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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0040
von Adela von Vohburg und die Heinrichs des Löwen von Bertolds IV. Schwester
Clementia ein ähnlich weitreichendes genealogisches Gedächtnis erweist,
dessentwegen die Angaben der zeitgenössischen Chronisten über die Verbindungen
der einzelnen Sippen untereinander nur wenig ausführlich zu sein
brauchten. Das empfinden wir an keiner Stelle der zähringischen Frühgeschichte
mit größerem Bedauern als für Richwaras Lebenszeit.

Damals nämlich muß Bertold, so werden wir Ekkehards Bericht des weiteren
auslegen dürfen, dem salischen Königtum, vor allem Heinrich III., sehr
nahegekommen sein, weil er im Hinblick auf die Mutter seiner Kinder nicht
mehr nur zu den ersten Grafenfamilien des Alemannenlandes gehörte, sondern
zugleich in den das Königtum unmittelbar umgebenden innersten Kreis
der Reichsaristokratie getreten war, unter die nobilissimi regni optimates,
wie Otto von Freising es hundert Jahre später ausgedrückt hat. Als Heinrich
III. im Herbst 1045 zu der gleichen Zeit, in der die Königin mit einer
Tochter (Agnes) niederkam, auf den Tod erkrankt war, da war bereits die
Nachfolge von Richwaras älterem Bruder Heinrich, dem lothringischen Pfalzgrafen
, im Königtum in einem Kreis geistlicher und weltlicher Fürsten besprochen
, weil er in diesem Augenblick tatsächlich im Sinne des Geblütsrechts
Anspruch darauf besessen haben würde. Um so glaubwürdiger erscheint uns
Ekkehards Bericht von dem Versprechen Heinrichs III. an Bertold, ihn bei
der nächsten Vakanz in das alemannische Herzogtum einzusetzen. In den
Jahren 1038 bis 1045 hatte es der König in eigener Hand behalten, bemüht,
gleichsam von oben her die Kräfte des Landes straffer zusammenzufassen, die
zu beiden Seiten des noch unerschlossenen Schwarzwaldes im Breisgau-elsäs-
sischen Oberrheingebiet und im inneralemannischen Donau-Neckarland seit
langem schon zu politischen Raumbildungen geführt hatten, die sich selbst
voneinander ebenso deutlich abhoben wie von dem Bodenseeraum, der als
Machtgrundlage des von ihm ausgegangenen Herzogtums zu schwach blieb,
am vereinheitlichend wirken zu können. Diesem Ziel suchte erst die Politik
des frühsalischen Königtums zu dienen, in dessen persönlichen Interessenkreis
das alemannische Herzogtum mit den Stiefsöhnen Konrads II. getreten
war. Folgerichtige Haus- und Reichsgutpolitik schuf ein das ganze Stammesgebiet
umspannendes Netz von Königstraßen und suchte der wichtigen Rolle,
welche Zürich bisher für das Herzogtum gespielt hatte, in Ulm eine Ergänzung
zu geben, so daß die Strecke zwischen diesen beiden Flügelpunkten einer
neugeschaffenen Bodensee-Donaustraße wie die Basis eines neu zu formenden
einheitlichen Herzogtums erscheinen möchte. Glaubte Heinrich III. in Bertold
I. und seiner Sippe einen Helfer für diese salische Politik sehen zu
können, weil er ihr zugleich die alaholfingischen Traditionen zubrachte? Der
Salier selbst hat eine Antwort nicht mehr geben können, da er noch ein Jahr
vor Herzog Ottos Tod dahinging. Die von der Kaiserin-Witwe geführte
vormundschaftliche Regierung aber hat auf Bertold keine Rücksicht genommen
, sondern ihm den am Hochrhein und im alemannisch-burgundischen
Grenzgebiet begüterten Grafen Rudolf von Rheinfelden vorgezogen, nachdem
dieser, wie Ekkehard berichtet, seine Verlobung mit der 1045 geborenen
Königstochter durch einen Gewaltstreich erzwungen hatte.

Auch hier muß es völlig offen bleiben, welche allgemeinen Notwendigkeiten
und persönlichen Beweggründe die königliche Politik bestimmt haben
und wie Bertold sich verhielt, bis er vier Jahre später doch in ein Herzogs-

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