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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0050
fand hundert Jahre nach seiner Beilegung keine Steigerung in dem Kampf um
das deutsche Königtum, den die Weifen auf sich nahmen. Dafür gewann Bertold
jetzt die Schaff hausener Vogtei und sicherte sich als neuen Brückenkopf
gegen das staufische Elsaß die Stadt Breisach, die in Nachahmung zährin-
gischer Planungen von Friedrich Barbarossa als Gegenzug gegen die Neuen-
burger Gründung Bertolds IV. noch kurz vor dessen Tod ins Leben gerufen
war auf Grund eines Vertrages mit dem Basler Bischof, zu dessen Besitz die
hier bestehenden Siedlungen gehört hatten. Jetzt aber war der Zähringer
am Zug. Und er erkannte in seinen Zielen die Gunst der Stunde, welche das
werdende Territorialfürstentum heraufzuführen begann. Doch das erste der
großen kaiserlichen Privilegien, das ihnen von Reichs und Rechts wegen den
Weg freigab, hat Bertold V. nicht mehr erlebt, und alles, was er erstrebt und
erreicht hatte, ward mit ihm im Freiburger Münster ins Grab gelegt«

Das Blut der Bertolde weiterzugeben, ist ihm durch Schuld und Schicksal
versagt geblieben. Während Bertold IV., der zunächst mit einer einheimischen
Adeligen vermählt gewesen ist, die uns einigermaßen im Dunkeln
bleibend eine Tochter des Grafen von Froburg gewesen zu sein scheint,
seiner Art entsprechend noch im Alter eine bedeutendere Verbindung mit
der Tochter des Herzogs Matthäus von Lothringen einging, die in ihm ihren
dritten Gatten fand, hat Bertold V. wohl erst wenige Jahre vor seinem Tode
ein ähnliches Band geknüpft mit der Tochter Stefans HL von Auxonne, dessen
Großvater ein Bruder von Bertolds IL Schwiegersohn gewesen war,
welcher Ehe die Zähringer das burgundische Rektorat verdankt hatten. Ob
er überhaupt Nachkommenschaft gewann, ist von der Überlieferung nicht
genau genug bewahrt, denn sie hat, vor allem soweit sie von den Zisterziensern
des Tennenbacher Klosters gepflegt wurde, das rauh und hart zugreifende
Wesen dieses letzten Zähringers zum Anlaß genommen, seinen
kinderlosen Tod von Legenden überwuchern zu lassen und als die gerechte
Strafe eines zu ewiger Unseligkeit Verdammten gedeutet.

So fiel sein Erbe an die beiden Schwestern des Vaters und ihre Sippen, von
denen die eine, die Grafen von Kyburg, den linksrheinischen, die andere, die
Grafen von Urach-Freiburg, den rechtsrheinischen Teil des Hausgutes
in Besitz nahmen. Die Reichslehen aber suchte der junge Stauferkönig,
der keinem der Erben die herzogliche Würde der Zähringer erneuerte, sich
selbst zu sichern. Darob entbrannte noch einmal ein erbitterter Kampf um
den alten zähringisehen Machtbereich rechts des Rheines zwischen ihm und
dem Grafen Egino V. von Urach-Freiburg, dem Enkel Bertolds IV. und
Stammvater des fürstenbergischen Hauses, in dem die Kraft des Bertoldinger
Blutes denjenigen Nachfahren fand, der sich ihrer am stärksten
bewußt blieb. Doch die Wiederherstellung der Zähringer-Macht gelang
ihm so wenig, wie die Staufer ihr Ziel zu erreichen vermochten. Als seit dem
Tode Bertolds V. ein halbes Jahrhundert vergangen war, verlor ihr letzter
Sproß unter dem Schwert des Henkers in Neapel sein junges Leben und
besiegelte mit seinem Blut die politische Zersplitterung des Alemannenlandes,
dessen geschichtswirkende Kräfte zu reich gewesen waren, um zu geschlossener
Einheit zusammengefügt werden zu können. Deshalb kündet auch die
Zähringer-Burg von der Größe und Tragik gesamtdeutscher Geschichte im
alemannischen Südwesten des Reiches.

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