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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0140
Erbstück „Grafen von Freiburg" nannten. Damit war Freiburg seiner handelspolitischen
Vorteile beraubt, welche die Eingliederung in einen großen Staat mit sich
gebracht hatte. Es wurde in die Rolle der Residenz eines unbedeutenden Dynasten
und Mittelpunkt eines kleinen Territoriums zurückgeworfen. Der Groß- und Fern
handel trat naturgemäß in seiner Bedeutung zurück, während der Kleinhandel und
die Versorgung des nächsten Umlandes mit Erzeugnissen des Handwerks eine Aufwertung
erfuhr. Zu allem Unglück ließ seit dem Ende dieses Zeitraumes auch die
Ergiebigkeit des Silberbergbaues nach. Die Ausbeute reichte nur noch zur Versorgung
der lokalen Münzstätten. Die Umstellung auf einen anderen, ähnlich ergie
bigen Wirtschaftszweig ist den Freiburgern nicht gelungen.

Diese Entwicklung blieb auf die soziale Struktur der Stadt nicht ohne Einfluß.
Im selben Maß wie ihre wirtschaftliche Bedeutung sank auch das politische Gewicht
der Großkaufleute und stieg der Einfluß des Mittelstandes. Um die Mitte des 13. Jahr
hunderts war die Alleinherrschaft der Geschlechter gebrochen, die sog. Gemeinde
erhielt Stimme und Recht. Handwerker und Kleinhändler organisierten sich in
Zünften; Vereinigungen, die neben berufsständischen auch politische und militärische
Zwecke erfüllten. Sicher haben die Geschlechter dem Schwinden ihres Einflusses nicht
untätig zugesehen. Von ausgesprochenen Zunftkämpfen oder gar blutigen Unruhen,
wie sie aus anderen Städten überliefert sind, hören wir in Freiburg jedoch nichts.
Es hat eher den Anschein, daß die Geschlechter resignierten, ihr Kapital allmählich
in ländlichen Grundherrschaften anlegten und sich aus der Stadt zurückzuziehen
begannen. Die Spannung zwischen dem Mittelstand und den Geschlechtern, die beim
Herrschaftswechsel eine verhängnisvolle Rolle spielte, blieb jedoch bestehen.

„Die Stiefel der Herzöge von Zähringen sind für die Grafen von Freiburg zu
groß." Mit dieser einfachen Formel charakterisiert Wolfgang Leiser treffend die neue
Situation. Die Grafen von Freiburg sind nicht in der Lage, die Stadt in Notzeiten zu
schirmen, sie können ihr auch nichts nützen aber um so mehr schaden. Dazu lud
die Uneinigkeit der Bürgschaft förmlich ein. Zur Zeit des Interregnums, wo die
Schwächeren den Stärkeren ausgeliefert waren, wo Freiburg von seinen Stadtherren
weniger beschützt als vielmehr bedrängt wurde, sah sich die Stadt von zwei Fronten
bedroht: von der zusehends heruntergekommenen Stadtherrschaft einerseits und
vom Expansionsdrang benachbarter Herrschaften andererseits.

Seit 1254 suchte sich Freiburg in verschiedenen Städtebünden politisch abzusichern.
Existenzbedrohend aber wurde die Auseinandersetzung insofern, als wirtschaftspolitische
Mittel eingesetzt wurden: zahlreiche Neugründungen von Städten und
Märkten (Kenzingen, Sulzburg, Neustadt, Waldkirch, Endingen, Schopfheim, Lörrach,
Kandern, Müllheim, Elzach u. a. m.) setzten der Stadt, die ihre Einkünfte mehr und
mehr aus der Versorgung des Umlandes bezog, schwer zu. Freiburg sah sich in seiner
Stellung als Metropole des Breisgaus ernstlich bedroht. Um dieser Bedrohung zu
entgehen, versuchte Freiburg ein städtisches Territorium aufzubauen. Hierzu konnte
die Verflechtung des Patriziats mit dem Landadel nutzbar gemacht werden. Freiburg
ließ an den festen Sitzen der Geschlechter das öffnungsrecht einräumen. Ebenso
wurde der Landadel zum Erwerb des Bürgerrechts ermuntert. Wir finden deshalb
unter den Ausbürgern illustre Namen wie die Markgrafen von Hachberg, die Herren
von Staufen, von Bürgeln u. a. m. Wenn ein Erwerb des Bürgerrechts nicht in Frage
kam, schloß man wenigstens Bündnisverträge, ließ sich Burgen verpfänden und
öffnungsrechte verbriefen.

Bis zum Jahre 1366 war es auf diese Weise der Stadt gelungen, wichtige Positionen
im Breisgau zu besetzen und sich einen erheblichen Teil des Adels zu verpflichten.
Die Selbständigkeit der Stadt und die Beherrschung des Breisgaus wäre vielleicht zu
einem erreichbaren Ziel geworden, wenn nicht das soziale Zerwürfnis innerhalb der
Freiburger Bürgerschaft dies vereitelt hätte.

Während einer Fehde mit ihren Grafen erstürmten 1367 die Freiburger einen von
den Gräflichen besetzten Platz, das Wasserschloß zum Wiger bei Emmendingen.
Mit der Besatzung fielen den Freiburgern auch zwei Straßburger Bürger in die Hand,

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