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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 87
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0089
der Wandbilder des 18. Jahrhunderts hin. Oder sollten unter der Übertün-
chung noch Arbeiten Georg Saums versteckt sein27? Erhalten blieb hingegen
das von Simon Göser signierte, 1767 datierte, einen Götterhimmel darstellende
Deckenbild im Speisesaal des Munzinger Schlosses28. Somit gibt sich an den zur
selben Zeit in Munzingen entstandenen Wand- und Deckenmalereien zwischen
den Malern Saum und Göser ein Zusammenhang zu erkennen, auf den ich im
nachfolgenden Kapitel nochmals zu sprechen kommen muß.

Noch im Sommer 1767 entschloß sich Georg Saum, in Straßburg dauernd
seßhaft zu werden. Das Protokoll der Zunft zur Steltz meldet davon: „Montags
den 6ten Julij 1767 Georg Saum der Mahler Von St: Peter gebürtig, stehet
in Gegenseyn Herrn Peter Joseph Biedermann und Herrn Johannes Kraußert,
beeder Eines Löblichen Corps der Mahler Obermeistere, Vor und Bitt um
Aufnahm des Meisterstucks, obligirt sich Vermög der articul 2. Stuck Historien
, und eine Kutschenthür mit blum Werck zu machen. Die Herren Obermeister
, zugegen, Consentiren in die Aufnahm des Meislerstucks. Erkandt. Willfahrt
, dt 2 Livres vor die Aufnahm und 1 L 6 ß Vor 1. Kaufgericht29." Nach fast
dreijährigem Aufenthalt, den er entsprechend des Stadtbrauches zum
Teil als Geselle bei einem städtischen Meister verbracht haben mußte30, strebte
Georg Saum das Meisterrecht und damit die Einbürgerung in Straßburg an.
Die Zunftakten berichten weiter: „Meisterstuck. Samstags den 5ten Septembris
1767 erscheint in Gegenseyn S. T. H. Eliae Brackenhoffer des beständigen geheimen
Collegii der HIL XV. hochansehnlichen Beysitzers und hoch Verordneten
Hn. Obmanns bey der Mahler Meisterstuck Schau ingleichen der 4. ge-
schwohrenen H. Meisterstuck Schauere Hr Joh: Georg Saum der leedige Mahler
von St. Peter im Breißgau gebürtig, praesentiert seine jüngst aufgenommene
Meisterstuck, in der Einsatzung des heyl. Abend Mahl, der Bußfertigen Mariä
Magdalena und einer Gutschen Thür Von Blum Arbeit bestehend, bittet solche
zu examinieren und zu besichtigen, quo facto Ihne als einen Meister zu erKen-
neu. Die 4. geschwohrene IL Meisterstuck Schauere referieren, daß die Vor-

27 Graf Hans von Kageneck als Besitzer gestattete im November 1971 dankenswerterweise eine
Untersuchung der Wände im ersten Obergeschoß des Munzinger Schlosses durch Restaurator
Michael Bauernfeind, Freiburg. Dort kamen im 18. Jahrhundert die große „Obere Halle" und drei
Räume der Gartenseite für die mythologischen und allegorischen Wandmalereien in Betracht.
Die Ergebnisse: In der „Oberen Halle" einst lichtdurchflutet, heute durch Buntglasfenster des
19. Jahrhunderts stark abgedunkelt und mit Ahnenbildern behängt boten sich die Wände für
eine festlich wirkende Bemalung geradezu an. Die Einquartierungen in den Kriegen hinterließen
dort allerdings die schlimmsten Spuren, so daß die Wände mindestens zweimal verputzt werden
mußten. Es ist deshalb nicht auszuschließen, daß dabei die Wandmalereien des 18. Jahrhunderts
verlorengingen. Der Speisesaal, dessen von Simon Göser 1767 geschaffener Götterhimmel
unversehrt erhalten blieb, ließ nicht erkennen, ob unter den Anstrichen und Wandtäfelungen noch
etwas verborgen liegt. Im „Grünen Zimmer" mit Deckenmalerei des Simon Göser („Laube
oder Vogelkäfig") tragen die Holzverkleidungen der Wände ebenfalls einen Ölfarbenanstrich.

An der Fensterfront des „Blauen Salons" waren unter den Tapetenbespannungen jedoch entzückende
Blumendekorationen des 18. Jahrhunderts (Öl auf Leinwand) zu sehen. Von Georg
Saum? Vgl. die Blumendekoration einer Kutschentüre 1767 in Straßburg. Die meisten Wandflächen
zeigten sich unter den Tapeten leer. Lediglich zwei der großen Felder an der langen
Innenwand des Zimmers enthalten naiv gepinselte Blumenmalereien mit einem Kakadu (aus der
l. Hälfte des 19. Jahrhunderts). Ob die Plünderungen der napoleonischen Zeit diese Leerstellen
verursacht hatten? Außerdem ziehen über Spiegel und Zimmertüren des „Blauen Salons" vier
in blaugrauen Tönen gehaltene Supraporten die Blicke auf sich: Elegante Gemälde (graziös tanzende
Paare), die nicht von Simon Göser stammen. Arbeiten Georg Saums?

28 H. Ginter, wie Anm. 6, S. 120/121.

29 Archives de la Ville de Strasbourg (Stadtarchiv Straßburg), Corporation de l'Echasse 14, ungebundene
Hefte ohne Seitenzahlen.

30 Leider fehlen in den Zunftakten für die Zeit von 1764 bis 1767 Einträge über die Einstellung von
Gesellen.

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