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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 52
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0054
Die folgenden Bemerkungen verfolgen denn auch nicht das Ziel, im Vorgriff
auf die künftige Forschung schon ein Gesamtbild der Pfalzensituation im
deutschen Südwesten zu entwerfen, sondern mit Hilfe einer Zwischenbilanz die
besondere Problematik der Pfalzen im Herzogtum Schwaben zu beleuchten. Sie
greifen damit auf eine alte Vermutung Wellmers zurück, und darum mögen
sie ihm auch noch nachträglich gewidmet sein.

Die Einschränkung auf die Zeit der Ottonen (und frühen Salier), die bereits
im Titel angedeutet ist, ergibt sich aus der Sache selbst. Überblickt man nämlich
die bisherigen Arbeiten über die südwestdeutschen Pfalzen, so macht man die
auffällige Beobachtung, daß sie im allgemeinen der Karolinger- oder der Staufer
zeit zugute kommen, gelegentlich auch beiden, aber überraschend wenig für
die Zeit der Ottonen und frühen Salier ergeben3. Das ist verständlich bei Pfalzen
wie Bodman oder Marlenheim, die mit dem Ende der Karolinger zeit dem
Königtum entfremdet, oder bei solchen wie Hagenau, die erst unter den Stau-
fern zu Pfalzen aufgestiegen sind. Es ist aber doppelt auffällig bei anderen
wie Zürich, Ulm, Erstem, Kolmar oder Schlettstadt, die zweifellos ottonische
Pfalzen waren, aber in deutlichem Unterschied zur Karolinger- wie zur Stau-
ferzeit jetzt ganz im Hintergrund bleiben, und zwar was vor allem wichtig
ist : mehr im Hintergrund bleiben als die Pfalzen der übrigen Herzogtümer.
Daraus ist zu schließen, daß der Unterschied nicht allein in der unterschiedlichen
Überlieferung oder in der ungleichartigen Bearbeitung begründet sein
kann. Er muß offenbar auch und vor allem in der Sache liegen. Das heißt: wenn
wir die Pfalzen im Südwesten weniger deutlich fassen können, wenn uns so
bedeutende königliche Stützpunkte wie Ulm oder Kolmar nicht recht greifbar
werden, so geht das allem Anschein nach darauf zurück, daß die Pfalzen im
Herzogtum Schwaben, jedenfalls unter den Ottonen und Saliern, eine andere
Stellung einnehmen als in den übrigen deutschen Herzogtümern. Man denke
nur an die sächsischen und fränkischen Pfalzen, die damals ihre große Zeit
erlebten und, wie die häufigeren Bezeugungen erkennen lassen, ein stärkeres
Eigenleben entwickelt haben als sie. Angesichts dieses Sachverhalts bietet sich
die Annahme an, daß die unterschiedliche Pfalzensituation mit dem besonderen
Verhältnis und den jeweiligen Möglichkeiten des Königs in den einzelnen Herzogtümern
zusammenhängt. Zieht man daraufhin das Itinerar, den Reiseweg
des Königs, zu Rate, so ergibt sich eine Beobachtung, die uns einen ersten wesentlichen
Hinweis gibt: das Itinerar weist nämlich aus, daß die Könige in
Schwaben neben den Pfalzen von Anfang an besonders oft Reichskirchen aufgesucht
haben, und es scheint, daß hier schon früh ein engerer Zusammenhang
zwischen den einzelnen Pfalzen und Reichskirchen bestand. Wenn also
die südwestdeutschen Pfalzen stark im Hintergrund blieben, so hängt dies anscheinend
damit zusammen, daß hier die Reichskirchen eine größere Rolle
spielten, und beides scheint letztlich darin begründet zu sein, daß die ottoni-
schen und salischen Könige sich in dem von ihren Machtzentren entfernteren
Schwaben in besonderem Maße auf die Reichskirchen verwiesen sahen, um ihre
Herrschaft intakt und funktionsfähig zu halten.

Wir brauchen bei dieser Vermutung nicht stehenzubleiben. Sieht man genauer
zu, so kann uns das Itinerar, das uns den ersten Hinweis gab, auch ganz
konkrete Anhaltspunkte für die Beanspruchung der Pfalzen wie der großen

3 Die Quellensituation beginnt sich bereits mit Heinrich III. zu ändern, mit dem wir deshalb unsere
Bemerkungen abschließen.

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