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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0080
vorhandenen, sehr wertvollen Überkommnisse aus späteren Zeiten" vorzugehen
. Sie wollten das barocke Orgelgehäuse nicht aus dem Kirchenraum
verbannen, sondern an die Südwand des Querhauses versetzt wissen 4.

Verkauf des Orge1gehäuses

Welche Kostbarkeit 1896 der Pfarrgemeinde Gengenbach verloren ging,
zeigen die alten photographischen Aufnahmen des Mönchschores5. Max
Wingenroth klagte in seinem 1908 erschienenen Kunstdenkmälerband des
Kreises Offenburg darüber: „Die Orgel wurde leider nicht wieder verwendet,
sie lag lange Zeit in Trümmern in einem Hause der Stadt." Dazu bemerkte
Otto Ernst Sutter in einem jüngst veröffentlichten Aufsatz mit Gedanken
zur bevorstehenden Innenrenovation der Gengenbacher Klosterkirche: „Eine
Reminiszenz, die peinvoll anmutet, weil sie die Leiter der Entbarockisierung
in einem nicht eben für sie vorteilhaften Licht erscheinen läßt . . 6. Daß im
Jahre 1904 gleich von drei Seiten her versucht wurde, in den Besitz des
abgerissenen Orgelgehäuses zu gelangen, läßt die Vermutung zu: Man wollte
endlich die Trümmer losbekommen. Die dabei drohenden Gefahren geben
sich nachträglich noch in dem Angebot eines Otto Fehrenbach, Freiburg,
Bertholdstraße 54 7, vom 21. April 1904 zu erkennen. Fehrenbach, der die
Antiquitäten für 150 Mark übernehmen wollte, schrieb: „Ich stehe auf dem
Standpunkt, daß weder die Bilder noch die Schnitzereien Meisterwerke sind,
vielmehr glaube ich, daß sie aus der Werkstatt eines biederen Handwerksmeisters
stammen. Kunstwert ist meiner Meinung nach dem Gehäuse nicht
zuzumessen. Für mich hat es einen dekorativen Wert, weshalb ich obiges
Angebot machte, denn ich glaube, daß mit Hilfe der Putti und der beiden
großen Statuen auf dem Speicher des Pfarrhauses und den Bildern eine
schöne dekorative Ausschmückung eines Saales erreicht werden kann. Ich bin
bereit, auch alle überflüssigen Bretter mit wegzuschaffen 8." Gottlob schaltete
sich kurz danach Konservator Dr. H. Schweitzer von den Städtischen Sammlungen
Freiburg in die Bemühungen um einen Ankauf ein. Der Anfrage vom
10. Mai 1904 ließ er ein Angebot von 800 Mark an das Gengenbacher Pfarramt
folgen. Damit stach er Mitbewerber aus und rettete den großartigen Orgelprospekt
vor der Vernichtung. Das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg
erteilte am 21. Juli 1904 eine Vorgenehmigung zum Verkauf an die Stadt
Freiburg, und zwar „mit Rücksicht darauf, daß das obige Orgelgehäuse
wegen seiner Höhe von 16 Metern sich in keiner Kirche aufstellen läßt".
Pfarrer und Stiftungsrat Gengenbachs schienen über die Wendung der Dinge
froh zu sein, entledigten sie sich doch dadurch des störenden Überbleibsels
aus der Barockzeit, zumal der Katholische Oberstiftungsrat nicht sehr gnädig

* Wie Anm. 2, Seite 13.

* Max Wingenroth, Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg/1908, Abb. 218 und 219. Außerdem
eine retuschierte Aufnahme im Kunstführer wie Anm. 1, Abb. 19.

6 Offenburger Tagblatt, 18. November 1967, o. S., „Im Banne der Adlersteine Gengenbacher
Beobachtungen und Betrachtungen".

7 Freiburger Adreßbuch 1904, S. 82, Bertholdstraße 54: Ein Adolf Fehrenbach, Tapezier und
Bettfedernreiniger, genannt.

8 Herr Pfarrarchivar Franz Engesser, Gengenbach, dem ich für die Hilfe besonders danke, schrieb
mir die für den Verkauf der Ogel wichtigen Angaben aus den Akten des Stadtpfarramtes
Genrjenbach ab.

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