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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 39
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ergründen, wird ihm zum Mittel der Erkenntnis der „Volkspoesie", wie er sie
in den überlieferten Bräuchen und sonstigen Lebensäußerungen seiner Kinzigtäler
Bauern und Kleinbürger vor sich zu haben glaubt. Das Geschichtliche
liefert ihm aber auch den greifbaren, phantasievoll auszuschmückenden Stoff.
Und dabei entsteht dann die Geschichte und Volkskunde berührende Frage,
wie der Volksschriftsteller mit dem historischen Stoff dort umgegangen ist, wo
es ihm nicht in erster Linie um historische Erkenntnis, sondern weit mehr um
die ihm vorschwebende Ganzheit der „Volksseele von Gottes Gnaden" ging9.

Natürlich mußte sich der unermüdlich nach Zeugnissen, Vorkommenheiten,
lustigen und traurigen Verstrickungen der Menschen der Heimat suchende
Volksforscher an die Quellen halten, wie sie sich ihm boten. Sie boten sich zunächst
im Kreis der Freunde und Bekannten, zumal der Kinzigtäler Landsleute
, aus denen er sich seine Gewährsleute heraussuchte10; Hansjakob ging
dabei nicht zimperlich mit diesen um und pflegte ihnen hartnäckig zuzusetzen.
Als für seine Zeit ungewöhnlich forscher Explorer faßte er Menschen und
Dinge äußerst robust an, was in bemerkenswertem Gegensatz zur eigenen
Empfindlichkeit, zur oft vorgebrachten und oft auch vorgeschützten „Nervenschwäche
" steht. Man wußte in seiner Umgebung, daß es nicht ohne Risiko war,
in seinen Gesichtskreis zu treten und von ihm ausgefragt oder gar als Figur in
irgendeiner seiner Erzählungen vorgeführt zu werden. Findigkeit kann man
ihm jedenfalls nicht absprechen. Sie äußert sich auch dort, wo sich Hansjakob
in einer vielschichtigen Literatur — dem gesamten Umfang nach heute kaum
mehr feststellbar umsieht, naturgemäß auch auf den vielen, stets Erzählungsstoff
bietenden Reisen. Man kann sich vorstellen, daß er kein bequemer
und leicht zufriedenzustellender Bibliotheksbenutzer war. So steht es dann
auch mit den Archiven; und da Martin Wellmer, dessen Andenken
diese kleine Hansjakob-Studie gewidmet ist, Historiker und Archivar gewesen
ist, der sich um das badische Archivwesen, auch um seine Geschichte, verdient
gemacht hat, soll uns für heute „Heinrich Hansjakob als Archivbenüt-
zer" beschäftigen.

Wie es mit Hansjakobs Archivbenützung und seinen für die Archivverwaltungen
nicht immer leicht zu erfüllenden Wünschen steht, läßt sich anhand der
glücklicherweise erhaltenen Benützerakten11 des Fürstlich Fürstenbergischen
Archivs in Donaueschingen anschaulich verfolgen. Mit Donaueschingen
verbanden Hansjakob ja in seine Jungmänner jähre zurückgehende Beziehungen
. Dort tauchte er im Januar 1864 als Lehramtspraktikant am Gymnasium
auf, und er hat, wie viele andere vor ihm und nach ihm, der Schreibende
nicht ausgenommen, in den Fürstenbergischen Instituten für Kunst und
Wissenschaft für Anfänger- und Nachstudium höchst ergiebige Anregungen
erhalten. In jenem Donaueschinger Jahr 1865 ging er in seiner Lehramtskarriere
einen Schritt weiter gen Waldshut — dürfte ihm das F. F. Archiv noch

9 Zu den hinter diesem von Hansjakob oft gebrauchten Dictum stehenden Vorstellungen sh. meinen
Vortrag v. 23. I. 1971, abgedr. im Hansjakob Jahrbuch IV (Freiburg 1972) S. 11 ff.

10 Musterbeispiel eines solchen war der Waldhüter Josef Dieterle im Forsthaus zu Heubach im
oberen Kinzigtal; vgl. Hermann Fautz, Aus der Werkstatt Heinrich Hansjakobs, Brief
Wechsel mit J. D. (Hansjakob Jahrb. 2, Freiburg 1964). Dieterle gab nicht nur Auskünfte nach
seiner Erinnerung, sondern teilte H. auch viele orts und forstgeschichtliche Daten mit. Auch
der sonstige bekannt gewordene Briefwechsel H .s besteht zu großen Teilen aus derartigen
Recherchen.

11 F. F. Archiv, Archivsache VI. 1/a (Benützerakten) Freiburg: Dr. Hansjakob, Stadtpfarrer. 1892.
1901.

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