Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 121
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0123
Graf Franz I. Joseph gelangte durch Protektion seiner Taufpatin, der Kaiserin
Maria Theresia, in ihre Ritterakademie, das „Theresianum'* in Wien, wo er
eine ausgezeichnete (humanistische) Erziehung erhielt, 4 Sprachen erlernte
und sich vor allem in der Rechts- und Kameralwissenschaft ausbildete. Nach
dem Verlassen der Akademie im September 1766 konnte ihn so die Kaiserin
zum Wirklichen Kammerherren ernennen. Anschließend trat Franz I. Joseph
seine Kavaliersreise an, die ihn durch den größten Teil der österreichischen
Monarchie, nach Italien, England, Frankreich und Holland führte. Diese Reise
wurde durch ein halbjähriges Praktikum beim Gouverneur der Lombardei in
Mailand (1767/68) sowie durch ein einjähriges Praktikum beim General-Gouverneur
der österreichischen Niederlande in Brüssel vorteilhaft unterbrochen.
Nach seiner Rückkehr trat er unter seinem Vater in das Landesgubernium
zu Innsbruck ein, begann aber noch im gleichen Jahre — 1769 — eine Reise
durch die österreichischen Vorlande, die Landvogteien Schwaben, Breisgan
und Ortenau12. Bei dieser Gelegenheit gelangte der 22 jährige Franz I. Joseph
nach Freiburg im Breisgau, das seit 1752 Sitz der vorderösterreichischen Regierung
und Kammer war.

Über seine Reise erstattete er uns einen leider nicht erhaltenen, gut aufgenommenen
schriftlichen Bericht an die Böhmische Hofkammer; vielleicht
ist die uns überlieferte „Strohrede" ein Stück davon oder zumindest in dem
Zusammenhang entstanden.

Wir wissen also nicht, wie Graf Enzenberg in Freiburg mit dem Brautpaar
bekannt war oder bekannt gemacht wurde. Jedoch bestanden gerade in dieser
Stadt vielfache persönliche Bindungen an Österreich, vor allem an Tirol, so
daß wir annehmen dürfen, daß der Sohn des Präsidenten des Tirolischen Lan-
desguberniums in Innsbruck auch wenn er zunächst für die Freiburger ein
„Fremder" war bei der Gesellschaft und dazu noch „dem Hause der Brautmutter
empfohlen" leicht und schnell Einlaß und Anschluß gefunden hat13.
Unsere anfängliche Hoffnung, den bei dieser Hochzeit zusammengekommenen
Personenkreis ohne allzu große Schwierigkeiten ermitteln und identifizieren
zu können, stellte sich leider sehr bald als eine arge Täuschung
heraus. Als Hauptschwierigkeit erwies sich die ungenaue und mitunter auch
falsche Aufzeichnung der Familiennamen, und diese noch durchweg ohne Vornamen
oder Titel. Mit einiger Sicherheit läßt sich nur sagen, daß nach unserer
Analyse der Liste der Hochzeitsgäste diese rechts und links des Rheines sitzen,
miteinander versippt und verschwägert sind und daß eine Reihe von vorderösterreichischen
Beamten und Militärs zu ihnen gehören. Vielleicht wäre die
Lösung des Rätsels geglückt, wenn wir das Brautpaar oder wenigstens dessen
Familien hätten herausfinden können14.

12 Enzenberg u. Preuschl-Haldenburg, aaO. S. 62; Berner, Die beiden Grafen, aaO. S. 12 f.

!3 Hans Kramer, Die Beziehungen zwischen Vorderösterreich und Österreich in der Neuzeit in:
Fr. Metz, Vorderösterreich 1967, S. 94—100; ebda Friedrich Hefele, Freiburg als vorderösterrei
chische Stadt, S. 363 f. — Das Enzenberg-Archiv besitzt nur 2 Faszikel, in denen Namen der bei
der Hochzeit anwesenden Gäste vorkommen: V. III 1/2 (1031) betreffend eine Klagsache des
kurpfälzisch neuburgischen Hofrats Joh. Raphael v. Khuon gegen den Frh. v. Sturmfeder 1802 bis
1809; V. V. 1/7 (1169) enthält einen Brief des Frh. v. Schönau/Maynau an den Grafen Enzenberg
in Klagenfurt von 1790 IV 19.

14 Der Verfasser schuldet Dank für zahlreiche Hinweise vor allem Dr. A. Müller, Freiburg i. Br.,
ferner der Direktion des Bad. GLA zu Karlsruhe, die auch den Nachlaß Kindler v. Knobloch in
ihre eingehenden Nachforschungen einbezogen hat. Weiter hat er zu danken Stadtoberarchivrat
Dr. Fr. Laubenberger, Freiburg i. Br., sowie Dr. S. Krezdorn, Bad Schussenried.

121


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0123