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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0190
16. Mai 1695 ging der Bescheid an den Schultheißen zu Ölten zurück, daß er
seinem „Ambtsangehörigen Melchior Wüest dem Bildhauwer Von ölten, welcher
dismahlen in lobl. Statt Freyburg in Uechtland in arbeit sich aufhaltet,
förderlich zu wüssen mache, daß Er Innert Monatsfrist seinen Creditorn
Begegnen, Und ohnklagbahr machen Thue, widrigenfahlß alsdan seine mittel
an ein öffentliche ganth geschlagen werden19." Trotz der massiven Drohung
gelang es nicht, die Schulden einzutreiben. Als auch der Versuch, die in größter
Armut lebende Bildhauersfrau zu einer Übersiedlung zu ihrem Mann zu
bewegen, fehlschlug und ihr Almosen ausbezahlt werden mußten, forschten
die Solothurner Behörden nach der für die Armengenössigkeit zuständigen
Gemeinde. Sursee, von dem aus Hans Melchior Wüest 1669 nach Solothurn
zugewandert war, wehrte eine Unterhaltspflicht mit dem Hinweis ab, daß das
Bildhauerehepaar aus Seewagen (bei Kottwil), Amt Wilisau, und aus Mauen-
see. Amt Knutwil, (beide Kanton Luzern) stamme. Am 13. November 1697 verzeichnen
die Solothurner Archivalien die Abhörung des Gant-Rodels als
letzte schriftliche Nachricht über die armseligen Lebensverhältnisse der Bildhauerfamilie
Wüest. Anscheinend zog der bedrängte Meister aus dem Solothurner
Gebiet ab, um sich und den Seinen bessere Existenzbedingungen zu
suchen. Der 1701/02 entstandene Hochaltar der Adelhauser Klosterkirche im
vorderösterreichischen Freiburg sollte sein letztes schicksalhaftes Werk werden
.

Um die persönlichen Zusammenhänge zu verdeutlichen, wäre noch ein
Wort über jenen „Bildhauer Norbert", der beim Altarbau assistierte, zu
sagen. Als Sohn des Bildhauers Johann Melchior Wüest und der Susanna
Studerin am 18. Oktober 1681 zu Ölten getauft20, dürfte Nobert Lukas seine
Bildhauerprofession wohl nur beim Vater erlernt haben. Als der Hochaltar
für das Adelhauser Neukloster entstand, hatte Norbert Wüst ein Alter von
20 bzw. 21 Jahren erreicht, war also alt genug, um als Geselle mitzuarbeiten.
Anscheinend verlor er bei der Gelegenheit in Freiburg sein Herz, denn am
13. November 1707 schloß er („h:jv: Lucas Norbert Wiest de Sollenturn in
Helvetia filius leg: Melchioris Wiest Sollentori civis") mit Anna Maria Witsch-
gerin, einer ehelichen Tochter des Freiburger Bürgers und Webers Philipp
Jakob Witschger, die Ehe21. Möglicherweise vervollkommnete Norbert Wüst
zwischen 1702 und 1707 auf einer Wanderschaft seine Ausbildung. Als er am
23. September 1707 bei der Stadt Freiburg die Aufnahme als Bürger und
Zünftiger beantragte, betonte er ausdrücklich, daß „seiner Profehsion kheiner
allhier".22 Die Ratsherren erteilten ihm den Bescheid „wan er Ein probstuckh
seiner arbeith durch außmachung Eines Crucifixes Von holtz Undt Bein,
darumben ahn H: obristmaister remitieret, Thuen werte, solle Nach Gestaltsambe
der sachen fehrnere Verbeschaidung Erfolgen23." Nach einigem Hin und
Her nahm ihn Freiburg im Frühjahr 1708 bürgerlich und zünftig auf.24 Leben

19 Staatsarchiv des Kantons Solothurn, Solothurner Ratsmanual 199/1695, S. 346 f.

20 Mitteilung von Herrn Dr. Konrad Glutz-Blotzheim, Solothurn, aus dem Oltener Taufbuch.

21 Dompfarramt Freiburg, Ehebuch' 1647—1733, S. 581.

22 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 114, S. 286.

23 Wie Anm. 22, S. 312.

24 Stadtarchiv Freiburg, wie Anm. 22, S. 590; Einnahmebuch der Stadt 1708, Bl. 9; P XXIII 67 —
Protokollbuch der Bauzunft zum Mond, S. 2.

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