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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0183
Von sozialen Einrichtungen des vorigen Jahrhunderts in der Zähringervorstadt
könnte man die Universitätskliniken nennen, das erzbischöfliche
Knabenseminar, das Heim des katholischen Gesellenvereins (das heutige Kol-
pinghaus), oder weiter draußen in Herdern — das Blindenheim. Im ganzen
Lande vielschichtig wirksam und deshalb besonders erwähnenswert sind die
beiden Mutterhäuser: In Herdern das Mutterhaus der evangelischen Diakonissen
(gegründet 1898) mit angeschlossenem Krankenhaus und Krankenpflegeschule
, in der Neuburg das auf dem Gelände der ehemaligen Deutsch-
ordenskommende gewachsene Mutterhaus der katholischen Vinzentinerinnen
(1851) mit dazugehörigem Altersheim und Josephskrankenhaus. Von Strafiburg
aus ins Leben gerufen, wurde dieses Mutterhaus zu Anfang unseres
Jahrhunderts Mittelpunkt der größten Ordensprovinz innerhalb der Strafi-
burger Kongregation.

Der Standort des Domizils der Barmherzigen Schwestern macht uns auch
auf eine geographische Besonderheit aufmerksam, mit der der Stadtteil Neuburg
aufwarten kann. Kurz vor der Kreuzung Habsburger-/Albertstrafie ist
ein Mosaik mit der Markierung des 48. nördlichen Breitengrades in den Gehweg
eingelassen. Diese Markierung, zurückgehend auf die Angaben des ersten
Professors für Geographie an der Universität Freiburg, Ludwig Neumann,
wäre nach neueren Berechnungen des städtischen Vermessungsamtes um etwa
50 Meter weiter nach Norden zu verlegen, so daß sie ungefähr auf die Höhe
der Mutterhauskirche zu liegen käme.

Runden wir unsere Übersicht von der geschichtlichen Entwicklung der Neuburg
ab. Seit der Jahrhundertwende wuchsen Altstadt, Neuburg und Herdern
fest zusammen, wobei sich Herdern ein durch Villen, Parks und Gärten aufgelockertes
Bild bewahrt hat. Die Verkehrsverbindung von Herdern nach
Günterstal, seit 1891 durch eine private Fuhrhalterei mit pferdebespannten
Wagen betrieben, 1901 durch die städtische Straßenbahn übernommen, unterstrich
augenfällig die engere Orientierung der Vororte auf das Zentrum hin.

Der Luftangriff am 27. November 1944 vernichtete die Neuburg, darüber
hinaus aber die Altstadt Freiburgs. — Die Belagerungen und Feldzüge des
17./18. Jahrhunderts, das mangelnde historische Verständnis des 19., die haßerfüllten
Kriege des 20. Jahrhunderts haben den Großteil der historischen
Bauten und Denkmäler Freiburgs und seiner Vorstädte ausgelöscht. Wie
vielerorts, so erinnern auch in der Neuburg nur noch Straßen- und Flurnamen
an die geschichtliche Vergangenheit, die uns in den überlieferten Urkunden
und Akten, Karten und Ansichten früherer Jahrhunderte wieder lebendig
wird.

Als erste Erweiterung der 1120 gegründeten Stadt, gewissermaßen als
„neue Burg" der „freien Burg", beherbergte die nördliche Vorstadt in auffallender
Konzentration eine große Zahl kirchlicher und kommunaler Stätten
karitativen Wirkens. Diese Tradition lebt fort in der Arbeit der modernen
Kirchen, Schulen, Krankenhäuser und Pflegeheime von Neuburg und Herdern,
deren Kreis nun auch durch die Einrichtungen des Deutschen Caritasverbandes
als Zentren sozialer Arbeit und Wohlfahrtspflege erweitert wurde*.

Hans-Josef Wollasch

• Ein Vorabdruck des obigen Beitrags erschien im Jahrbuch des Deutschen Caritasverbandes 1969,
S. 28 34, der auch die Klischees freundlicherweise zur Verfügung stellte.

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