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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0180
Unter den auswärtigen Klöstern, die im Bereich der Neuburg begütert
waren, ist das Zisterzienserkloster Tennenbach (bei Emmendingen) hervorzuheben
. Zur Verwaltung seines Streubesitzes in und um Freiburg unter
anderem besaß es in Nachbarschaft mit St. Märgen Rebberge im Immental -
errichtete es 1220 einen großen Klosterhof mit einer Kapelle, mit mehreren
Wirtschaftsgebäuden, Mühlen und anderem Zubehör. Schon damals floß hier
ein Bach, ein sogenannter Runz, vorbei. Noch zu Anfang unseres Jahrhunderts
trug ein Weg entlang diesem Bach den Namen „Klosterhofweg".

Dieser klösterliche Wirtschaftshof, gewöhnlich „Mönchhof" genannt, gab
dem Mönchstor seinen Namen, wenngleich dieses auch gelegentlich als „der
Tuschen herran tor" bezeichnet wird. Nach der Aufhebung des Klosters im
Jahre 1806 bezog eine der ersten Freiburger Fabriken, die Zichorienfabrik
Kuenzer, die verlassenen Gebäude des Tennenbacher Hofes. In der Zeit von
1910 1912 entstand dann an der gleichen Stelle das längst in Freiburg beheimatete
Verlagshaus Herder, das in seiner baulichen Konzeption etwas vom
Gesicht des Tennenbacher Hofes anklingen läßt. Auch das im 19. Jahrhundert
errichtete „Abtshäuschen" an der Südostecke des Terrains, ursprünglich ein
Gartenhäuschen, nach dem Kriege als Gefallenengedenkstätte restauriert,
erinnert an den einst vor den Mauern der Neuburg gelegenen Klosterhof.

Das Vorhandensein all dieser Kirchen und Klöster bedeutete in unterschiedlicher
Intensität ein mannigfaltiges Wirksamwerden karitativer Tätigkeit
: Seelsorge, Schaffung von Arbeits- und Verdienstmöglichkeit für Handwerk
und Landwirtschaft, Pflege von Kranken und Alten in den Spitälern,
Beherbergung von Armen und Fremden, Vermittlung von Schulbildung.

Daneben wurden in der Neuburg auch kommunale Einrichtungen mit sozialer
Motivierung und Zielsetzung gegründet. So gab es an der heutigen
Kreuzung Merian-/Rheinstrafie ein Armenspital, welches von dem bekannten
Bürgerspital „Zum Heiligen Geist" an der Westseite des Münsterplatzes
unterhalten wurde. — Bereits 1376 taucht ein Findelhaus auf; unter diesem
Datum macht ein Arzt eine Stiftung für die „fundenen kinden" (1536 „fundel-
kinder"). Dieses Heim lag etwa an der Stelle des heutigen Kolpinghauses; aus
ihm entwickelte sich vier Jahrhunderte später die Waisenhaus Stiftung der
Stadt Freiburg in Günterstal. — Schließlich wissen wir auch von der Existenz
eines Blatternhauses (1496 zum erstenmal erwähnt) und einer Elendenher-
berge (Ecke Habsburger-/Ludwigstrafie), die wir beide im Einzugsbereich
des Armenspitals lokalisieren können. — Eine Sonderform sozialen Dienstes
wurde im städtischen Frauenhaus geleistet, das an der Ostseite des Karlsplatzes
etabliert war und in gewissem Sinne als „Haus zur offenen Tür"
fungierte.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfuhr die blühende Entwicklung
der Neuburg ein jähes Ende. Nachdem gerade die Menschen in Herdern
und in der Neuburg während des Dreißigjährigen Krieges besonders viel Leid
und Zerstörung hatten tragen müssen, wurde 1677 das seit 300 Jahren österreichische
Freiburg von den Franzosen erobert und bald danach an Frankreich
abgetreten. König Ludwig XIV. ließ die Stadt durch seinen Festungsbaumeister
Vauban zu einer schwer einnehmbaren Bastion ausbauen. Um ein
übersichtliches militärisches Vorfeld vor den sternförmig angelegten Festungsmauern
zu gewinnen, wurde die Neuburg genauso wie die anderen Vorstädte
buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht.

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