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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0180
den Belange ist es, daß der Verfasser bestrebt ist, die Gründer des Klosters, die
Adligen Hezilo nnd Hesso, in ihren familiären Znsammenhängen zu fassen und dem
damaligen oberdeutschen Adel einzuordnen. Dieser Versuch wird mit allen Mitteln
der Methodik, wie sie Teilenbach und seine Schule erarbeitet haben, das heifit
Heranziehung aller Familien- und Besitzgeschichten im weiteren Umkreis, Verbrüderungsbücher
usw., unternommen. Es liegt an der Dürftigkeit dieser Quellen,
daß damit eine absolute Sicherheit der Beweisführung nur selten erreicht werden
kann. Aber der Verfasser zieht seine Folgerungen aus diesem Material doch mit so
vorsichtiger Zurückhaltung, daß man seinen Schlüssen weitgehend zustimmen wird,
obwohl manchmal auch noch andere Deutungen denkbar sind.

Im Breisgau erhielt St. Georgen nun bereits durch seinen Gründer Hezilo Besitzungen
in Endingen nnd Gottenheim, durch den ihm wahrscheinlich nahe verwandten
Mitstifter Flesso weiteren Besitz in Kleinkems und Blansingen. Durch
Schenkungen anderer Verwandter dieser beiden Hauptstifter kamen dann noch im
12. Jahrhundert Besitzungen in Königschaffhausen, Hagenbuch bei Ebnet und endlich
Achkarren hinzu. Der sonst dem Kloster von seinen Stiftern und dem großen
Kreis ihrer adligen Verwandten geschenkte Besitz und die übrigen Güter dieses
Kreises, die sich wiederum aus Vergabungen an dritte Klöster rekonstruieren lassen,
erstreckte sich weit nach Oberschwaben hinein, wo überhaupt die Schwerpunkte
lagen. Der Verfasser möchte darin Reste eines alten größeren Besitzkomplexes vermuten
. Durch die Breisgauer Schenkungen an St. Georgen wird er zur Annahme
verwandtschaftlicher Zusammenhänge, nicht aber unmittelbarer Familienzugehörigkeit
, der St. Georgener Wohltäter mit den im Breisgau als Vögten über Einsieclelner
und Basler Besitzungen groß gewordenen Herren von Üsenberg veranlaßt. Er geht
diesen Zusammenhängen ausführlich, aber mit der gebotenen Vorsicht nach, wobei
auf die Gründung von St. Ulrich manches Licht fällt. Darüber hinaus wird durch
seine Untersuchung wiederum deutlich, wie die Adelsfamilien diesseits und jenseits
des Schwarzwaldes nicht nur miteinander versippt sind, sondern wie sich auch ihre
Besitzungen miteinander verzahnen. Man kann daraus doch mir folgern, daß das
Gebirge im 11. Jahrhundert jedenfalls keine weg- und steglose Einöde mehr war,
die aller Siedlungen entbehrte. Zu ähnlichen Überlegungen gibt ja auch der
St. Galler Besitz im Breisgau, im Dreisamtal und teilweise auch jenseits des Gebirges
Anlaß. — Der Besitz St. Georgens in Lothringen gibt übrigens noch die
weitere Frage auf, ob nicht teilweise eine gezielte Politik bei dem Erwerb von
Gütern eine Rolle gespielt haben könnte. Die Salzpfannen in Marsal in Lothringen
sind zwar nachgewiesenermaßen durch Bischof Theoger von Metz an das Kloster
gekommen. Aber sicher war für diesen Erwerb auch der Bedarf des Klosters an
Salz ausschlaggebend. Gehören doch Salinen sehr häufig zu den Ausstattungen von
Klöstern und Bistümern. Es sei in unserem Bereich an Ettenheimmünster erinnert,
das ebenfalls am lothringischen Salz beteiligt war, oder an das entferntere Salem,
das auf Grund seiner Salzgüter im Salzkammergut einen schwunghaften Salzhandel
im Bodenseeraum und darüber hinaus entfaltete. Von hier aus stellt sich die weitere
Frage, ob nicht auch der Erwerb der Besitzungen im Breisgau durch die Notwendigkeit
der Versorgung des Klosters mit Wein veranlaßt worden ist. Weinberge werden
jedenfalls bei den Schenkungen von Endingen und Gottenheim ausdrücklich erwähnt.
Wurden nun solche begehrten Güter etwa auch von den Stiftern getauscht oder auf
andere Weise erworben, um dem neu einzurichtenden Kloster die notwendige
Grundausstattung zu verschaffen? Wenn dies aber so war, dann würde es sich in
solchen Fällen also nicht um alten Familienbesitz handeln, und somit manche aus
dieser Annahme sich ergebende Folgerung wegfallen. - - Etwas mißverständlich
scheint es mir, wenn der Verfasser sagt (S. 12), daß St. Georgen im Dienst der Zähringer
Vögte den Anschluß zum Kinzigtal „hergestellt" habe. Die in unserem Raum
besonders interessierende Vogtei der Zähringer Herzöge über St. Georgen, die
immerhin rund hundert Jahre bestand, wird vom Verfasser relativ knapp behandelt.
Es ist deshalb für diese Probleme noch weiter neben Wollasch die Arbeit von

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