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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0007
Zur Geschichte des Breisgauer Adels

Von Alfred Graf von Kageneck

Spricht man vom Breisgauer Adel, so taucht unvermeidlich die wuchtige
Gestalt des Franzele vor dem geistigen Auge auf, des 1918 verstorbenen Freiherrn
Franz von Neveu de la Folie, und man mag sich fragen, wieso
ein Herr mit solch unverkennbar französischem Namen zum Symbol unserer
kleinen Welt werden konnte. Die Antwort liegt in der Tatsache, daß Adelsund
Landesgeschichte aufs engste miteinander verbunden sind. Auf die
Entwicklung jeder einzelnen adligen Familie hat die Geschichte des Landes
wesentlichen Einfluß gehabt, und die Landschaft bleibt geprägt von den
Spuren jener Geschlechter, die sich ihr zugehörig gefühlt und die ihr Schicksal
mitgeformt haben. Für beide sind die geographischen und historischen Voraussetzungen
ihrer Vergangenheit bestimmend. Hier ist es natürlich die Nähe
des Oberen Elsaß, die unser Schicksal maßgebend beeinflußt hat. Vom linken
Rheinufer herüber dehnte sich die Herrschaft Habsburgs nach dem Breisgau
aus, und die Zugehörigkeit zu den Ländern des Hauses Österreich hat dem
Breisgau einen unverwechselbaren Charakter gegeben. Sie brachte für den
Adel einen nie abreißenden Zug von Edelleuten aus den weiten Gebieten des
Erzhauses und auch von Männern, die Zufall oder Neigung in kaiserliche
Dienste geführt hatte. Als dann das Elsaß französisch wurde, ging die Verbindung
zwischen beiden Rheinufern nicht verloren, sondern sie überdauerte
den Wechsel von Habsburg zu Bourbon und hat Spuren hinterlassen, die
hoffentlich auch die Baubemühungen unserer Zeit überdauern werden. Das
alles verleiht den einheimischen oder hier seßhaft werdenden und sich mit
inniger Liebe der neuen Heimat verbindenden Geschlechtern ihre ganz
e'genen, Urbanen Züge. Noch zwei Faktoren prägen ihr Gesicht. Das ist
einmal die Nähe des Fürstbistums Basel und zum anderen die Zugehörigkeit
des Johanniterfürstentums Heitersheim zu unserem Raum, der dadurch in
Verbindung zu einer fernen, mittelmeerischen Welt kam. Noch ein weiteres
ist zu erwähnen, das die hiesigen Familien von denen in Westfalen etwa oder
in Franken und Hessen unterscheidet. Das ist ihre relative Kurzlebigkeit, die
immer wieder Raum für neuaufsteigende oder zugewanderte Familien schuf.
Hier wechseln Dörfer und Schlösser unaufhörlich ihre Besitzer und gehen
durch Erbschaft oder Belehnung durch den Souverän an Landfremde über,
die nun ihre eigenen Traditionen mit denen ihrer neuen Heimat verschmelzen.
So stark ist der Wechsel, daß von den einheimischen Geschlechtern keine
sechs noch das 18. Jahrhundert erlebt haben. 1924 ist mit dem Freiherrn
Hermann von Roggenbach die letzte Familie aus Breisgauer ureingesessenem
Adel erloschen.

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