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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0292
mag hier oben schon mancher Stein weggerissen oder verrutscht und manches
Feuer von Holzmachern und anderen Leuten abgebrannt worden sein. Südlich
des Turmes, der gut 8 Meter im Geviert gemessen haben mag, muß man einen
kleinen Hof annehmen, an den weiter südlich ein ca. 20 Meter langer Palas
(Wohnhaus) sich anschloß. Von ihm nach Süden zog nur der genannte schmale
Gang oder Bau zur Niederburg mit seinen Südwest- und Südostbauten. Wo
Kantorowicz eine abgestürzte Ostmauer annimmt, die eine Felseinbuchtung
abgeschnitten haben müßte, setzen wir im Hinblick auf viele andere Burgen
ein Fragezeichen. Zu einer kleinen Ritterburg brauchte es nichts mehr als ein
Wohnhaus, einen ummauerten Hof und den Bergfried, der überall an der
gefährdetsten Stelle steht. Die Wirtschaftsgebäude, Ställe und Scheunen, die
oft nur aus Fachwerk bestanden, waren meist außerhalb der Ummauerung
gelegen und gingen darum bei Ritterfehden leicht zugrunde, während sich die
Zerstörung der eigentlichen Burg in solchen Fällen meist auf Verbrennen des
Daches und der Holzteile beschränkte. Eine Mauer an so gefährlicher Stelle
der Felseinbuchtung auf eine rutschende Halde und nicht auf unangreifbaren
Felsen zu stellen, davor haben sich die alten Praktiker der Burgenbauer sehr
gehütet. Sie folgten beim Bau vielmehr stets dem natürlichen Fels verlauf, nichl
aber dem Lineal, wie sich aus Dutzenden von Beispielen leicht zeigen läßt.
Ausschlaggebend für die Wahl der Burgstelle war auch nicht die Nähe eines
Wohnortes oder die Überwachung einer Straße, was immer wieder irrig behauptet
wird, sondern einfach die Sicherheit der Bewohner und ihrer Güter.
Auf der Schwäbischen Alb finden sich Dörfer, die zwei bis drei Burgen auf
ihrer Gemarkung zählen können, wo weder eine namhafte Straße noch sonst
etwas Bedeutendes sich findet. Es waren eben Wohnsitze des Ortsadels und
dessen nachgeborener Söhne. Der Kybfelsen liegt seine 500 Meter über der
Talsohle, abseits von allen Verkehrswegen. Sollte die Anlage dem Schutz des
früher hier umgehenden Bergbaus gedient haben? Wir wissen es nicht. Wasser
gab es hier oben nur aus Zisternen, also gesammeltes Regenwasser. Die
nächste Quelle liegt in Richtung Günterstal ein gutes Stück tiefer, von wo das
kostbare Naß wohl mittels Maulesel herauf geschafft werden mußte. Behauene
Werksteine wurden entgegen der Hoffnung bei der Wanderung des Vereins
nicht gefunden. Sie sind, falls ehemals vorhanden, längst von den Umwohnern
geholt und verbaut worden, wie überall. Kantorowicz hat 1926 noch solche in
kleinem Format festgestellt, die aber keinen Schluß über ihre einstige Verwendung
zu Fenster- oder Türleibungen zuließen. Der Weststollen auf dem
Plan dürfte auf das Konto von abenteuerlichen Schatzgräbern zu setzen sein.
Im Anschluß an die Grabungen von 1926 wurden auch geringe Sicherungen
der Mauerstücke gegen weiteren Verfall vorgenommen. Im Hitlerkrieg befand
sich hier ein Fliegerbeobachtungsstand mit Telefonkabel in den Bunker bei
der Kartaus.

Was weiß die Überlieferung?

Vor fast 100 Jahren hat J. Bader3 anläßlich der Beschreibung der Schicksale
des früheren Frauenklosters Günterstal vom Zisterzienserorden auch den
Kybfelsen bzw. seine Burg gestreift. Nach der Überlieferung der Nonnen näm-

3 Josef Bader in Zeitschrift „Freiburger Diözesanarchiv" 5, 125 und 135 f.

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