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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0105
geben. Der Gerichtsschreiber und spätere Schultheiß der Stadt Johann Wilhelm
Jäger nannte sich „Jean Guillaume le Chasseur"10, er wurde 1682 von der
Stadt nach Paris entsandt, um sich für Entschädigungen und die Wiederherstellung
der Universität einzusetzen, und verließ nach dem Abzug der Franzosen
Freiburg, um Stadtschreiber und Syndikus in Schlettstadt zu werden11.

Der Intendant la Grange hat die Zahl der Einwohner Freiburgs auf
4600 Seelen angegeben. Das Schätzungsbuch von 1677 zählt 904 Steuerzahler,
darunter 842 Zünftige, die Einquartierungslisie vom 18. Januar 1686 zählt
706 Haushaltungen. Am 26. Dezember 1693 wird die Einwohnerzahl einschließlich
der zugezogenen französischen Familien auf 5148 angegeben12. Nimmt
man an, daß durchschnittlich sechs bis acht französische Regimenter ständig
in Freiburg waren, so käme man mit Noack zu dem Ergebnis, daß die französische
Gesamtbevölkerung einschließlich der Zugewanderten zur deutschen
Bevölkerung im Verhältnis von sieben zu vier gestanden habe. Die Stärke
der französischen Garnison war jedoch zahlreichen Schwankungen unterworfen
, und die französischen Regimenter waren, wie sich aus den Protokollen
der Revuen ergibt, keineswegs aufgefüllt. Bei der Räumung Freiburgs durch
Frankreich verblieben auf eigenen Wunsch 76 selbständige französische Eingewanderte
in Freiburg13. Der französisch und der deutsch sprechende Teil
der Bevölkerung dürfte sich während der Zugehörigkeit zu Frankreich die
Waage gehalten haben. Für diese Koexistenz mußte ein Modus vivendi gefunden
werden, der sich mitunter in Heiraten vollzog, aber vor allem der sprachlichen
Verständigung bedurfte.

Der Intendant: Jacques de la Grange

Gouverneure, Kommandanten, Kriegskommissare und Ingenieure, die in
Freiburg stationiert sind, kommen, gehen und lösen sich ab, der Intendant
bleibt. Vom August 1673 bis zu seiner Abberufung im Februar 1698 ist
Jacques de la Grange Intendant des Elsaß, bis 1682 mit dem Sitz in Breisach,
einer Stadt, die in 500 Häusern 800 Familien mit 4600 Seelen beherbergt, nach
der Besitznahme Straßburgs durch Frankreich verlegt er seine Dienststelle
in diese Stadt, die damals in 3200 Häusern 4300 Familien mit 28000 Seelen
umschloß1.

Seine Wirksamkeit umspannt somit die ganze Dauer der Zugehörigkeit
Freiburgs zur Krone Frankreichs, sie umfaßt in dieser Zeit nahezu alle
Bereiche, in denen die Wirksamkeit des Staates sich entfaltet. Der Herzog von
Mazarin, Gouverneur des Elsaß, ist ferne, ohne Macht und Einfluß, er führt
ein Schattendasein, und nur seine verpfändeten Revenuen gehören der Wirklichkeit
an, der Intendant ist präsent, aktiv, wirksam, nahezu allgegenwärtig.
In ihm entfaltet sich, innerhalb seiner Provinz, die Machtfiille des Königs, den
er vertritt. Wie i n der Person des Königs die Gewalten des Staats sich ungeteilt
vereinigen, ist der Intendant „Conseiller du Roy", was einen bloßen Ehrentitel
darstellt, aber zugleich: ,.Tntendant de justice, police et finances en
Alsace et en Brisgau". Die Gerichte mögen ihn einschränken, aber wie der

10 Neustädter, S. 7. 13 Ebenda S. 339.

11 Bader IV, S. 201, d'Anthenay S. 7.

12 Noack, S. 326. i Memoire de Grande

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