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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0309
außerdienstlichen „Aufsicht" von Hansjakobs darob ebenso bekannter Schwester
Philippine „unterstanden" hatte, möchte eher den übrigen, nicht retrospektiv gefärbten
Ergebnissen der Verfasserin zustimmen: Der Dichter Hansjakob war ein
Heimatschriftsteller ohne Vorbild, ein konservativer, gläubig frommer Katholik
(man müßte hinzusetzen, der sich gerne mit seiner geistlichen Obrigkeit rieb), ein
weltoffener Demokrat und streitbarer Volksmann und als Persönlichkeit ein Original.

F. Laubenberger

Heinrich Hansjakob, Aus meiner Studienzeit; herausgegeben von der Stadt Haslach
i. K., bearbeitet von Franz Schmider; Verlag Rombach & Co. GmbH, Freiburg
i. Br. 10. Auflage, 1966.

Es mag dahingestellt bleiben, ob es einem wirklichen Leserbedürfnis entspricht,
abermals ein weiteres ausgewähltes Werk Hansjakobs neu aufzulegen (vgl. Verlagsanzeige
in Marie-Paule Stintzi, Heinrich Hansjakob, Dichter der Heimat und des
Volkes). Ist es nicht vielmehr die liebevolle Pietät, mit der das Andenken an den
1916 verstorbenen populären Freiburger Stadtpfarrer von St. Martin, Badischen
Landtagsabgeordneten und eigenwilligen Schriftsteller in seiner Heimatstadt Haslach
i. K. ebenso wie in den Hansjakob Vereinen diesseits und jenseits des Oberrheins
gepflegt wird, die mehr die volkstümliche Gestalt des Verfassers als seine
Werke vor dem Schicksal des Vergessenwerdens bewahren will? Insofern sind die
Erinnerungen der „Studienzeit", aus der reflektierenden Sicht des über Vierzigjährigen
niedergeschrieben und 1884 erstmals veröffentlicht, durchaus dazu angetan,
den Menschen Hansjakob vom Ursprung seines Wesens her zu verstehen. Gleichzeitig
mag der heutige Leser ersehen, was zu Hansjakobs Zeiten als volkstümliches
Schrifttum galt und nicht nur in Freiburg und Baden, sondern auch darüber hinaus
eine solche Wirkung und Verbreitung fand, daß sogar Amerikanerinnen eigens nach
Freiburg reisten, um den freimütigen Bekenner der „Schlechtigkeiten" — wie ein
badischer Philologe die 1. Auflage des Buches zensiert hatte persönlich kennenzulernen
. Vom Inhalt her bieten diese mitunter amüsanten, mit viel Bierdunst und
Zigarrenrauch durchsetzten Lausbubengeschichten vorab dem Pädagogen ein weites
Studienfeld und belehren ihn, mit welchen Fehlern die in Baden um 1850 noch junge
Schulform des Gymnasiums, Lyceum genannt, behaftet war. Aber auch der Volkskundler
kommt auf seine Kosten: wer Land und Leute zwischen Haslach i. K. und
Rastatt, Freiburg und St. Peter kennenlernen will, als man noch viel zu Fuß, bestenfalls
mit dem Roßfuhrwerk reiste, erfährt manch köstliches Detail. Dazu erfährt der
Leser noch einiges mehr: über die trinkfesten Zechkumpane des Quartaners, Korporale
der Bundesfestung Rastatt auf welcher der später im Kulturkampf politisch
engagierte Hansjakob selbst seine „Festungszeit" zubringen mußte , über die
Wirtshäuser Rastatts und der Umgebung, ob mit oder ohne Kegelbahn, und über
die Qualität ihrer Biere, was sich gelegentlich bis zum Lob des Bieres überhaupt
steigert.

Dem heranreifenden Theologen im Freiburger Konvikt und dem Seminaristen
im ehemaligen Schwarzwaldkloster St. Peter ist das Studium der Theologie und der
Philosophie Ausgleich und Willensschulung zugleich, um den angeborenen und auch
während des späteren Lebens nie verleugneten persönlichen Freiheits und Unabhängigkeitsdrang
zu zähmen und um das Heimweh nach dem über alles geliebten
Kinzigtalstädtchen „Hasle" zu überwinden. Aus der Nachzeichnung dieser Zeit blitzen
häufiger Freiburger lokalhistorische Schlaglichter auf, insbesondere wenn Männer
wie Ritter v. Büß, Alban Stolz, H. v. Vicari aus persönlichem Erleben geschildert
werden. Doch ist die „Studienzeit" keine eigentliche historische Darstellung, sondern
eine Zusammenstellung vielschichtiger Jugendeindrücke, die der heimlich schwermütige
und „lustige Hansjakob" mit der ihm eigenen Offenheit und Ehrlichkeit aus-

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