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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0009
Schwaben, eine civitas Friburch zu bauen begonnen habe7. Dieselbe Nachricht
zu 1091 bringt ein Codex des Klosters Einsiedeln, geschrieben von einer Hand
des 14. Jahrhunderts8, endlich auch die Chronik Jacob Twingers von Königshofen
zu 1091: do ving her Berhtold die Stat zuo Friburg ane ze buwende uf
synem eygen . . .9 Fast allgemein hat man bisher die Nachricht vom Bau der
civitas Friburch im Jahre 1091 auf die „Burg" bezogen, gemäß der Einsicht,
daß zu jener Zeit civitas soviel wie Burg bedeute10. Dem aber steht entgegen,
daß die damalige Bedeutung von bürg sich wesentlich unterscheidet von dem,
was seit dem 13. Jahrhundert bürg genannt wird, und was wir auch heute
als Burg im eigentlichen Sinne betrachten, nämlich die von Anfang an wenig
umfangreiche, meist nicht viel mehr als einen Wohnturm mit einer Mauer
umfassende Adels- oder Geschlechterburg, die veste, das veste hus. Diese seit
dem 11. Jahrhundert aus den Dörfern auf eine Anhöhe verlegten Vesten haben
bei der Namengebung so gut wie niemals das Grundwort -bürg erhalten,
sondern meist -berg, sodann -stein, -eck, -fels u. a.11. Die erste Burganlage auf
dem Freiburger Schloßberg gehörte eindeutig dem Typus des „festen Hauses"
zu12, während die frühmittelalterlichen Burgen oder civitates Großanlagen
waren, die einen stärker befestigten Kern mit einer umwallten Fluchtburg
oder nur leicht eingehegten weiteren Siedlung, etwa Burgweiler, verbanden.
Aus ihnen sind Städte wie Augsburg, Würzburg usw. hervorgegangen. Man
wird demnach mit Recht sagen können, daß civitas zu 1091 sich nicht auf den
Bau einer „Wohnturm-Burg" allein wird beziehen können.

Nun aber hat man bezweifelt, daß die Nachricht der Marbacher Annalen
sich in der Tat auf das Jahr 1091 bezieht. Neuerdings ist B. Schwineköper der
Auffassung W. Schlesingers13 beigetreten, daß der entsprechende Passus der
Annalen an falscher Stelle eingeschoben sei, also nicht zum Jahr 1091 gehöre,
sondern zu einem späteren Jahr, am ehesten zu 1120. Zudem könne mit civitas
die Burg darum nicht gemeint sein, weil nach 1200, als der Annalist seinen
Text verfaßte, civitas nicht mehr Burg, sondern eindeutig Stadt bedeutete14.
Die Nachricht sei also nicht auf die Erbauung der Burg, sondern auf die
Stadtgründung zu beziehen15. Wenn wir civitas nicht auf die Burg, d. h. das
„feste Haus" auf dem Schloßberg, allein beziehen, sondern auf die Erbauung
einer „Großanlage" mit Burg und Burgweiler, dann entfällt die Begründung
dafür, daß die Nachricht zu 1091 an die falsche Stelle gerückt sei, vielmehr der
Zeit der Marktgründung von 1120 zugehöre. Für eine solche kombinierte
Anlage, die der Marktgründung vorausgegangen wäre, ist bei der Namen-

7 Annales Marbacenses ed. H. Bloch (Script, rer. Germ., 1907), S. 37: in proprio allodio Brisau-
gie Friburch civitatem iniciavit.

8 B 1 o c h, ebenda. — Schick, wie Anm. 3, S. 182.

9 Zitiert nach E. H a m m , Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen (1932), S. 30.

10 Vgl. W. Schlesinger, Burg und Stadt. In: Aus Verfassungs- und Landesgeschichte. Festschrift
Th. Mayer 1. Bd. (1954), S. 145 ff.

u Vgl. demnächst W. Stülpnagel, Burgen und Burg-Namen im Breisgau. In: Festschrift W. Müller
(im Druck).

12 Vgl. J. Schlippe, Burgen der Zähringer. Badische Heimat 39 (1959), S. 284: „Der Bau von 1091
umfaßte nur den engen Raum der eigentlichen Kernburg mit dem Wohnturm und der . . . Burg
kapeile, gerahmt von einer hohen Ziegelmauer/

13 (I) S. 91, Anm. 78.

14 (III) S. 50 f.

15 (IV) S. 12.

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