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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0010
einem recht gut entwickelten Mahl- und Backverfahren ein feineres Weizenoder
Hirsebrot hergestellt1.

Die Gebäude der Siedlung waren, da größere Pfostenlöcher fehlen, vermutlich
flache Schwell-Blockbauten. Den Boden bildete ein Estrich aus festgestampftem
Lehm, auf dem sich die Feuerstelle befand. In Hochstetten treten
ferner zum erstenmal Grundwasserbrunnen auf; das oft trübe Rheinwasser
genügte offenbar den Bewohnern nicht. Wenn Brunnen durch Verschwemmung
unbrauchbar wurden, legte man neue an. Der Boden der über vier Meter tiefen
Brunnenschächte erreichte das damalige Grundwasser, dessen Spiegel in der
Latenezeit zwei Meter höher lag als zur Zeit der Ausgrabungen. Eine Merkwürdigkeit
der Hochstetter Siedlung ist ein ganzes Bündel von Gräben, die,
zu drei Gruppen gesammelt, alle in ungefähr gleicher Richtung von Nord nach
Süd verlaufen. Es finden sich darunter Spitzgräben, Sohlgräben, Mulden und
alle Übergänge. Eine befriedigende Erklärung ihrer Zweckbestimmung konnte
bisher nicht gegeben werden. Da die Gräben sich meist im östlichen Teil des
Siedlungsgeländes gruppieren, könnten sie vielleicht Bestandteile von Annäherungshindernissen
sein2.

Neben Hochstetten sind latenezeitliche Siedlungsreste im Kreisgebiet nicht
gerade selten, jedoch bislang wenig inhaltsreich. Sie ziehen sich mit einigen
Gefäß- oder Scherbenfunden vom Schönbergfuß bei St. Georgen über Mengen
zum Tuniberg bei Tiengen und Munzingen. Während es sich bei den letztgenannten
Orten um Aufsammelstücke handelt, ebenso wie bei dem spät-
latenezeitlichen Fund des Bruchstückes einer Handmühle mit einem Durchmesser
von 40 Zentimetern bei Ehrenstetten3, wurde auf der Westseite des
Tunibergs nördlich von Merdingen eine Siedlung der früheren Latenezeit angeschnitten
, die neben grober Tonware noch hallstättischen Charakters auch
mit der Drehscheibe gefertigte Keramik enthielt. Eine „echte" Wohngrube war
hier von zahlreichen Stangenlöchern umstellt, die eine Hütte im Ausmaß von
4,4 zu 2,2 Meter erkennen ließen4. Auf der Schotterterrasse südwestlich des
Tunibergs auf der Gemarkung Hausen endlich kamen in einer Kiesgrube zwei
Skelettgräber zum Vorschein, dazu eine prachtvoll erhaltene Frühlatenefibel,
die wahrscheinlich zu einem größeren Flachgräberfriedhof der frühen Latenezeit
gehören. Es ist bisher der einzige Grabfund seiner Art im Breisgau, und
mit ihm könnte ein Anfang gemacht sein, „die auffallende Lücke zwischen den
großen Gräberfeldern des Schweizer Mittellandes und dem nördlichen Oberrhein
auszufüllen5.

Nördlich hiervon befinden sich Gruben mit Latenescherben bei Gündlingen
und bei Ihringen (Burghalde) ein sogenanntes „Reitergrab", eine kreisrunde
Grube in zwei Meter Tiefe mit einem Pferdeskelett und mit einem Toten in
Nord-Süd-Lage sowie Scherben von Spätlatenegefäßen °. Man hat sich ausgemalt
, daß hier ein Krieger aus dem Heere des Ariovist bestattet sein könnte.
Im westlichen Kaiserstuhlgebiet gab es Latenesiedlungen bei Achkarren und

1 Badische Fundberichte (Bad. Fb.) III. 46 f., 257, 277 ff.; 13, 92; 15, 19.

2 Ebd. II. 238, 277 f.; III. 262, 274 f.

3 Ebd. 17, 311.

4 Ebd. 17, 313 f.

5 Ebd. 19, 166, 170 f.

6 Ebd. 16, 20; 17, 311 f.

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