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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0088
Pfeifentürme mit den Dekorationen, den Statuen und dem im Format eines
Altarblattes beigefügten Gemälde vergaßen die Kirchenbesucher vermutlich
schnell die Beseitigung des vorhergegangenen Hochaltars. Daß der Abt des
Klosters als Auftraggeber dem schmückenden Beiwerk sein Wappen hinzufügte
, entsprach dem Brauch der Zeit, auf solche Weise an Bauunternehmungen
zu erinnern. Daß mich der Abt damit gleichzeitig anregte, seinen
Lebensspuren zu folgen, erwies sich für die Aufdeckung der Zusammenhänge
als nützlich. Einer in Karlsruhe aufbewahrten Abtsliste (den Angaben sind
vielfach in primitiven Federzeichnungen die Wappen der Prälaten beigefügt)
entnahm ich die Deutung des im Oberteil des Orgelprospektes sichtbaren
Wappens. Der rot-blau gespaltene Schild, auf dem schrägrechts eine goldene
Säge mit durchgesteckter, gestürzter Krone liegt, gehörte dem Abt Paulus
Seeger34. Am 21. November 1691 als Sohn des Hans Peter Seeger „auß der
Statt" auf den Namen Joseph getauft35, entstammte der Abt einem um 1640
aus Nordrach nach Gengenbach zugewanderten Geschlecht38. Mitglieder der
Familie, zunächst in klösterlichen Diensten, stiegen als Stättmeister, Lohnherren
und Schultheißen der Stadt zu einflußreichen Stellungen auf. August
Glatz hob vor allem Johann Peter Seeger, den Zwölfer des Alten Raths,
Spital- und Gutleutschaffner, hervor, der 1750 als Baumeister die Pläne für
den Neubau des Gengenbacher Spitals37 geschaffen hatte. Baulust und
künstlerische Begabung lagen den Seeger anscheinend im Blut. Um so
erstaunlicher ist es, daß die Gengenbacher Stadtchronik zwar den Abt Paulus
für die Familie registrierte, aber von seinen künstlerischen Taten keine
Notiz nahm. Frater Joseph Seeger, nach seiner Profeß im Jahre 1709 Paulus
genannt38, offenbarte seine Kunstfertigkeit erstmals, als ihn das heimische
Kloster 1711 zusammen mit Frater Augustin Dornblüth „ad S. Blasium pro
Studijs" entsandte 39. Was der zwanzigjährige Frater zur Ausstattung des
Ostflügels im Benediktinerkloster St. Blasien beisteuerte, beschrieb Ludwig
Schmieder so: „Über eine Wendeltreppe gelangte man im Obergeschoß auf
einen größeren Vorplatz, wo die Superiores zu ,deambulierenÄ pflegten. Es
war mit einem Kruzifix ausgestattet, das früher über dem Lettner hing, und
an den Wänden von dem ,jez regierenden H. Praelat zu Gengenbach Paulus
als Frater und Studiosus' al fresco mit den Figuren der Hl. Maria und des
Lieblingsjüngers Johannes bemalt." 40 Möglicherweise hatte sich der talentierte
Jüngling bei dem in jenen Jahren in Gengenbach ansässigen Maler
Joseph Herrenbeckh41 das künstlerische und handwerkliche Rüstzeug

34 Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 65 — Hs. 228, Seite 12.

35 Pfarramt Gengenbach, Taufbuch 1683—1726, o. S. — Am Rand des Taufeintrages steht von anderer
Hand bemerkt: „nunc Rdmus Abbas huius Monasterij".

36 August Glatz, „Die freie Reichsstadt und ihre Bürger" in „Gengenbach — Vergangenheit und
Gegenwart", Jan Thorbecke Verlag Konstanz/1960, Seite 128: Seger.

37 Altbau des Krankenhauses Gengenbach.

38 Wie Anm. 17 b, S. 563.

39 Wie Anm. 17 b, S. 575.

40 Ludwig Schmieder, Das Benediktinerkloster St. Blasien — Benno Filser Verlag Augsburg/1929,
S. 92.

41 Stadtarchiv Gengenbach, Contraktenprotokoll 1703—1718, Blatt 137 (6. 3. 1707) und Blatt 260
(25. 5. 1711): „in beysein H: Joseph Herrenbeckhen des mahlers allhier" erfolgten durch Meister
Philipp Winterhaider Aufdingung und Ledigsprechung des Bildhauerlehrlings Hans Jakob Braun
aus Balterswil-Bichelsee (Thurgau).

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