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Petrus IV. von St. Peter ließ die Gebäude wieder aufbauen. Vier Jahre später,
im Jahre 1615, weihte der Weihbischof von Konstanz in Gegenwart des Prälaten
von St. Peter vier neue Altäre in der wiederhergestellten Kirche. Das
kaum wiederaufgebaute Priorat fiel 1638 durch Brandstiftung plündernder
Franzosen erneut den Flammen zum Opfer14. Pater Karlmann Hanselmann,
der damals Vikar in St. Ulrich war, ließ aus eigenen Mitteln Kirche und Prio-
ratsgebäude wiederherstellen. Diese Anlage blieb bis 1740 unverändert. Abt
Philipp Jacob Steyrer von St. Peter schreibt über diesen Bau: „.. . sehr klein
und schlecht, hatte jedoch einen Kreuzgang, in welchem die Fenstergestell
von alter gotischer Arbeit, als das rareste, zu sehen waren15."
Der erste Bauabschnitt, 1740 1741, durch Peter Thumb
Abt Ulrich Bürgi von St. Peter, der Kirche und Priorat erneuern lassen
wollte, konnte die Pläne nicht mehr in Angriff nehmen. Sein Nachfolger Benedikt
Wülberz schloß dann am 10. Oktober 1739 mit dem Vorarlberger Baumeister
Peter Thumb einen Vertrag „die St. Ulrichsche kirchen und pfarrhof
betreffend" ab10. Nach diesem Akkord sollte Peter Thumb die alten Kirchengebäude
abbrechen, neue Fundamente ausgraben und Kirche mit Pfarrhaus
durch seine Arbeiter neu errichten lassen. Die Abtei St. Peter verpflichtete
sich dagegen, für Unterkunft und Verpflegung der Maurer zu sorgen und
Werkzeuge und Baumaterial zu stellen. Der Baumeister Peter Thumb sollte
für seine gesamte Arbeit 2500 fl erhalten. Wegen der Zimmermannsarbeiten
an der neu zu errichtenden Kirche schloß der Abt am 10. Februar 1740 einen
Vertrag mit dem Zimmermeister Josef Ganter aus dem Grunwald ab. Josef
Ganter verpflichtete sich in dem Vertrag, das alte Holzwerk abzubrechen und
sämtliche Zimmermannsarbeit am Neubau zu übernehmen. Für seine Arbeit
waren ihm 700 fl rheinisch, dazu „zwey saum wein und 6 sester waitzen" zugesagt
. Kost und Unterkunft wurden den Zimmerleuten nicht gezahlt, jedoch
stellte die Abtei Fronarbeiter zur Verfügung.
Im April 1740 begannen Thumb und seine Vorarlberger Maurer mit dem
Abbruch der alten Kirche. Am 22. April wurde der Grundstein zum Neubau
gelegt. Pater Aemilianus Kauffmann, Vikar in St. Ulrich, nahm die Weihe des
Steines „um die vierte Stunde des Nachmittags linker hand so man in die
Kirche reingeht" vor.
Der Grundstein enthielt einen bleiernen Benediktspfennig, Malefizwachs,
das Evangelium des Johannes und ein Gran von der Osterkerze. Als Abt
Benedikt zum Maiengericht und zur Entgegennahme der Huldigung nach
Geiersnest und St. Ulrich kam, weihte er am 17. Mai 1740 in feierlichem Ritus
den Eckstein.
Die neue Kirche wurde nicht auf den alten Fundamenten errichtet, sondern
etwas vom Berge fortgerückt. Dadurch kam das Grab des heiligen Ulrich, das
bisher in der Mitte vor dem Kreuzaltar gestanden hatte, an die Seitenwand
der neuen Kirche. Die Arbeit ging zügig voran. Schon am 22. August 1740 war
der Chor vollendet und die Kirche aufgerichtet. Am 9. September wurde das
14 APSU 1/274.
15 Ph. J. Steyrer, Leben und Wunderthaten des Heiligen Udalrici oder Ulrich (1756), S. 403 f.
16 APSU 1/402 f.
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