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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0091
feinere Formen vom Orgelprospekt abstechende Chorgestühl übergehen, der
uneinheitliche Rest zwang mir aber immer noch genug Fragen auf. Ich suchte
in der vorhandenen Literatur vergeblich nach Antworten. Deswegen wollte
ich die im Badischen Generallandesarchiv aufbewahrten Klosterarchivalien
systematisch auf Belege oder Hinweise überprüfen, ein Vorhaben, das mir
nur teilweise glückte, weil die Kanzleiprotokolle der Abtei49 wegen Baumaßnahmen
des Landesarchivs ausgelagert und auf unbestimmte Zeit unzugänglich
geworden waren. Mir blieb kein anderer Ausweg, als den unsicheren
Boden stilistischer Untersuchungen zu betreten. Das sollte sich wenigstens
in einem Fall lohnen, wenn ich auch sonst nicht über Vermutungen hinauskam
. Um den oder die Bildhauer des Gengenbacher Orgelprospektes von
den Stileigenheiten her bestimmen zu können, werden ausgedehnte Nachforschungen
notwendig sein. Vielleicht gelingt es mir mit meinen Darlegungen,
einen badischen oder elsässischen Kunsthistoriker zur Übernahme der
Aufgabe anzureizen.

Die Dekorationen

Was an Laubwerk, Blütenarrangements, Vasen, kunstvollen Umrahmungen
des Abtswappens und des Madonnenbildes den Orgelprospekt umkleidet,
muß zusammen mit dem Instrument, also um 1732 oder 1733, geschaffen
worden sein. Den Schnitzer kenne ich nicht. War es ein Straßburger Meister
gewesen? Oder Bildhauer Franz Leonhard Fivell50 aus Offenburg? An den
Letztgenannten ließen mich stilistische Eigentümlichkeiten denken, die sehr
an Vorbilder des Lehrmeisters Winterhaider 51 erinnern, und zwar die sich
im Oberteil des Prospektes von dem Marienbild nach außen zu den Vasen
schwingenden Blütengirlanden 52 und der Blumenkorb unter dem mittleren
Pfeifenturm. Außerdem hatte der Offenburger während der fünfjährigen
Lehrzeit53 bei dem Gengenbacher Bildhauer Philipp Winterhaider genügend
Gelegenheit, in persönliche Kontakte mit dem Kloster zu kommen. Dafür
sorgten schon die Aufträge, die sein Meister für die Abtei auszuführen hatte.
Eine Beziehung Franz Leonhard Fivells ist demnach nicht grundsätzlich
auszuschließen, zumal Bildhauer Winterhaider am 18. Dezember 1727 verstarb
54 und dessen Gengenbacher Werkstatt einging. Wohl zeigt die heute
am Chor der Offenburger Heiligkreuzkirche stehende Statue des Erzengels
Michael aus dem Jahre 1732, daß Fivell die Motive seiner Dekorationen unter
Einbeziehung von Regence-Formen weiterentwickelt hatte, wenn er auch als
Plastiker nicht über das bei Winterhaider Gelernte hinausgekommen war.
Sicherheit in der Beurteilung gewann ich jedoch nicht, weil die Dekorationen

49 Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 61, 5725—5744.

so Mitteilung von He rn Professor Dr. Otto Kähni, Offenburg: Lebensdaten Franz Leonhard Fivells
— Geboren am 22. Okt. 1699 in Offenburg; Sohn des Bürgers Joseph Fifellj 1723 Verheiratung
und Aufnahme als Bürger in Offenburg; gestorben am 9. Jan. 1737 in Offenburg.

51 Vgl. Blütengirlanden Winterhaiders am Hochaltar der St. Martins-Kirche (Friedhof) in Gengenbach
.

52 Das Augustinermuseum bewahrt in zwei Kisten noch Bruchstücke der Girlanden auf.

53 Stadtarchiv Gengenbach, Contraktenprotokolle 1703—1718, Blatt 341: Beginn der Lehrzeit am
31. Januar 1715.

54 Stadtpfarramt Gengenbach, Totenbuch 1726—1745, Seite 50.

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