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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 86
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0088
ersten Kontakt zu dem Maler Simon Göser (den er von 1770 bis 1790 dann
ebenfalls wiederholt beschäftigte) fand, läßt den Abschied Georg Saums wie
einen Abbruch der Beziehungen zu seinem Herrn und Mäzen erscheinen. Wie
wäre sonst zu erklären, daß Georg Saum nach 1764 keinen einzigen Auftrag
mehr von St. Peter erhielt oder übernahm? So gut wie den Konstanzer Maler
Herrmann oder den zuerst nicht seßhaften Simon Göser hätte Abt Steyrer
später ja auch den Georg Saum aus Straßburg herbeiholen können, wenn
unser Maler im Frieden von ihm geschieden wäre.

Diese Vermutung zu bestätigen scheint die Feststellung, daß Georg Saum
für einen anderen Auftraggeber aus dem Breisgau von Straßburg her weiterarbeitete
. Ich erinnere an die Vorgänge um den Neubau der Lindenberg-
kapelle. Als unser Maler aus Mähren zurückgekehrt war, ritt er am 5. Juli
1762 sofort von St. Peter zum Tuniberg weiter, um sich dem Freiherrn von
Kageneck vorzustellen. Die Verbindung zwischen Georg Saum und dem
Schlofiherrn in Munzingen überdauerte jedoch nicht nur die Arbeit in der
Lindenbergkapelle, sondern auch die Loslösung des Malers von St. Peter. Zwei
Belege bezeugen das. Im Gräflich von Kageneckischen Hausarchiv in Munzingen
wird eine Quittung aus dem Jahre 1766 aufbewahrt, die bescheinigt:
„Notta. 1 pfd. bariser lack Vor 24 Liber Mit demm bezalt georg saum23". Noch
mehr Aufschluß bietet ein Schreiben des Munzinger Kaplans Christen an den
Straßburger Schaffner der kageneckischen Besitzungen, Herrn Silberrath, dem
im Auftrag Johann Friedrichs von Kageneck mitgeteilt wurde: „. . . P: S:
Gdger Herr ersuchet Selbe Von der güthe zu sein, dem H: Saum Mahleren in
jener Buttig, wo schmidhueber gearbeitet, zu sagen, das Er zu dem Italiennischen
kupferstich händler zu gehen sich bemühen wolte, und Von Ihme ein
duzend sogenante müncherner fisch bemsel zum fein mahlen kaufen solte,
wo Selbe Sie bezahlen möchten. So die bemsel von münchen nit zu haben we-
ren, kunten andere nit gebraucht werden. Empfehle mich aller schönstens.
Caplan24." Unzweifelhaft wird damit nachgewiesen, daß Georg Saum während
bisher unbekannt gebliebener Arbeiten im Munzinger Schloß auch Arbeitsmaterialien
(Pariser Lack) und Handwerkszeug (Pinsel zum Feinmalen) selbst
besorgt und 1766/1767 von Straßburg zum Tuniberg mitgebracht hat. Die Datierung
beider Belege läßt unseren Maler als einen jener Künstler erkennen,
die in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts die luxuriöse Barockisierung
des Munzinger Kageneck-Schlosses vollendeten25. Bedauerlicherweise sind
von der barocken Pracht heute nur noch Reste zu sehen. Das Schloß hatte unter
den kriegerischen Ereignissen der Jahre 1796 bis 1813 schwer zu leiden gehabt.
Erst Graf Karl von Kageneck vermochte 1854, das nach den Einquartierungen
und Plünderungen der napoleonischen Zeit verödete Herrschaftsgebäude
wieder (wenngleich einfacher und bescheidener) voll bewohnbar zu machen.
Daß dabei die „Wände, welche kunstreich mit mythologischen und allegorischen
Szenen bemalt waren, glatt getüncht26" wurden, deutet auf den Verlust

23 Freundliche Mitteilung von Graf Alfred von Kageneck, Munzingen, aus einem Rechnungsbündel
mit Notizen u. Quittungen über Farben und Pinsel aus der Zeit v. 16. April bis 5. Juli 1766.

24 Gräflich von Kageneckisches Hausarchiv in Munzingen, Bündel von Rechnungen für gelieferte
Farben und Pinsel vom 2. Juli 1766 bis 10. März 1767, letztes Blatt.

25 Hermann Brommer, Kunst am Tuniberg (Kap. Munzingen) Badische Heimat/Mein Heimatland,
51. Jg., Heft 1/2, Juni 1971, S. 81, 1. Sp.

26 Freundliche Mitteilung von Graf Alfred von Kageneck, Munzingen, aus der Geschichte der
Gräflichen Familie von Kageneck (von Heinrich Graf von Kageneck), Freiburg/1870.

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