Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0086
reu erforderte, macht es schwer, den Orgelbaumeistcr gegen das abwertende
Urteil zu verteidigen. J. A. Silbcrmann sammelte die im Geschäftsbetrieb
verwertbaren Nachrichten wie ein routinierter Geheimdienstoffizier. Was
er über den Strafibnrger Orgelmacher Georg Friedrich Merkel hinterließ, ist
im Urteil über die künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten des
überwachten Konkurrenten sicher nicht zu bezweifeln, obwohl man deutlich
die Genugtuung des Schreibers über die Herabsetzung des Widersachers
spürt. Wer mir entgegnen will, daß ein Meister, der den berühmten Silbermännern
Konkurrenz zu machen verstand, doch nicht so übel gewesen sein
könne, den möchte ich auf Medard Barths Ausführungen hinweisen: „Der
unangenehmste Widersacher des Andreas Silbermann 25 war Georg Friedrich
Merkel, Sohn eines protestantischen Diaconus von Alt St. Peter, der als Küfer
um 1715 auf den Orgelbau umwechselte, worin er sich ebenso kläglich
bewährte, aber es fertig brachte, daß die Tochter des Pfarrers Oehlinger von
St. Wilhelm ihm die Hand zum Febensbund reichte. Dadurch war es ihm
möglich, sich viele Aufträge auf protestantischer Seite zu verschaffen."26
Neben den guten Beziehungen müssen noch andere Gründe maßgebend
gewesen sein, daß Merkel immer wieder Aufträge einheimste. J.A. Silbermann
deutete einen davon an, indem er auf den tüchtigen Gesellen anspielte,
der von Sachsen nach Straßburg zuwanderte und in Merkels Werkstatt dafür
gesorgt hatte, daß an der Gengenbachcr Orgel nicht alles miserabel geraten
sei. Solches Glü^k schien Merkel nicht nur einmal begegnet zu sein. Medard
Barth bemerkt, daß sogar der berühmte Orgelbauer Karl Joseph Riepp
(1710—1775) von Ottobeuren, 1732 in Straßburg eingereist, einige Zeit
bei Georg Friedrich Merkel tätig war27, eine Feststellung, die für den auf
die Jahre 1732/1733 zu datierenden Gengenbachcr Orgelbau nicht ohne Reiz
ist. Außer der Unterbreitling niedriger Kostenvoranschläge wird es der
geschmähte Meister wohl zudem verstanden haben, auf seine Auftraggeber
einen gewinnenden Eindruck zu machen. Das möchte ich der 1751 niedergeschriebenen
Mitteilung des Paters Coelcstin Harst über die Enttäuschung
des ehemaligen Gengenbacher Prälaten entnehmen. Auf billigem Angebot
und Redegewandtheit allein kann der Erfog Merkels jedoch nicht beruht
haben, denn er war dem Kloster von früheren Gcschäftsbeziehungen her
bekannt gewesen. Für die Arbeiten zur Baro^kisierung der Wallfahrtskirche
Zell am Harmersbach hatte der für künstlerische Unternehmungen der Abtei
Gengenbach bedeutungsvolle Pater Joachim Schneider 28 auch den „H. geörg
Fridtrich Merckhel Orgelmacher in Straßburg" herbeigerufen. Zum Pres
von 550 Gulden lieferte der Meister eine neue Orgel; die quittierte Rechnung
trägt das Datum des 15. Januar 1717 29. Wenn seine Arbeit für Zell Anlaß zu
Beanstandungen geboten hätte, wäre 1732/33 Merkels Chance nur gering
gewesen, den großen Auftrag in Gengenbach zu erhalten, an dem er
kläglich scheiterte. Aus Verärgerung brach das Kloster die Beziehungen zu

25 Gestorben am 16. 3. 1734. Vater des Johann Andreas Silbermann.

26 wie Anm. 21, S. 45 mit Anm. 70.

27 wie Anm. 21, S. 63.

28 Wie Anm. 19.

29 Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 228 — Fasz. 248, Zell a. H. — Ki chenbaulichkeiten Das
Bauwesen an der Kapelle 1607—1792.

84


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0086