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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0102
zu weite, verkröpfte Leitung deßelben nur nachteilig auf das Werk wirken
kann. Will man alle diese Mißstände aufheben u die Orgel in ein den Anforderungen
der Neuzeit entsprechendes Werk umgestalten, so bleibt nichts Anderes
übrig, als das ganze Regierwerk mit Windladen und Gebläse neu zu machen, das
Pfeifenwerk in sofern verbeßern, daß man die in üblem Zustand begriffenen
Register und auch solche die dem jetzigen Geschmacke zuwieder, aushebt u
neue dafür einsetzt, d. h. eine neue Orgel baut, mit Beibehaltung der noch brauchbaren
Pfeifen; da solches aber vielleicht zu hoch im Preis zu stehen käme, erlaube
ich mir zwei Uiberschläge beizufügen: A über eine Reparatur, B über eine förmliche
Umarbeitung der Orgel".

Leo Rischs Beschreibung benötigt keinen Kommentar. Die Orgel der
Gengenbacher Abteikirche war, trotz kostspieliger Reparaturen, ein verpfuschtes
Werk geblieben. Möglicherweise haben die Stieffell 1824/25 das
oder jenes ausgetauscht oder verändert; der 1852 vorhandene Bestand an
klingenden Registern dürfte aber insgesamt den Zustand des Pfeifenwerkes
seit 1777 widergespiegelt haben. Dabei ist selbstverständlich anzunehmen,
daß bei den großen Instandsetzungen jeweils Überbleibsel der Anlagen
Merkels und Rohrers mitübernommen worden waren. Dieser Meinung stimmte
auch der Orgelsachverständige des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege,
Bernd Sulzmann, zu. Ich bin Herrn Sulzmann darüber hinaus sehr dankbar,
daß er mir die Orgelbeschreibung Rischs kritisch beurteilte, weshalb ich ihm
das Wort gebe:

„Merkwürdig ist, daß an der Gengenbacher Klosterorgel immer mit hohen Beträgen
herumgebastelt wurde. Das geht sicherlich nicht alles auf Merckels Konto. Die
einzige solide Arbeit würde ich noch den Stieffell zutrauen. Bei einer solch weiträumigen
Anlage sind die vielen Kondukte nicht verwunderlich, und es wird schon
seinen Sinn gehabt haben, wenn die Stieffell sie beließen. Ich finde aber, daß vor
Rischs Begutachtung die Pfeifen einmal höher aufgeschnitten worden waren, ein
Grund, warum die „Kraft" verloren ging und die Kondukten zu eng wirkten. Die
Registerzusammensetzung ist keine originale Merckel-Disposition. So etwas ist nicht
„straßburgisch" genug, um den Originalzustand wiederzugeben. Ich vermute, daß
die Stieffell auch Register ausgetauscht haben.

Im I. Manual scheint mir Nr. 11 „Corneteber 8'" diese Bezeichnung habe ich
noch nie gehört oder gelesen eine spätere Zutat zu sein. Vielleicht stammt das
Register von Rohrer (1741), der in Weingarten eine „Flute Schamaire 8'" zur Vox
humana 8' zu ziehen bauen wollte. Ein enges Register würde auch für die Stieffell
sprechen, kann jedoch wegen der beschriebenen Beschaffenheit nicht von ihnen
stammen. Jedenfalls könnte ich mir statt dieser Stimme eine Cymbale 2- oder gar
"5fach auf dieser Schleife denken das würde „Straßburg" entsprechen.

Die Positivgamba 8' zweifle ich ebenfalls an, zugleich Cornet 4fach. Statt Gamba
8'wäre auf dieser Schleife Nazard 3' denkbar gewesen; Cornet 4fach könnte von den
Stieffell stammen (vgl. 1817/18 in Oberkirch im Rückpositiv ebenfalls Cornet 4fach).

Leo Risch hat die Register übrigens nach ihrer Stellung auf der Lade aufgeschrieben
. Da es in der „Silbermannschule" üblich war, die Register nach ihrer Größe zu
stellen (Mixturen und Zungen hinten), fragt man sich, wieso im Positiv zwischen
Bourdon 8' und Rohrflöte 4' eine Gamba 8' stehen kann; hier steht doch normalerweise
Nazard 3'! Oder sollte der vielfach zitierte „schwäbische Orgelbauer" sich in
dieser Disposition (enge Register) noch auswirken?

Im Positiv scheint die Stellung der Register verändert zu sein. Ich könnte mir
vorstellen, daß Merckel ursprünglich folgende Anlage einrichtete: Prestant 4'
Bourdon 8' Nazard 3' Rohrflöte 4' — Doublette 2' Terz lVs' — Cymbale
3fach 1' Cromorne 8'. Das wären die acht Schleifen, jedoch in anderer Besetzung.

Wer aber weiß, ob nicht tatsächlich im Laufe der häufigen Arbeiten Register umgesetzt
, bzw. ausgewechselt wurden? So jedenfalls, wie Risch schreibt, glaube ich
nicht, daß ein Straßburger Orgelbauer vor 1740 gebaut hat. Auch Rohrer bringt seine
Gamben erst nach 1730".

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