und 76; Berein Uber deß Sigristen Zue Ebringen Jährlich fallende gülten Renouiert 1711,
Nr. 6 und 14.

Neben „Ulrich Wentzingers Witib" findet sich in diesen Archivalien oft auch nur der Eintrag
„Ulrich Wentzinger".

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