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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0060
fassers, der berichtet, daß er in Versailles auf Grund seiner Zeichnungen ein
Modell des Petersdomes angefertigt und daß der König mit Freude es gesehen
habe.

Unter seiner Aufsicht und Mitwirkung werden in Paris 75 monumentale
Modelle der unter Ludwig XIV. errichteten Festungswerke, jeweils hineingestellt
in die umgebende Landschaft, im Maßstab 1:600 hergestellt. Diese riesigen
Modelle werden in einem Saal des Louvre in strenger Klausur aufbewahrt
und dürfen nur mit Genehmigung des Königs besichtigt werden. Heute
befinden sich die noch erhaltenen Modelle im Dachgeschoß des Invalidengebäudes
in Paris, und man fragt erstaunt, wie es möglich war, diese monumentalen
Modelle vom Louvre unversehrt an ihren jetzigen Aufenthaltsort zu verbringen
. Die Modelle der auf rechtsrheinischem Boden errichteten Befestigungsanlagen
, darunter die von Breisach und Freiburg, sind 1815 von den Preußen
mitgenommen worden; zwei von ihnen sollen in trostlosem Zustand in Berlin
gefunden worden sein11.

Tarades Modelle sind mit derselben Sorgfalt ausgearbeitet wie seine
römischen Zeichnungen, sie geben die Vielfalt und Größe eines Verteidigungssystems
wieder, das Vauban vollendete, weil es der König befahl. Tarade, der
1720 in Paris starb, hat in Thieme-Beckers Lexikon der bildenden Künstler
den Platz eingeräumt bekommen, den er, der Ingenieur, sich als Architeki
und Künstler erwarb.

Dem Bildnis Tarades, das ihn als selbstbewußten Meister im Kreise seiner
Werke zeigt, kann man die selbstkritischen und bei aller Selbstachtung bescheidenen
Äußerungen Vaubans in seinem Brief vom 17. Februar 1693 an le Pele-
tier, den Generalkontrolleur der Befestigungen, gegenüberstellen, in dem es
heifit:

„Die Ingenieurkunst (le Genie) ist ein Handwerk, das unsere Kräfte übersteigt
, sie umfaßt zu viele Dinge, als daß ein Mensch sie in einem souveränen
Grade der Vollendung besitzen könnte. Ich habe eine hinreichend gute Meinung
von mir, um mich für einen der Stärksten der Truppe zu halten und dafür
fähig, geschicktere Leute zu unterrichten, indessen, wenn ich mich prüfe, halte
ich mich nach 40jähriger Tätigkeit und nach der sehr großen Erfahrung, die
mir geschenkt wurde, nur für einen Halbingenieur (demi ingenieur). Der
Ruhm gebührt demjenigen, der mich gerettet hat, und der mich leben läßt bis
heute12."

C h o i s y

Der Marquis de Choisy hat den ersten Entwurf der Befestigungswerke der
Stadt und des Schlosses Freiburg ausgearbeitet, er nahm an der gemeinsamen
Besichtigung der Stadt mit Louvois und Vauban am 12. Juni 1679 teil. Wenn
auch sein Entwurf eine Reihe von Abänderungen durch den späteren Entwurf
Vaubans erfuhr, so sind doch wesentliche Elemente des Vaubanschen Plans
bereits in seinem Entwurf vorbereitet oder angesprochen: die Einbeziehung
des „alten Schlosses" in das Verteidigungswerk, seine Absicherung durch weitere
Werke auf den höheren Plätzen des Schloßbergs, die Niederlegung eines

11 Schlippe: Das Rheintor in Breisach.

12 Lazard, S. 614.

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