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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0200
bei anderer Gelegenheit schon einmal ausgeführt habe73, werden oft Rechnungsbelege
gerade dann schmerzlich vermißt, wenn persönliche Beziehungen
zur Beauftragung eines Künstlers geführt haben. Fehlen dazu den Kunstwerken
noch die Signataren, bleiben zur Bestimmung eines Meisters nur die
Möglichkeiten der Stilkritik und der genauen Erfassung persönlicher Verbindungen
zwischen Auftraggeber und mutmaßlichem Künstler übrig. In einer
solch schwierigen Lage stehe ich im Falle des Bildhauers, der zu den flach
gehaltenen, elegant nach oben schwingenden Seitenaltären das dekorative
Schnitzwerk und die Putten beisteuerte. 1731/32 kam für die Ausführung dieser
Arbeiten nur der Freiburger Bildhauer Andreas Hochsing in Betracht,
und zwar aus zwei Gründen. Andreas Hochsing verheiratete sich am 5. April
1704 in Freiburg mit einer Magdalena Denzlingerin aus Hochdorf74. Dabei
wurde er als „oriundus de Schwaz tyrolis civis modo hic et aedituus pro t: ad
S: Ciaram. Statuarius", also als aus Schwaz stammender Bildhauer und derzeitiger
Diener des Klosters St. Klara in Freiburg bezeichnet. Beide Angaben
zur Person des Meisters sind für unsere Zusammenhänge sehr beachtenswert.
Am 4. September 1702 legte eine Schwester der Adelhauser Priorin, nämlich
„Sorror Maria Coleta Tschortschin" aus Schwaz, im Kloster St. Klara die feierliche
Profeß ab74a. Andreas Hochsing verdiente sich bei jenen Klarissen
anfänglich den Lebensunterhalt und schuf für sie „gar wol gefallen und hoch
gelobt wordene" Arbeiten. Einen zweiten Ausgangspunkt für persönliche
Beziehungen zur Adelhauser Klostervorsteherin bot die Tiroler Herkunft des
Bildhauers. Friedrich Hefele berichtete, Hochsing sei (abweichend von der
Angabe des Eheeintrages) „von Weerberg oberhalb Schwaz in Tirol" gebürtig
gewesen75. Um den Widerspruch aufzuklären, bat ich Herrn Pfarrer Johann
Ruggenthaler in Weerberg um die Ermittlung des Taufeintrages Andreas
Hochsings. Leider beginnen die Weerberger Taufbücher erst im Jahre 1740.
Die Taufbücher des Pfarrortes Kolsass, von dem aus Weerberg bis 1739 seelsorglich
betreut wurde, ließen eine Feststellung des gesuchten Eintrages nicht
zu. Obwohl in der zweiten Hälfte des 17, Jahrhunderts Hochsing-Familien in
Weerberg lebten, ist darum nicht mit Sicherheit zu sagen, ob Andreas Hochsing
direkt in Schwaz oder in der Nähe von Schwaz geboren wurde. Jedenfalls gehört
er in den Kreis der Schwazer Künstler, die in Freiburg ansässig wurden und miteinander
eng zusammenarbeiteten. Friedrich Hefele veröffentlichte 1934 einige
Notizen zur Biographie Andreas Hochsings. Trotzdem hat dieser Tiroler Bildhauer
in Freiburg noch nicht die gebührende Würdigung erfahren. Es ist keine
Übertreibung, wenn ich auf Grund der von mir erfaßten zahlreichen Belege
ausspreche, daß Bildhauer Andreas Hochsing der Freiburger Hauptmeister im
ersten Drittel des 18. Jahrhunderts gewesen ist. Arbeiten von Bedeutung, die
in der genannten Zeitspanne für die Stadt oder das Münster auszuführen
waren, fielen ausnahmslos ihm zu. Dazu kamen Aufträge aus dem Breisgau.

73 Schau-ins Land 83/1965, S. 163.

74 Dompfarramt Freiburg, Ehebuch 1647 1733, S. 546.

74a Stadtarchiv Freiburg, H 185 Chronik und Kopialbuch des ehemaligen Freiburger Barfüßerklosters
(1299 1712), S. 541. — Friedrich Hefele hob dazu früher schon hervor, daß die Klarissen
(wie die Franziskaner) zur Tiroler Provinz des Ordens gehört hätten und dadurch „mannigfache
Beziehungen zu Tirol" erklärbar seien.

75 Joseph Ludolph Wohleb, Die alte Pfarrkirche von Wiehre Adelhausen. Schau ins Land 61/1934,
S. 47, 6. Kapitel, Anm. 3 von Friedrich Hefele.

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