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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1969/0082
besondere der zahlreichen Belagerungen und Eroberungen der Stadt Freiburg,
ebenso die Behandlung der Revolutionswirren 1848/49.

Objektiv und ausreichend sind die von Franz Laubenberger verfaßten Kapitel
über Freiburg im Ersten Weltkrieg, die Zeit zwischen den beiden Kriegen, über den
/weiten Weltkrieg, den Bombenangriff auf Freiburg am Abend des 27. November
1944, die Besetzung Freiburgs 1945 und den Wiederaufbau. Es sei jedoch dem
Rezensenten, der die Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegsjahre in Freiburg selbst
miterlebt hat, gestattet, einige kleine Ergänzungen anzubringen, die von allgemeinem
Interesse sein könnten. Bereits im Sommer 1944 wurden die noch nicht zur Wehr
macht einberufenen Freiburger Jugendlichen ab 15 Jahren für drei Wochen zu
Schanzarbeiten in die Yogesen „verfrachtet". Daran schloß sich die von Laubenberger
auf Seite 168 erwähnte bis etwa Mitte November dauernde Schanzaktion am Kaiserstuhl
und am Tuniberg an. Daß beim Großangriff auf Freiburg am 27. November 1944
das Münster verschont worden sei, kann man nicht behaupten. Es ist lediglich nicht
von Sprengbomben direkt getroffen worden. Brandbomben, Splitter, emporgeschleu
derte Pflastersteine vom nördlichen Münsterplatz und der Explosionsdruck der Luft
minen richteten erheblichen Schaden an. Das Maßwerk der hohen gotischen Fenster
, die Orgeln, Altäre und Kirchenbänke im Innern des Münsters wurden stark
in Mitleidenschaft gezogen. Der durch die Bombenexplosionen verursachte Luftdruck
hat etwa 80 Prozent der Ziegel von den Dächern des Münsters abgehoben und zerstört
. Selbst auf der 70 Meter hoch gelegenen Sterngalerie am Turm fand man
Pflastersteine vom Münsterplatz! In monatelanger freiwilliger Arbeit haben Geistliche
zusammen mit Angehörigen der katholischen Pfarrjugendgruppen aus der ganzen
Stadt und französischen Kriegsgefangenen den Ziegelschutt und den während des
Winters 1944/45 in die offenen Gewölbe gefallenen Schnee entfernt sowie den größten
Teil der Dächer neu eingedeckt. Nur durch diesen selbstlosen Einsatz ist es gelungen,
das ehrwürdige Freiburger Münster vor noch größerem Schaden zu bewahren. Durch
aus zutreffend ist die Schilderung darüber, wie die Schwabentorbrücke kurz vor dem
Einmarsch der französischen Truppen am 21. April 1945 vor sinnloser Zerstörung
bewahrt wurde. Wie an der Schwabentorbrücke, so konnten auch an anderen Stellen
der Stadt Freiburger Bürger durch ihr mutiges und kluges Eingreifen die beabsichtigten
Zerstörungen von angeblich strategisch wichtigen Bauwerken und Einrich
hingen vereiteln und militärische Abteilungen davon abhalten, innerhalb der Stadt
Widerstandsnester einzurichten. Trotzdem ist es den abziehenden deutschen Truppen
gelungen, einige Brücken, u. a. die Eisenbahnbrücke beim Komturplatz, zu sprengen.

Man kann sich gut vorstellen, daß bei anderer Anordnung der baugeschichtlichen
Passagen des Rickerschen Buches und einer Erweiterung des historisch dokumen
tarischen Bildteils ein vorzüglicher Band mit dem Titel „Alt-Freiburg in Wort und
Bild" hätte entstehen können. Der Wunsch nach einer zusammenfassenden Geschichte
Freiburgs wird jedoch durch das vorliegende, aus einer Vorlesungsreihe entstandene
Buch nicht befriedigt. Es fehlt also nach wie vor eine den historisch aufgeschlossenen
„Laien-Leser" unserer Zeit durch eine wohlabgewogene, gediegene textliche und
graphische Gestaltung ansprechende, diesen „Laien Leser" über alles Wissenswerte
in verständlicher Sprache ausreichend informierende und gleichzeitig den hohen
Ansprüchen moderner Stadtgeschichtsforschung genügende „Geschichte der Stadt Frei
burg/Breisgau". Das inhalts und umfangreiche, sehr gründlich gearbeitete Kapitel
über die Stadt Freiburg in der amtlichen Beschreibung des Stadt- und Landkreises
Freiburg (Freiburg 1965, Band 1/2, S. 819—1094) kann, zumindest was die Ausstattung
anbelangt, keinen vollen Ersatz für die noch ausstehende große Freiburger Stadt
geschiente bieten.

Franz Götz

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