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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 32
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Findbuch u. a. auch die nach Klingnau geflüchteten Originale gesondert auswies
und sich so manches Original in Schweizer Archiven (vor allem in den
Staatsarchiven Aarau und Zürich) wiederfinden ließ. Gebel war bei der Niederschrift
dieses Repertoriums (wenige Wochen vor seinem Tod am 10. September
1676) so präzis, daß er auch die Mehrfachüberlieferung vermerkte und
andere Details notierte.

Ich muß mich im folgenden angesichts des anschwellenden Materials der
exemplarischen Methode bedienen, d. h. an wenigen bezeichnenden Beispielen
die weitere Geschichte des sanktblasianischen Archivs dartun. Dank der
breiten handschriftlich überlieferten Produktion des Registrators Stanislaus
Wülberz (er hat dieses Amt 1725 1729 bekleidet, verfolgte jedoch in seinen
Darstellungen zur Klostergeschichte die fortschreitende Entwicklung des klösterlichen
Archivwesens äußerst genau)29, der bis zu seinem Tod unermüdlich
tätig war, ist ein lückenloser Katalog der Registratoren bzw. Archivare überliefert
, der dann bis zur Aufhebung des Klosters fortgeführt worden ist, sind
jedoch auch zahlreiche Interna des sanktblasianischen Archivwesens bekannt30.
Die vierjährige Registratorentätigkeit von Wülberz hatte zumindest für die
urkundlichen Archivbestände die stärksten Spuren hinterlassen. Dieser Regi-
strator hat jede ihm greifbare Urkunde systematisch regestiert, er hat die oben
beklagten Rasuren auf den Dorsa veranlaßt bzw. selbst vorgenommen und dann
in einem unverkennbaren Stil und in einer unverwechselbaren Handschrift ein
ausführliches Regest geschrieben. Ein Beispiel bietet die Abbildung 1. Mit Wülberz
ist die Reihe der Dorsualnotizen abgeschlossen. Es werden nur noch die
später anfallenden Urkunden archivalisch bearbeitet.

Daß das sanktblasianische Archiv in der Ära des Fürstabtes Martin (II.)
Gerbert (1764 1793), P. Ussermanns und Trudpert Neugarts die eigentliche
Basis der hochfliegenden Pläne für eine „Germania Sacra" geworden ist31, soll
hier nur am Rande erwähnt werden. Durchgreifende Neuordnungspläne, die
1765 durch Martin Gerbert eingeleitet wurden, konnten angesichts der kriegerischen
Wirren jener Zeit und der furchtbaren Brandkatastrophe vorerst nicht
realisiert werden. Sicher standen diese Pläne im Zusammenhang mit den weiter
gesteckten wissenschaftlichen Zielen. Wir können darauf nicht eingehen. Es
sollte auch nur der größere Kontext angedeutet werden. Auch andere Probleme

29 Neben der in Anm. 20 erwähnten Historia und der in Anm. 21 zitierten Epitome sind der fünf
bändige Codex probationum ad historiam Blasianam . . . (St. Paul XXI. 1912) und die sieben
Bände Analecta ad historiam San Blasianam (St. Paul XXI. 1872) anzuführen. Vgl. meine Arbeit,
Studien (wie Anm. 8), 1 f.

so Bezeichnend für den Bewußtseinsstand und das Selbstverständnis eines sanktblasianischen Klosterarchivars
ist der überschwengliche Passus in Wülberz' Historia II, p. 209: „Utinam Ciceronem
pro domo sua agere possem! Archivum Semper pro viribus amavi et adiuvi nec unquam ad
tumbam usque diligere cessabo. Illud turris insuperabilis monasterii iurium, rerum agendarum
anima, veritatis lux et inter tot nebulas individuus comes. Hoc corruente iura pereunt nec ulla
historiae fides. Antiqui historici monasteriorum bona fide rem suam sine die et consule per
egerunt. Medioximi plerumque somniis et annilibus fabulis delectati sunt: recentiores vero sine
archivorum crebra et diligenti cura in profundum lapsi cymeriis pene tenebris innatarunt; ut
nemo cordatus tuto pedem figere queat, ni archivum lampada praebeat. Sed et haec cum ingenti
crysi pertractanda. Inter nebulas facile quivis labitur, si viae comes desit. Hinc tot gemitus un-
dique audimus, firmissima ac amplissima olim iura officialium oscitantia deperdita, feudorum
agrorumque limites ignorari, originem monasteriorum in fabulis cubare, imo abbatum Seriem
aliorumque virorum illustrium mendis haud carere! Verum quid aliorum sortem ingemiscimus!
Plerique archivi Chartas, ut sacra Eleusinis, abscondunt, ut omnes omnia ignorent".

31 Vgl. Georg Pfeilschifter, Die St. Blasianische Germania Sacra, Kempten 1921. — Briefe und
Akten des Fürstabt Martin II. Gerbert von St. Blasien. Band 1. Bearbeitet v. Wolfgang Müller.
Willi Vomstein, Trudpert Neugart und die Einführung der biblischen Sprachen an der Universi
tät Freiburg. Freiburg i. Br. 1958.

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