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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0097
die Überlegungen einbeziehen, weil J. A. Silbermann die ihm persönlich
gut bekannten, hervorragenden Konkurrenten (und Rabiny als ehemaligen
Schüler) wohl kaum mit einer Formulierung wie „ein anderer Orgelmacher
aus Schwaben" abgetan hätte. Nachdem sich darüber hinaus die Hoffnung
zerschlug, den Sterbeeintrag oder einen entsprechenden Hinweis zu finden 69,
muß die Frage nach dem Meister und Gesellen des Jahres 1777 vorerst leider
unbeantwortet bleiben.

Dem Schöpfer der Einstiegstüre, deren Rocaille-Elemente sich mit dem
zentral eingefügten Abtswappen wirkungsvoll verbinden, brauchte ich dagegen
nicht lange nachzugehen. An Bildhauerarbeiten im Stadtgebiet Gengenbachs
zeigten sich nämlich auffallend ähnliche Motive, die es mir gestatteten,
die Schnitzerei des Orgeltürleins dem damals ortsansässigen Bildhauer Peter
Schwab 70 zuzuschreiben. Der wenig bekannte Künstler, am 1. August 1729 als
Sohn der Eheleute Joseph Schwab und Anna Maria Bohsenmayerin in
Dettingen bei Horb geboren 71, verehelichte sich am 23. Januar 1764 mit der
Tochter Rosina des Gengenbacher Bürgers und Steinmetzen Joseph Johann 72.
Durch diese Heirat erwarb Peter Schwab Verwandtschaftsbeziehungen, die
sich für ihn günstig auswirken sollten, vor allem als sein Schwager Viktor
Kretz 73, der Baumeister des Rathauses, im Städtchen zu Amt und Würden
(Stättmeister des Alten Rats) aufstieg. Nach einem erfolgreichen Leben
segnete Peter Schwab am 8. November 1791 im Alter von „circiter 58" Jahren
das Zeitliche74. Seine zweite Frau Anna Maria Finckin überlebte ihn um
23 Jahre. Aus den in Gengenbach erhaltenen Arbeiten des Rokokomeisters
will ich nur die wichtigsten herausgreifen, weil die Auslese genügen wird,
um die stilistischen Eigenheiten Peter Schwabs erkennen zu können. Von der
Rokokodekoration der Kanzel (1764 1766) in der St.-Martins-Kirche bis hin
£iim Schmuck der Fassade des neuen Rathauses (1782 1784 / Kapitelle, Schlußsteine
, Statuen) erweist sich immer wieder, daß Peter Schwab ein tüchtiger
Bildhauer gewesen ist. Bekräftigt wird diese Feststellung durch das Epitaph
des Abtes Benedikt Rischer, den St.-Johannes-von-Nepomuk-Brunnen in
Reichenbach, den Taufstein und den Rokoko-Abschluß mit Brustbildern von
Ordensheiligen am älteren Chorgestühl in der Abte.kirche. Mehr über Leben
und Werk Peter Schwabs zu sagen, möchte ich einer späteren Veröffentlichung
vorbehalten.

„Die traubentragende Rebe ist wie ein Sinnbild des traditionellen
Weinbaus in Gengenbacli." So erklärte die 1960 herausgegebene Gengenbacher
Stadtchronik im Beitext zur Abbildung 39 das in der Orgeltüre
prangende Wappen, eine Auslegung, die etwas zu leicht über die heraldischen
Gegebenheiten hinweggegangen ist. Deshalb die Frage: Was bedeutet die
zweite Wappendarstellung im Prospekt der Orgel wirklich? Dem doppelköpfigen
Adler mit untergestecktem Krummstab liegt ein Schild, der einen

69 Mitteilung von Herrn Pfarrardiivar Franz Engesser, Gengenbach.

70 Erste Hinweise auf diesen Meister bei J. L. Wohleb, wie Anm. 1 a, Seite 24.

71 Mitteilung von Herrn Pfarrer Bruno Ziegler, Dettingen/Hohenzollern: Taufbuch Band 1, ohne
Seitenzahl.

72 Stadtpfarramt Gengenbach, Ehebuch 1733—1773, Seite 428.

73 Wie Anm. 36, Seite 129.

74 Stadtpfarramt Gengenbach, Totenbuch 1789—1801, Seite 46

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