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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1969/0032
Warum die anmutvolle Darstellung der Heiligen mit Bildern so derber
Kampfesart ergänzt worden ist, kann man wohl so deuten, daß damit der
Kampf zwischen Gut und Böse drastisch aufgezeigt werden sollte.

14 GeorgiusLaub 1618 (Tafel VI, 3 und VIII, h)

Wir können als sicher annehmen, daß es sich bei dieser Scheibe nicht um
ein ursprünglich einheitliches Kunstwerk handelt. Es haben m. E. nur die beiden
Säulen mit den vorher genannten Endinger Scheiben etwas Gemeinsames.
Ich vermute, daß Laub in eine zerbrochene Scheibe aus den Jahren 1528/29
andere Mittelstücke und das Schriftband, das ihn als Stifter der Scheibe nennt,
hat einsetzen lassen. Dies geschah 90 Jahre später, 1618. Mehrere Teilstücke,
größere und kleinere, passen nicht zusammen. Zum Teil kann man sie als
solche aus anderen Scheiben, die wir beschrieben haben, erkennen. Und trotzdem
ist das wörtlich zu nehmende „Stückwerk" interessant.

Georgius Laub, Pfarrer von Sankt Martin in Endingen, ist in einem Zeugenverhör
zum Tränenwunder anno 1615 in der „Oberen Kirche von Endingen
" genannt41.

Diese Scheibe wirkt, verglichen mit der gezeigten, fast einheitlichen
Gruppe von Wappenscheiben direkt unruhig auf den Beschauer; an Thema,
Form und Farbe ist wohl zu viel hineingepreßt worden.

Die bisherige Annahme ist irrig, daß es sich beim Mittelbild um Sankt
Martinus handeln würde42. Es ist nicht der barmherzige Martinus, sondern der
Kämpfer gegen das Böse, Sankt Georg. Der Pfarrherr Georg Laub hat alle
Teile dieser Scheibe, soweit es irgend ging, auf seinen Namen ausgerichtet. So
war ihm auch der eigene Namenspatron, der heilige Georg, wichtiger als der
Patron seiner Oberen Pfarrkirche, Martinus.

Neben dem Pferd des geharnischten Reiters mit erhobenem Schwert kniet
kein Bettler, sondern eine Jungfrau mit der Krone auf dem Haupt, welche
St. Georg aus der Gefangenschaft des Drachen befreit. Oder ist es ein Fürst,
der St. Georg bittet, ihn und seinen Besitz, die Burg im Hintergrund, zu
schützen? Dem feuerspeienden Lindwurm am Boden steckt schon ein Teil der
zerbrochenen Lanze im Leib; der Totenkopf und die Gebeine weisen auf den
Kampf auf Leben und Tod hin.

Die Säulen, nach unserer Vermutung von einer „echten" Scheibe stammend,
sind bunt in den Farben; am Schaft geschmückt mit einer Menschen-Pflanzen-
Gestalt. Das „Laubwerk" ist wieder besonders vertreten, als gewachsene
Arme der Frau oder darüber mit den unverkennbaren Eichenblättern.

In den oberen Ecken der Scheibe hält jeweils ein Engel ein Wappen. Das
eine Wappen zeigt drei Blüten, das andere auf goldenem Wappengrund ein
dreigliedriges Laubwerk, eine Pflanze mit dreimal dreiblättrigem Wuchs.
Diese ovalen Bildnisse in der Laubschen Scheibe sind der nachträglich eingebrachten
Darstellung einer Heiligengestalt im Bogenfeld der Pforr-Scheibe
(11) ähnlich.

41 Abschrift des mit dem 30. Mai 1615 datierten sog. Zeugenverhörs, gefertigt von Martin Gruber,
Endingen, den 20. Januar 1858, befindet sich in Privatbesitz; Ablichtung besitzt der Verfasser.

42 Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, S. 144.

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