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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0103
von Strafiburg Besitz ergriffen und durch Prachtentfaltung seine Macht und
seinen Glanz den neu erworbenen Provinzen, zu denen die Städte Strafiburg
und Freiburg gehörten, vor Augen geführt.

Am 16. September 1690 besuchte der Dauphin Freiburg. Nach dem Tode
seiner Frau wünschte man ihn zu zerstreuen und schickte ihn zum zweiten
Male zur Armee nach Deutschland, bei der er, der nach Saint-Simon mit einer
mittelmäßigen Intelligenz ausgestattet war. sich nicht bewährt hatte. Bei
seiner vorhergegangenen ersten militärischen Mission im Jahre 1688 hatte
man ihm vorsichtigerweise den Marschall von Duras und sechs Generalleutnante
zur Unterstützung beigegeben. Am 17. Mai 1690 verließ der Dauphin
Paris, besuchte das Elsaß und fand sich am 1. Juni in Landau bei der Armee
ein, die er auf das rechte Rheinufer begleitete. Am 30. September übergab er
in Neuenburg das Kommando dem Marschall de Lorges11.

Über den Besuch des Dauphins, der als „Monseigneur" bezeichnet wurde,
berichtet der Gouverneur von Freiburg du Fay am 16. September 1690 an
Louvois, der sich den Titel „Monseigneur" gleichfalls hatte zuteilen lassen.
Der Dauphin kampierte auf halbem Wege zwischen Freiburg und Breisach,
während Herr von Villeroy mit einem Kavalleriecorps im Dorfe Zähringen
Quartiere bezogen hatte. Am 16. September machte der Dauphin eine Tour
rund um die Außenwerke der Stadt, er besuchte auch das Schloß und die
Forts des Schloßbergs. Alle Bürger, berichtet du Fay, seien entzückt gewesen,
den Dauphin passieren zu sehen.

Die Konkordanz der Sprachen

Das Frankreich Ludwig XIV. ist auf dem Weg zum Einheitsstaat, dessen
Schrittmacher die Intendanten sind, aber noch ist es ein vielsprachiges Land.
In den neu erworbenen Provinzen spricht die Bevölkerung Flanderns flämisch,
die des Elsaß Deutsch; Katalanisch, Provenzalisch und Baskisch werden in
südlichen Landesteilen, Bretonisch im Westen gesprochen. Selbst in den
Tälern der Westvogesen wird von den Bergen Lothringens bis Beifort und
weiter nach Süden ein Patois gesprochen, das die Bewohner als „le Romain"
bezeichnen1. Der Staat ist, trotz seines Strebens nach Einheit, tolerant gegenüber
dem sprachlichen Ausdruck seiner Bewohner, die Besitznahme neuer
Provinzen läßt ihr kulturelles Eigenleben unangetastet. Noch haben die leitenden
Männer nicht erkannt, daß auch die Sprache ein Werkzeug der politischen
Integration darstellt. Noch ist die Sprache ein Mittel des gedanklichen Aus-
tauschs, nicht der politischen Einflußnahme.

Die Gouverneure Freiburgs bedienen sich bei der Aufzeichnung deutscher
Ortsnamen einer phonetischen Methode, sie schreiben so, wie ein französisches
Ohr deutsche Worte aufzunehmen vermag. Du Fay bezeichnet den Hohlen
Graben als „Olgraben", den Ort Muggenbrunn als „Mokbrun", selbst Villars,
der zu wichtigen diplomatischen Missionen in Wien und an anderen Orten
verwendet wird, bezeichnet die Schnapphähne als „schenapans", Günterstal
als „Kinderstal". Frischmann, der Resident des Königs in Straßburg, hatte sich

Ii Christian Pfister, Le Dauphin et le Duc de Bourpogne en Alsace. Saisons d'Alsace 1953 S. 55.
i Livet Intendance S. 204.

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