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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0143
gebietes an die Gemeinde Oberried und der Wegzug der Bergleute als Möglichkeit
in Betracht gezogen. Deutlich spricht dies der Oberrieder Dingrodel
in seiner Fassung von 13954 aus: „Es ist ouch ze wissen, die Leut, die vff dem
diesselmuot sigendt. Wer es sach, daß die dannen khemen, so solent die guter
wider vmbgefallen sein an die XX11I1 Lehen gen Oberriet." Die S'edlung auf
dem Diesselmut war auch damals noch deutlich nur ein geduldeter Fremdkörper
, nicht aber eine für beständig angesehene Ausbausiedlung der Oberrieder
!

Der „Diesselmuot", also das Gebiet um den heutigen Haldenhof, ist das
Siedlungszentrum der alten Bergbauperiode, nicht der tiefer gelegene Hofsgrund
. Vor dem 16. Jahrhundert trägt bezeichnenderweise niemand die Herkunftsangabe
„von dem Hofsgrund", dafür aber stets „ab dem Diesselmuot5"
Ähnlich wie bei der älteren „Wildenau" am Brizzenberg-Stohren darf man
wohl an einen zentralen Wirtschaftshof denken, der als Diesselmuot- bzw.
Haldenhof alle Wechselfälle des Bergglücks überdauern sollte, sowie an kleinere
Bergmannshäuser, die anscheinend mit dem Ende der ersten großen
Abbauperiode um 1400 wieder aufgegeben worden sind und dann tatsächlich
samt Gütern, wie im Rodel von 1395 angedeutet, an die Muttergemeinde Oberried
zurückgefallen sein dürften bzw. an das Priorat Oberried.

Was bedeutet der Name „Diesselmuot"? Schriftliche Zeugnisse lassen das
Wort schon etwa 100 Jahre vor seinem Auftritt als Ortsbezeichnung in einem
sanktgallischen Zinsverzeichnis der Orte Ebringen und Norsingen um 1250 als
Personennamen erkennen: „dictus Dichselmuot de decima in Biengen 30 den
(-arios)6." Im Jahre 1283 nennt sich einer der zehn Todtnauer Bürger, die sich
anläßlich der Pfarreigründung in Todtnau dem Abt von Sankt Blasien als
Geiseln für die Einhaltung der besonderen Verpflichtungen des Ortes verbürgen
, „Johannes diessilmuot". Bei der endgültigen Trennung der Pfarrei
Todtnau von der Mutterkirche Schönau wird er wieder als Geisel aufgeführt,
diesesmal in der älteren Form „Johannes dictus Diehselmuot" (1288)7. Im
15. Jahrhundert nennt sich ein Geschlecht im breisgauischen Neuenburg erneut
in den beiden Varianten: 1409 Walther und Petermann Dichselmütz, 1444 Walter
Tieselmuot, Sohn eines verstorbenen Hans Tieselmüt8. Die Folgerung:
Dichselmuot oder Diesselmuot ist kein ursprünglicher Ortsname, sondern
Personenname, die Quellen würden sonst ein „de" bzw. „von" voransetzen,
wie z. B. bei den Freiburger Bergwerksverwandten „de Urberc", „von Totten-
owe" und auch bei dem nachher erwähnten „de Wildenowe". „Ab dem Diesselmut
" nennen sich erst die im 14. Jahrhundert auf der Halde wohnenden Personen
, die aber alle ihre gesonderten Familiennamen besitzen, wie z. B.
Götterschin, Wegellin usf. Anderseits läßt schon der Namensträger „Diessilmuot
" von 1283 in Todtnau einen deutlichen Bezug zum Silberbergbau
erkennen, da nur sehr angesehene, d. h. im Silberbergbau reich gewordene
Bürger dem Kloster Sankt Blasien für die Verpflichtungen der jungen Berg-

4 Stadtarchiv Freiburg, Urkunden Oberried, Dingrodel von 1296 (tatsächlich liegt dabei die Fassung
von 1395 vor).

5 Vgl. Namensübersicht zu Ende von Abschnitt 4.

6 H. Wartmann, Urkb. der Abtei St. Gallen, III, 775.

7 GLA K'he, 11/493 (1283 und 1288).

8 ZGO, NF. 26 (Pfarrarchiv Neuenburg), ferner Urkunden des Heiliggeistspitals zu Freiburg, II,
S. 138.

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