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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0019
gemäße Versorgung fanden und gleichzeitig den Status einer verheirateten
Frau im gesellschaftlichen Leben hatten.

Wenn es die Mittel erlaubten, besaß man ein Stadtpalais in Freiburg, um
hier den Winter zu verbringen, und die vielen Ahnenbilder mit Maskenkostümen
sprechen von einem geselligen Leben. Musik spielte eine große
Rolle, und als Amateur produzierte man sich auch gern zu wohltätigen
Zwecken in der Öffentlichkeit. Selbst ein so strenger Kritiker wie der Freiherr
von Böcklin34 in Rust spricht freundlich über die musikalischen
Bemühungen in den Schlössern des Breisgaus. Ebenso gehörten das Theater,
Liebhaberaufführungen und Charadenspiele zu den bevorzugten Vergnügungen
. Sonderlich aufwendig scheint dieses Leben nicht gewesen zu sein.
Die Jagd spielte ein große Rolle, weniger das Essen und Trinken. Hatte man
Reben, so wurde der eigene Wein verzehrt, von dem z. B. der Verfasser der
Roggenbach sehen Familiengeschichte schreibt, er sei entsetzlich gewesen,
Und in einem anderen Schloß bezeichnete der Pfarrer des Nachbarorts das
gekaufte Getränk, das man ihm vorsetzte, mit einem eindeutigen, ganz
unklerikalen Ausdruck.

Die Einrichtung der Häuser, soweit man sie aus den erhaltenen Resten
und alten Inventaren rekonstruieren kann, stellt jene Mischung von Paris
und Wien dar, der für die ganze Gesellschaftsschicht und ihren Geschmack
bezeichnend ist. Noch heute kann man im ehemals habsburgischen Belgien
solche Einrichtungen sehen, die auf die gleichen Komponenten zurückgehen.
Hatte man wichtigere Einkäufe zu machen, etwa zur Vorbereitung einer
Hochzeit, so ging man nach Straßburg, das in modischen Dingen als führend
galt. Ebenso schickte man die Kinder gern ein oder zwei Jahre in ein linksrheinisches
Kloster, z. B. nach Nancy, damit sie richtig französisch lernten.
Dabei wandte man sich auch unbefangen an den französischen König um
einen Passierschein, wenn gerade politische oder militärische Ereignisse die
Grenze sperrten. Selbstverständlich beherrschte jedermann die französische
Sprache, doch scheint sie im Mund der Breisgauer Edelleute bisweilen einen
recht alemannischen Klang angenommen zu haben. Das zeigt sich etwa in der
Schreibweise oder in der Tatsache, daß hier aus der Familie Jacquemin
sofort Schackmin wurde. Die La Chapelle hießen hier durchweg
nur S c h a b e 1. Auch der heimatliche Dialekt wurde gern und vor allem
dann verwendet, wenn eine bestimmte Situation plastisch geschildert werden
sollte. In Briefen, die regelmäßig zwischen Munzingen und Madrid gewechselt
wurden, ging man in solchen Fällen zwanglos aus dem Alemannischen ins
Französische über 35.

Bibliotheken oder deren Verzeichnisse geben einen Eindruck vom geistigen
Leben dieser Zeit. Staatsrecht, Verfassungsgeschichte und Historie im weitesten
Sinne, — alles in mehreren Sprachen vertreten, standen danach im
Vordergrund des Interesses. Groß scheint die Anteilnahme an der neu aufkommenden
Naturwissenschaft gewesen zu sein, wenngleich die Beschäftigung
damit anscheinend öfters zu mißglückten Beteiligungen an Bergwerksunter-

Böcklin v. Böcklinsau, F. F. S. A.: Beyträge zur Geschichte der Musikr meistens in
Deutschland. Freiburg 1790.

Archiv Kageneck. Briefwechsel zwischen dem kaiserlichen Botschafter in Madrid, Friedrich
Graf v. Kageneck und seinem Bruder.


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