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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0295
von Achalm, der Stifter von Zwiefalten. Bei dem Mangel an urkundlichen
Nachrichten aus jener Zeit wäre also die Nachricht Alberts von Strafiburg
bezüglich des Auftretens der Grafen von Kyburg in der Freiburger Gegend
um 1080 und vorher gar nichts Besonderes. Nähere Beweise fehlen jedoch bis
heute, und die Frage muß offen bleiben, sollte aber im Auge behalten sein.

Immerhin ist der Name des Kybfelsens (Küb-, Kib-) und des danach benannten
Kibbades in der Nähe auf Gemarkung Kappel merkwürdig. Letzteres
erhielt 1568 eine Beschreibung durch Dr. med. Martin Ruland aus Freising
und unter der Verwaltung der Wilhelmiten 1659 eine Badeordnung, bis es
1704 durch die Franzosen zerstört wurde16.

Wer nun glaubte, man könne einfach die Erklärung des schweizerischen
Burgennamens Kyburg beiziehen, wird enttäuscht. Sie hieß im Jahre 1027
Chuigeburch, dann Cui-, Cuy-, Cougiburk, 1112 Chouiburk, 1167 Quiburk,
1180 Quiburg, im 13. Jahrhundert Chiburg, 1228 Kyburg. Der Platz stellt dort
im Gegensatz zu unserem felsigen Bergkamm ursprünglich ein Hochplateau
dar17. Nach Bruno B o e s c h soll die Burg schon im 10. Jahrhunderi
vorkommen. Er schreibt zur Worterklärung18: „Von Chüeburg (10. Jahrhundert
) führt kein lautgesetzlicher Weg zu Chiburg im 13. Jahrhundert... Es
war entweder schon ein früherer Name für das Waldweidegebiet, oder eine
Flüchtburg (für Vieh etc.) ging vorher. Undenkbar, daß eine ritterliche Neugründung
sich als ,Burg der Kühe* bezeichnet hätte. Es handelt sich um
bewußte Veränderung des Burgnamens mit dem Motiv, ihm den unangemessenen
bäuerlichen Geschmack zu nehmen." Also: ursprünglich wohl Fliehburg
Für Kühe, später absichtlich zur Unkenntlichkeit verändert! Neben bewußter
Änderung von Namen und oft willkürlicher Schreibung könnte man auch an
Unverständnis des Volkes denken, das ihm unverständliche Namen an bekannte
Wörter angleicht, wobei natürlich der Forscher vor unlösbaren Rätseln
steht! Ein Weidegebiet für Kühe käme beim Kybfeisen nicht in Frage, denn
die Steilhalden beiderseits sind derart mit Geröll und nicht nur Mauertrüm-
mern übersät, daß ein Weiden undenkbar ist.

Josef Bader dachte daher an Kop oder K u p (Sanskrit: Kapala), was er als
„zugespitzter Felsen" verstand, und schrieb mit Vorliebe Küpfelsen und Küpburg
, was ihm Kantorowicz übel nahm. Das Wort Kuppe ist erst im
18. Jahrhundert aus dem Niederdeutschen in die Schriftsprache gedrungen19.
Baumanns Erklärungsversuch20 befriedigt nicht, wenn er schrieb: Chib bezeichne
in der Schweiz ein umgestülptes Stück am Frauenrock. Kibfelsen
dürfte demnach ein „überworfener Felsen" sein. Kantorowicz führt21 ein
Wort Chib an, das Trotz bedeute und nach seiner Meinung nicht übel passen
würde. Da Bruno Boesch als schweizerischer Landsmann und Fachmann
nicht auf diese Erklärung zurückgriff, ist sie wohl nicht haltbar. A. Metzger22
wies auf die Wortfamilie Kap, Kop, Kup hin in der Bedeutung „das Höchste,
Äußerste", also „Spitze eines Gegenstandes" wie in Kappe, Kopf, Kobel,

10 „Schau ins-Land" 3, 80.

17 Histor. biograph. Lexikon der Schweiz 4, 1927, S. 482.

18 Rheinische Vierteljahresblätter 21, 71.

19 Kluge Mitzka, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 1963, 19. Aufl., S. 412.

20 Krieger (wie Note 1) Sp. 1156.

21 nach Schweizer Idiotikon III.

22 „Schau-ins-Land" 3, 73 f.

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