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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0146
Element in den Vordergrund, wie durch Beispiele aus einer Reihe von Städten belegt
wird. Durch ihren Zusammenhang mit den in Mülhausen nachgewiesenen elsässischen
Schnewlin wird die ministerialische Herkunft auch der Freiburger Familie so gut wie
gewiß gemacht. Nehlsen hat weiterhin nachgewiesen, daß gerade die einflußreichsten
Freiburger Patrizierfamilien, aus deren Reihen die Schultheißen und Ratsmit
glieder kamen, ursprünglich Ministerialenfamilien entstammten (vgl. auch seinen
Beitrag „Cives et milites de Friburg" in dieser Zeitschrift 84785. Jahrg., S. 79 124).
Dieser Einsicht stand bisher, wie bekannt, vor allem die Stelle der Freiburger Grün
dungsurkunde entgegen, wo von den Kaufleuten berichtet wird, die der Stadtgründer
von überallher zusammengeführt habe. Nehlsen meint hierzu, daß die Ministerialen
eigenschaft eine kaufmännische Betätigung nicht ausgeschlossen hat. Vielleicht ist es
so, daß man, wenn in mancher Beziehung Stadtgründung und Marktgründung auseinanderzuhalten
sind, die mercatores mit der Marktgründung im besonderen in Verbindung
zu bringen hat, während bei den u. U. zeitlich schon früher anzusetzenden
„städtischen" Anfängen Leute ministerialischer Herkunft eine Hauptrolle spielten.
Daß die Bürgerschaft im gesamten den Ministerialen gegenüber sich zurückhaltend
verhielt, zeigt der Passus des Gründungsprivilegs, wo die Bürger die Zulassung von
Ministerialen in der Stadt von ihrer besonderen Genehmigung abhängig machen.

Von besonderem Verdienst um die Landesgeschichte ist sodann die ins einzelne
gehende Untersuchung über die Entstehung des Vermögens der Schnewlin und über
ihre Besitzungen bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts. Das Ergebnis ist, daß nicht
so sehr den Bergbauunternehmungen der Familie, als vielmehr ihren geschickten und
glücklichen Geldgeschäften zugeschrieben werden muß, daß die Schnewlin in so
kurzer Zeit in den Besitz überraschend großer Vermögensbestände gelangten. Im
Zusammenhang hiermit wird die schon von Sebastian Münster herrührende und dann
von allen späteren Autoren bis auf Fritz Geiges übernommene Tradition von den
angeblich 14 Linien der Familie Schnewlin auf eine neue sichere Basis gestellt und
die Zuordnung jedes einzelnen Mitglieds der Familie innerhalb des oben genannten
Zeitraums in dem Zusammenhang ihrer tatsächlich zu unterscheidenden Zweige
geklärt.

Im weiteren Sinne besteht das Verdienst des Buches in seinem Beitrag zur Pro
blematik mittelalterlicher deutscher Sozialgeschichte, an die nicht unter Außerachtlassung
rechtsgeschichtlicher Begriffe und Methoden herangegangen werden kann,
im engeren Sinne aber in der Leistung für die Frühgeschichte Freiburgs und für die
mittelalterliche Landesgeschichte des Breisgaus, wo uns auf Schritt und Tritt Mit
glieder der Familie Schnewlin begegnen. Von ihren Anfängen bis zum Ausgang des
14. Jahrhunderts hat der Verfasser sie alle, samt ihren Familienbeziehungen und
Besitzungen, unter Heranziehung aller erreichbaren Quellen, in eine sichere genealo
gische und besitzgeschichtliche Ordnung gebracht. Für die weitere örtliche Forschung
stellt dies eine nicht zu überschätzende Hilfe dar, für die wir dem Verfasser dankbar
sein müssen. Aufs ganze gesehen liefert das Buch ein Beispiel dafür, daß ein Problem
von allgemeiner Bedeutung, wie hier ein Thema der Rechts und Sozialgeschichte des
deutschen Bürgertums, von der minutiösen Aufarbeitung des Materials einer kleinen
Landschaft her Licht erhält.

Dem Buch sind ein ausführliches Quellen und Literaturverzeichnis, Abbildungen
der Siegel der Schnewlin und drei Stammtafeln beigegeben. W. Stülpnagel

Heinz Müller-Dietz, Das Leben des Rechtslehrers und Politikers Karl Theodor
Welcker (Beiträge zur Freiburger Wissenschafts und Universitätsgeschichte,
34. Heft). Verlag Eberhard Albert, Freiburg i. Br., 1968, 154 Seiten.

Auch die Geschichtsschreibung1 läßt sich bei der Auswahl ihres Stoffes mitunter von
den Forderungen ihrer Zeit leiten. Dabei mag weniger die Vorstellung der Wiederholbarkeit
der Geschichte als vielmehr der Versuch einer distanzierten Betrachtung
ähnlicher Phänomene im Vordergrund stehen. Nicht ohne Grund wendet sich daher

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