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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0071
sonen zu den „Offizieren der Festung" gehören, deren Gehälter bis 1681 bei
den von der Stadt aufzubringenden allgemeinen Kriegskosten verrechnet
wurden und nunmehr von der Stadt unmittelbar übernommen werden18. Zu
ihnen zählen der Gouverneur mit einem Monatsgehalt von 750 Livres, der
Leutnant des Königs mit 225 Livres Gehalt, der Schloßkommandant mit 150
Livres, der Platzmajor mit 112 Livres Gehalt, dazu ein Adjutant, ein Major
und drei Schreiber. Nicht zu den Offizieren der Festung gehören der Kriegskommissar
, der zugleich Subdelegierter des Intendanten des Elsaß ist, und der
Ingenieur als Leiter des „Genie", der mit dem Ausbau und der Überwachung
der Festungsanlagen betraut ist. Der Kriegskommissar, von 1689 bis 1691
Francois Heron, Escuier, Conseiller du Roi, sodann bis 1694 Christophe An-
drien Perrin, Sieur du Rudosne, und Nicolas de Sucy, Seigneur de Chambaux
et de St. Germain, hat ebenso wie der Gouverneur die Möglichkeit, unmittelbar
mit dem Staatssekretär des Kriegs zu korrespondieren, da Louvois eine
möglichst umfassende Berichterstattung wünscht und die eingehenden Berichte
verschiedener Dienststellen miteinander vergleicht. Die Stärke und Zusammensetzung
der Garnison wechselt ständig, von Zeit zu Zeit erscheinen als
Inspektoren hohe Offiziere, die eine „Revue" der Truppen abhalten und über
ihren Zustand nach Paris berichten. Militärische und zivile Verwaltung, die
vom Intendanten gesteuert wird, arbeiten, nicht immer reibungslos, aber doch
aufeinander abgestimmt, zusammen im Dienste des Königs.

Chamilly und die Dependenzen

Im Jahre 1669 erschien in Paris bei Claude Barbier ein Buch mit dem Titel:
„Portugiesische Briefe, übersetzt in das Französische". Die Schrift enthielt
fünf Briefe, die eine nicht genannte portugiesische Nonne aus ihrem Kloster
an einen mit ihrem Bruder befreundeten französischen Offizier gerichtet
hatte. Der Empfänger der Briefe war kein anderer als Noel Bouton, Graf von
Saint Leger, Marquis von Chamilly, der seit 1665 als Freiwilliger des Regiments
Schömberg im Dienste Portugals gegen die Spanier gekämpft hatte.
Das Kriegshandwerk hat ihn weit herumgetrieben, auch in Candia (Hera-
klion) auf Kreta hat er gekämpft. Die anonym erschienenen Briefe, deren
portugiesischer Originaltext nicht erhalten ist, wurden der Nonne Marianna
Alcoforado (1640 1723), die seit früher Jugend ihr Leben im Clarissinnen-
kloster in Beja verbrachte, zugeschrieben. Die Briefe sind Ausdruck einer
starken, unerwiderten, sich selbst in Qual verzehrenden Passion. Rilke hat
sie 1907 kennengelernt und 1913 ins Deutsche übertragen. Unter dem Eindruck
dieser Lektüre schrieb er 1907 über Chamilly:

„Damals stellte er, eitel und selbstsüchtig, ein paar Anforderungen an
ihr Gefühl, die sie so glänzend erfüllte und mit soviel Genie übertraf, daß er
sich erschrocken zurückzog. Sein Fortgehen war für sie das Unbegreifliche,
aber es bestimmte sie in ihrer Aufgabe1."

Der Herzog von Saint-Simon, ein scharfer Beobachter menschlicher Vorzüge
und Schwächen, gibt seiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß Chamilly
die übermäßige Leidenschaft der Schreiberin der portugiesischen Briefe

18 v. Auer, Finanzwesen der Stadt Freiburg 1648—1700, S. 133 ff.
i Portugiesische Briefe. Ubertragen von Rainer Maria Rilke. Insel Bücherei Nr. 74.

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