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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0129
Kehren wir zur Urkunde von 1144 zurück. Die topographische Bestimmung
macht deutlich, daß sich die beiden Bereiche im Münstertal weithin decken und
lediglich ein Streifen im Bereich des Britznatales sich in dem überlappenden
Teil des größeren Bezirks befindet, wobei ungewiß bleibt, ob nur das obere
oder das gesamte Britznatal hierzu gehörte. Hier hatte Sankt Trudpert nun
keine Ansprüche als Grundherr, lediglich die „cura animarum colonorum",
mithin die pfarrlichen Rechte standen ihm zu, und auch diese scheinen nicht
unumstritten gewesen zu sein, wie die Anmerkung zeigt, daß das Seelsorgerecht
durch eine „concessio" von den Konstanzer Bischöfen gewährt worden sei.

Die älteste topographische Bezeichnung in jenem Teil des oberen Münstertales
, in welchem Sankt Trudpert im 12. Jahrhundert keine grundherrlichen
Rechte besaß, ist der „Brizzenberc", ein Name, dessen Bildung ungewöhnlich
ist, denn er leitet sich von dem Flußnamen „Brizina" ab. Von Gewässernamen
gebildete Bergnamen sind im Schwarzwald äußerst selten. Als nächsten Verwandten
führe ich den auf den Bachnamen „Eitera" zurückgehenden „Eyterberg
" bei Schönau im Wiesental an. Hier wurde wie bei „Brizzenberg" die im
Sinne von Bach verstandene Endung -a zugunsten des neuen Grundwortes
-berg aufgegeben. Weitere Verwandte sind der „Birkenberg" bei Sankt Ulrich,
in dessen Nähe 1318 ein „Birkenbach" bezeugt ist9; ferner „Urberg" bei Sankt
Blasien nach dem „Urbach", vielleicht auch der „Schapenberg" bei Schappach
(Wolf ach) .

Die Gemeinsamkeit der genannten Beispiele reicht indessen wesentlich
weiter: sie sind alle Schauplatz mittelalterlichen Silberbergbaus gewesen! Der
„Eyterberg" bei Aitern tritt zudem im 14. Jahrhundert als Grubenname auf10,
ebenso 1318 „ze Birchiberge ze der frone11". Zieht man angesichts dieser
Parallelen noch in Betracht, daß im Gebiet des Stohren/Brizzenberg nicht
weniger als vier blei-silberhaltige Erzgänge auftreten, der Sägenbach-, Gespreng
-, Barbara- und Willnauer Gang12, die nach den Aussagen der Quellen
sämtlich im 14. Jahrhundert abgebaut wurden (vgl. Abschn. 4), wobei die drei
erstgenannten im namengebenden obersten Brizinatälchen (= Sägenbach)
liegen, so wird „Brizzenberg" als alter Bergwerksname faßbar. „Brizzenberg,
Eyterberg, Birkenberg, Urberg" scheinen als Verlegenheitslösung ihre Namen
gewonnen zu haben, als man erzsuchend in wenig erschlossenen und in der
Namengebung noch kaum differenzierten Gebieten den Bachläufen folgte und
auch von dort aus Schürfungen ansetzte. Es sei hier auch auf die königliche
Regalverleihung an Graf Egen von Urach-Freiburg im Jahre 1234 verwiesen13,
wo die Silbererzlagerstätten in Verbindung mit Flußläufen vergabt wurden
(Elz, Dreisam, Wiese usf.).

Nachdem wir im „Brizzenberg" die ältesten Gruben im Schauinslandgebiet
aufgespürt haben, ergibt sich die Frage, wer sich hinter der Erschließung des
hochgelegenen Grubenbezirks und der zugehörigen Siedlung verbirgt. Wir
wissen bereits, daß Sankt Trudpert als Grundherr im übrigen Münstertal hier

9 Gemeindearchiv Bollschweil, Urkunde 1 (Abschrift 16. Jahrhundert).
io GLA 11/491

n Die Urkunden des Heiliggeistspitals zu Freiburg, I.

12 vgl. Anm. lr S. 32

13 vgl. Abschnitt 3, Anm. 1.

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