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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0113
„Es war mein sehnlichster Wunsch, das Haus zu ersteigern, das meine Tante
hinterließ und in dem ich aufgewachsen bin34. Ich steigerte bis auf 14 000 f, getraute
mich aber nicht mehr zu geben, weil meine Frau keine große Freude dazu hatte, und
es kam in fremde Hände35. Ich schäme mich nicht zu gestehen, daß ich bittere Tränen
hierüber vergoß, und um mich zu trösten, ermutigte man mich von allen Seiten ein
neues Haus zu bauen. Von einein gewandten Baumeister36 ließ ich mir Plan und
Überschlag machen, und der ganze Bau sollte nach der Berechnung nicht mehr als
13 000 f kosten. Mich der Einsicht und Redlichkeit dieses Mannes ganz anvertrauend
und unerfahren in Bausachen, habe ich den Bau im Frühjahr 1826 begonnen. Die
Gelder flogen hinaus, ich konnte meine Kapitalien nicht schnell genug einziehen, ich
mußte meine Staatspapiere veräußern und zur Vollendung erst noch Schulden
machen . . . Mein Haus kostet mich beinahe volle 40 000 fü! . .

Da im Jahre 1838 Bannwarth zum 2. Beamten im Stadtamt vorrückte,
empfahl ihn sein Vorgesetzter37 auch zur Erteilung des Charakters als Oberamtmann
in einem Bericht, der die Verdienste und die ihm widerfahrenen
Zurücksetzungen deutlich werden laßt:

„Bericht des Stadtdirektors von Vogel das Dienstverhältnis des Großherzogl.
badischen Stadtamtmanns Bannwarth dahier betreffend. Der Großherzogl. Stadtamtmann
Bannwarth wurde im Jahre 1832 vom Assessor zum Amtmann gnädigst befördert
. Seitdem hatten weit jüngere Staatsdienei des Glückes sich zu erfreuen, mit
bedeutenden Besoldungen zu Amtsvorstand- und Collegial Rath-Stellen vorzurücken.
Stadtamtmann Bannwarth gehört nach meiner Uberzeugung zu den Staatsdienern,
die gewissenhaft ihre Dienstpflichten erfüllen, hierin musterhaften Fleiß an den Tag
legen Und der hohen Staats Regierung treu ergeben sind. Dies und der Wunsch,
meinen geehrten Collegen baldigst anderen Großherzogl. Dienern wenigstens gleich
gestellt zu sehen, macht mir zur Pflicht an eine hochlöbliche Kreisregierung die
gehorsamste Bitte zu richten, daß es Hochderselben gefallen möge, sich hochg'eneigt

34 Wie eingangs erwähnt, handelt es sich um das Haus „zum Agstein". Kaiserstr. 9, das die Tante
Katharina, die es 1811 von der Großmutter Bannwarth geerbt hatte, bei ihrem Tode am 5. 11.
1825 hinterließ. Bischof Galura schrieb aus diesem Anlaß an Bannwarth aus Feldkirch (9. 11.
1825) . . . „Die Selige war oft in so großer Noth, daß sie ihr Haus verkaufen wollte, was ich
ihr immer mißrathen habe. Ich darf sagen, um sie vor diesem Schritte zu bewahren, um euch
das Haus zu erhalten und sie nicht Mangel leiden zu lassen, habe ich ihr mein ganzes baares
Vermögen vorgestreckt. . ."

35 Das Freiburger Adreßbuch von 1826 nennt als Besitzer den Kürschner Hensler, der also wohl
das Haus bei der Versteigerung Ende des Jahres 1825 erworben hat. Am 21. 12. 1825 hatte
Bischof Galura wegen des Hauses noch einmal nach Freiburg geschrieben „. . . Gerne hätte ich
es gesehen, wenn sie (Katharina Bannwarth) ihr Haus der Familie um einen bestimmten Werth
vermacht hätte. Es ist etwas hart, daß ein noch von den Eltern gebautes Haus, bei vermöglichen
Erben, in fremde Hände kommt. Ein Haus ist unser nächstes Vaterland, und was gehet über das
Vaterland ? , , ." Dieser Brief ist an Frau Nanette Bannwarth gerichtet, und dies nicht ohne Grund:
zweifellos hat sie gemeinsam mit ihrem Vater G. Hummel Raimund Bannwarth davon abgehalten,
alles aufzubieten, um sich in den Besitz des alten Bannwarthschen Hauses zu setzen.

36 Es war Kreisbaumeister Arnold, mit dem Bannwarth durch die Bauunternehmungen der ihm
verwandten Familie Klein (Umbau des Hauses Zum Wolfeck, Herrenstr. 8) schon seit 1824
nachweislich in Verbindung stand. Bei dem Rang und dem erwiesenen Können des Architekten,
ist es verständlich, daß Bannwarth sich dessen Anordnungen — wie er berichtet — widerspruchslos
fügte, auch wenn die Kosten erheblich wurden, zumal es mit diesem Bau noch eine
besondere Bewandtnis hatte: handelte es sich doch bei seinem — wie dem gegenüberliegenden
— Eckhaus um ein Gebäude, dem von Arnold im Rahmen der neuen Hauptstraße zwischen dem
neuen (Zähringer) Tor und der Innenstadt als Blickpunkt eine besondere Funktion zugedacht
war. So entstand eines der beiden großen und hübschen „Rondellhäuser", Bei H e f e 1 e a. a. O.
wird das Haus,mit Kaiserstr. 8 bezeichnet, wir stellen nach seiner Erbauung in den Adreßbüchern
folgende Nummern fest: 1828: Kaiserstr. 442 Aa, 1835: Kaiserstr. 11. Eine Hefele anscheinend
nicht bekannte Ansicht des Hauses mit genau bezeichnetem Plan der beiden Etagen,
der Nebengebäude, Höfe, Garten usw. gestochen von C. Rösch hat sich erhalten. Der Bau
dauerte zwei Jahre, bis sein Bauherr einziehen konnte, aber nun nicht mehr als Amtsassessor,
sondern als Oberbürgermeister der Stadt, und nun bildete dies repräsentative Haus nicht nur
einen würdigen Rahmen für die neue Stellung, es kennzeichnete gleichzeitig die Einstellung
des Stadtoberhaupts zu der neuen Stadtplanung und seine Bemühungen um sie.

37 Georg Josef von Vogel (3. 9. 1796 20. 2. 1855) Stadtdirektor von Freiburg in den Jahren 1836
bis 1844.

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