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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0126
Am 7. Juli, vormittags 11 Uhr zogen die Preußen hier ein, und am 7. abends,
langte Adolf ebenfalls wohlbehalten hier an. Am 8. nachmittags 4 Uhr traf meine
Familie auf demselben Wege, den ich genommen, auch glücklich hier ein ...
. .. Ich habe Dir nun unsere Fata ausführlich und treu geschildert, ich weiß auch,
daß es Dich freuen wird, vernommen zu haben, daß auch nicht ein Glied meiner Fa
milie nur einen Augenblick in der Treue gegen unseren Fürsten gewankt hat, oder
nur einen Zoll breit von der Bahn der Ehre, und der Pflicht abgewichen wäre, ja daß
wir alle freudig lieber unsere ganze Existenz auf das Spiel gesetzt haben, als irgend
eine pflichtwidrige Handlung zu begehen. Das eigene Bewußtsein gewissenhaft erfüllter
Treue ist aber auch der einzige Lohn, der unter solchen Zeitverhältnissen und
unter solchen Menschen den Mann von Ehre mit der Welt versöhnen kann. Zu Hunderten
haben unsere Beamten bereitwillig der revolutionären Gewalt den Eid der
Treue geschworen selbst in den höchsten Staatsstellen den verschiedenen Ministerien
— hat man sich davor nicht nur nicht gescheut, sondern man hat von da aus
auch noch das Gewissen der niederen Beamten eingeschlummert und sie durch Rundschreiben
förmlich zum Meineide aufgefordert! Und was geschah mit diesen pflichtvergessenen
Menschen? Antwort: Nichts! Wollte man nicht srecen die höheren Diener
einschreiten, so konnte es noch weniger g^e^en die Niedern thn^ und darum
ignoriert man sorgfältig, wer sich treu bewährt habe, und wer nicht, ja ich selbst
habe die freudige Satisfaktion erlebt, daß mir erst kürzlich im Collegium ein Mann
vor die Nase gesetzt wurde, der, so ehrenhaft er sonst in jeder Beziehung ist, ganz
gutmütig geschworen hatte. So sind unsere Zustände, unser Fürst ist zu gut, und
diejenigen, die am Staatsruder sind, kennen ihre Leute nicht. So arbeite ich mir
jetzt seit 8 Jahren für 1500 f (Eures Geldes) die Finger und die Augen ab, ohne in
naher Zeit auch nur irgend eine Aussicht auf Besserstellung zu haben. Nebenbei aber
ist man mit meinen Leistungen vollkommen zufrieden! Genug mit dieser Jere-
miade, nur noch soviel, daß ich nicht mehr Staatsdiener werde, wenn ich wieder auf
die Welt komme! Ich will mich jetzt kurz fassen, sonst müßte ich noch den 3. Bogen
zu Hülfe nehmen.

Die Jahre 1848 und 1849 waren böse Jahre für mich. Neben der fortwährenden,
unerträglichen Einquartierungslast, den vermehrten und erhöhten, unerschwinglichen
Steuern, haben die Realitäten bei uns mehr als die Hälfte ab- und die allgemeine
Verarmung hat so sehr über Hand genommen, daß man weder Zinse, noch Ca-
pitalien einbringlich machen kann. Es ergeben sich hierbei bedeutende Verluste, und
ich selbst mußte in dieser Beziehung schon sehr empfindliche Erfahrungen machen.
Der 2monatliche theure Aufenthalt in Basel, die Transportkosten meiner Effekten,
die Einquartierungskosten während meiner Abwesenheit, die mich auf 248 f. zu stehen
kommen, die noch jetzt fortdauernde Einquartierung, die lange Krankheit meiner
Frau alles dieses und noch manches andere lastet so schwer auf uns, daß es
kaum zu ertragen ist..

Bannwarth an Burgermeister

Freiburg, den 21. September 1856

„ ... Ich bin noch immer Reg. Rath mit 2000 f Gehalt und arbeite noch mit Lust
und Freude wie früher, wenn auch die Finger etwas steifer werden und der Gänsekiel
sich schwerer regieren läßt. Die Zeitverhältnisse haben in unserm Collegium
aufgeräumt, ich bin nun der Älteste in demselben, d. h. derjenige, der am längsten
darinnen sitzt. Schaaf55 ist noch Direktor, Föhrenbach erster, ich zweiter Rath ..

Anläßlich seiner Ernennung zum Geheimen Regierungsrat am 7. September
1857 schrieb Bannwarth an Burgermeister:

55 Friedrich Theodor Schaaff (9. 11. 1792 3. 9. 1876) war von 1850 bis zu seiner Pensionierung
1860 Direktor der Regierung des Oberrheinkreises. Zu gleicher Zeit, während Bannwarth Ober
bürgermeister war, hatte er die Stelle eines Stadtdirektors in Freiburg (6. 6. 1827 24. 2. 1832)
und zeigte sich damals als treuer Anhänger des Regierungssystems, der die Partei der Destruktiven
scharf bekämpfte und den „Freisinnigen" mehrmals beschlagnahmen ließ. So war er ein
Gesinnungsgenosse Bannwarths, und wie bei ihm waren es politische Gründe, die die Änderung
seiner Amtsstellung 1832 verursachten (er kam damals als Obervogt nach Rastatt).

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